Der verbannte Highlander
leckerer Festschmaus. Obwohl er angesichts seiner immensen Größe nicht gerade so aussah, als ob er irgendwelchen Mangel litte. Sein Kopf reichte ihr bis zur Taille, er war schwer und kräftig gebaut und wog ein gutes Stück mehr als sie.
Das Herz schlug ihr so schnell in der zugeschnürten Brust, dass es schmerzte.
Sie hörte Patrick ihren Namen rufen, und der Wolf heulte als Antwort. Sie wollte um Hilfe schreien, doch sie wagte nicht, irgendetwas zu tun, was das wilde Tier erschrecken oder provozieren konnte.
Als der Wolf das Geräusch von Schritten auf sie zukommen hörte, knurrte er und sträubte das Fell. Speichel troff ihm in langen Fäden aus dem Maul und er duckte sich sprungbereit tief auf den Boden.
Mit angehaltenem Atem betete sie, dass jemand kam, um …
»Nicht bewegen!«
Der Klang von Patrick Murrays tiefer, ruhiger Stimme war das Süßeste, das sie je gehört hatte.
Bewegen? Das hätte sie nicht gekonnt, selbst wenn sie gewollt hätte. Ihr war, als steckten ihre Füße in einem Sumpf fest. »Das w-werde ich nicht«, flüsterte sie, und vor Angst machte es ihr nicht einmal etwas aus, dass sie stotterte. Patrick schleuderte einen Stein in Richtung des Wolfes. Doch anstatt ihn zu verjagen, schien ihn das nur noch wütender zu machen. Vermutlich glaubte er, dass Patrick ihm sein Revier streitig machen wollte. Das wilde Tier hatte Elizabeth als Beute auserkoren und nicht vor, sie kampflos wieder aufzugeben.
Der Wolf war Patricks Bemühungen leid und griff ohne Vorwarnung an. Mit einem Satz sprang er vorwärts und erreichte
Lizzie innerhalb von Sekunden. Sie hatte nicht einmal Zeit zu atmen, geschweige denn den Schrei auszustoßen, der ihr in der Kehle steckenblieb, bevor zwei Vorderpfoten sie gegen die Brust stießen, hart zu Boden rissen und ihr die Luft aus den Lungen pressten.
Einen entsetzlichen Augenblick lang fühlte sie das erdrückende Gewicht des Wolfes auf sich. Der grauenhafte Gestank seines Fells und seines Atems legten sich wie eine Schlinge um sie. Er hatte so scharfe Zähne. Sie würden weh tun …
Plötzlich wurde das zähnefletschende Tier von ihr fortgerissen.
Patrick hatte den Wolf gepackt und rang mit ihm, einen Arm um seine Kehle geschlungen. Die langen Zähne des Tieres glänzten im Mondlicht, während es sich wild hin- und herwand und knurrend nach seinem Gegner schnappte. Die Größe des Wolfs gab Lizzie eine gute Vorstellung davon, wie stark er sein musste, doch er war dem grimmigen Krieger nicht gewachsen. Patricks Augen waren kalt und entschlossen, ohne eine Spur von Angst in den dunkelgrünen Tiefen.
Voll ehrfürchtiger Verwunderung starrte sie ihn an, während er die Bestie überwältigte, als leiste sie ihm nicht mehr Widerstand als ein Kaninchen. Noch nie hatte sie etwas Derartiges gesehen – seine Kraft war außergewöhnlich. Er drückte dem Wolf die Kehle zu, wobei sich die Muskeln an seinem Arm hart wie ein Fels gegen das Leder seines cotun wölbten, bis der Wolf schlaff in seinem Griff hing.
Lizzie hätte schwören können, dass sie Bedauern auf seinem Gesicht sah, als er den leblosen Körper des Tieres zur Seite schleuderte und schnell zu ihr eilte.
»Geht es Euch gut?«
Betäubt nickte sie, während sie sich von ihm auf die Beine helfen ließ. »E-es g-geht mir gut.« Sie bemühte sich, ihr Stottern unter Kontrolle zu bringen, doch die Belastung durch das, was gerade geschehen war, zusätzlich zu den Schrecken
des Angriffs durch die MacGregors, war zu viel. Es war ihr egal. Ihre sorgsam aufgebaute Beherrschung brach in sich zusammen. Sie konnte kaum noch stehen, so schwach fühlten sich ihre Beine an. Sie begann, am ganzen Leib unkontrolliert zu zittern, ihre Kehle schnürte sich zu und heiße Tränen brannten in ihren Augen.
Er stand so dicht vor ihr, mehr als sechs Fuß männliche Stärke. So unerschütterlich und sicher. Ihr kühner Beschützer. Es erschien ihr nur natürlich, in seiner Umarmung Schutz und Sicherheit zu suchen. Sie warf sich ihm in die Arme und vergrub den Kopf an der harten Mauer seiner Brust. Er roch … wunderbar. Warm. Nach Leder und Kiefernnadeln und Kraft. Genießerisch atmete sie den ausgesprochen männlichen Duft ein und schloss die Augen. Erst dann begannen die Tränen zu fließen.
Patrick MacGregor, ein Mann, bekannt für seine kühle Autorität, seine Entschlossenheit im Kampf, seine Stärke und Zähigkeit selbst unter extremen Bedingungen, war völlig ratlos. Er sah auf den flachsblonden Kopf des winzigen,
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