Der verbannte Highlander
werdet Ihr also tun?«
»Ein paar Wachmänner nehmen und nach Castle Campbell zurückkehren, um Hilfe zu holen. Die restlichen Männer werden bei den Verwundeten bleiben.«
»Und Eure Dienerin?«
Sie lächelte schwach. »Ich fürchte, ich kann sie nicht von der Seite ihres Mannes losreißen. Alys will nichts davon hören, ihren Donnan zu verlassen.«
Er runzelte die Stirn, als er die übrigen Wachmänner zählte. »Dann bleiben Euch nur wenige Männer als Eskorte.«
»Es geht nicht anders. Wir werden schon zurechtkommen. So weit ist es nicht.«
Bedeutungsvoll wandte er den Blick zum Himmel. »In ein paar Stunden wird es dunkel sein.«
Ihr Blick schoss hoch und suchte seine Augen, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. »Glaubt Ihr, dass …?«
»Sie kommen nicht zurück.« Instinktiv trat er einen Schritt auf sie zu, um ihr die Angst zu nehmen. Nahe genug, um ihren süßen Duft einzuatmen. Um die Hand auszustrecken und
über die sahnig weiße, weiche Rundung ihrer Wange zu streichen. Doch er tat es nicht. Er behielt seine verdammten Hände bei sich.
Ohne etwas von seinen Gedanken zu ahnen, fragte sie: »Wie könnt Ihr da so sicher sein?«
»So wie ihr Anführer aussah, wird er andere Sorgen haben, um die er sich kümmern muss. Nämlich das Loch in seinem Bauch zu flicken.«
Ein seltsamer Ausdruck huschte ihr übers Gesicht, halb Scham und halb Unsicherheit. »Ich weiß, es ist dumm, aber ich war noch nie gezwungen, jemanden zu verletzen.« Sie biss sich wieder auf die Lippe, eine Angewohnheit, die anfing, ihm viel zu sehr zu gefallen. »Er hatte vor, uns zu entführen.«
Erneut verfluchte Patrick seinen verdammten Bruder. »Ihr habt Euch gut verteidigt. Sehr gut. Wo habt Ihr gelernt, eine Klinge so zu führen?«
»Von meinen Brüdern. Ich war ungefähr zwölf oder dreizehn, als sie es mir beibrachten. Sie sagten, dass ich es eines Tages möglicherweise brauchen könnte.« Ein kleiner Schauer schüttelte sie. »Ich schätze, sie hatten recht.«
Er unterdrückte das instinktive Aufflackern von Wut bei der Erinnerung an seine Feinde und konzentrierte sich stattdessen auf das Mädchen. Auf seine Mission. »Ihr wart sehr tapfer.«
Diese Bemerkung überraschte sie. Sie legte den Kopf schief und musterte sein Gesicht, als wäre sie nicht ganz sicher, ob er scherzte. »Glaubt Ihr das wirklich?« Ihre Stimme brach ab. »Noch nie in meinem Leben habe ich solche Angst gehabt.«
»Genau das ist der Grund, warum Ihr tapfer wart.«
»Das verstehe ich nicht.«
Er dachte darüber nach, wie er es ihr erklären konnte. »Ein Junge trainiert jahrelang, um ein Krieger zu werden, indem er lernt, mit seinen Waffen umzugehen, übt und stärker wird. Aber erst wenn er zum ersten Mal in eine Schlacht zieht, kann
man sagen, was für ein Krieger er einmal sein wird. Tapferkeit und Mut sind auf dem Übungsplatz leicht zu finden, aber erst wenn man in der Schlacht auf die Probe gestellt wird, kommt der wahre Charakter zum Vorschein. Es kommt nicht darauf an, ob man Angst hat, sondern wie man mit dieser Angst umgeht.« Einer seiner Mundwinkel verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Ich würde sagen, Ihr habt das Herz eines Kriegers.«
Ihr Lächeln war erst langsam und zögernd, dann breitete es sich voll strahlender Leuchtkraft auf ihre Wangen und Augen aus. Es raubte ihm den Atem. Es fühlte sich an, als hätte die Sonne soeben die Wolken durchbrochen und mit ihrem Lichtstrahl eine Stelle in seinem Innern erleuchtet, die seit sehr langer Zeit in Dunkelheit begraben war.
»Ich glaube, das ist das netteste Kompliment, das mir je gemacht wurde.«
Die Art, wie sie ihn ansah, war gefährlich. Ein Mann konnte sich daran gewöhnen, so angesehen zu werden. Unbehaglich wand er sich, und richtete den Blick zurück auf die Wachmänner, die ihre Pferde bereit machten. »Meine Männer und ich werden Euch zurück nach Castle Campbell begleiten und dafür sorgen, dass Ihr in Sicherheit seid.«
Ablehnend schüttelte sie den Kopf. »Nein, Ihr habt schon so viel getan. Das könnte ich nicht von Euch verlangen.«
»Das habt Ihr auch nicht. Ich habe es Euch angeboten.«
»Aber was ist mit Eurer Reise nach Glasgow?«
Ein Schatten fiel über ihn bei der Erinnerung an sein Täuschungsmanöver. »Das kann warten.«
Er war nicht Elizabeth Campbells Held, und das sollte er auch besser nicht vergessen.
Unter gesenkten Wimpern hervor beobachtete Lizzie verstohlen den Mann, der neben ihr ritt. Sie war erleichterter, als sie sich eingestehen
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