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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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»Komm, Liebling, Marcia erwartet uns zum Mittagessen, und du weißt ja, wie sie sich aufregen kann, wenn man zu spät kommt.«
    Henry verdrehte die Augen. »Unsere Tochter verfügt ja über eine Menge Tugenden, aber Geduld gehört leider nicht dazu.«
    Cassandra lächelte. »Danke für alles.«
    »Nicht dass Sie auf die Idee kommen, den Baum selbst wegschaffen zu wollen«, sagte er. »Egal, wie sehr Sie darauf brennen, sich in der oberen Etage umzusehen.«
    »Keine Sorge.«
    Auf dem Weg zum Tor drehte Robyn sich noch einmal zu Cassandra um. »Sie sehen ihr ähnlich, wissen Sie.«
    Cassandra blinzelte.
    »Ihrer Großmutter. Sie haben die gleichen Augen.«
    »Sie haben Sie gekannt?«
    »Aber ja, selbstverständlich. Ich kannte sie schon, bevor sie das Haus gekauft hat. Sie kam eines Tages in das Museum, in dem ich damals arbeitete, und hat mir Fragen über die Geschichte der Gegend gestellt. Vor allem über einige der alten Familien.«
    Henrys Stimme ertönte von der Klippe her. »Komm jetzt, Robyn. Marcia wird es uns nie verzeihen, wenn der Braten anbrennt.«
    »Über die Familie Mountrachet?«
    Robyn winkte Henry zu. »Ja, genau. Die haben früher oben im
Herrenhaus gewohnt. Und über die Walkers. Über den Maler und seine Frau und über die Schriftstellerin, die diese Märchen geschrieben hat.«
    »Robyn!«
    »Ja, ja, ich komm ja schon.« Sie verdrehte die Augen. »Mein Mann hat etwa so viel Geduld wie ein gezündeter Knallkörper.« Dann eilte sie hinter ihm her und rief Cassandra über die Schulter hinweg zu, sie könne sich jederzeit an sie wenden.

25 Tregenna Cornwall, 1975
    Das Fischerei- und Schmuggelmuseum von Tregenna befand sich in einem kleinen, weiß gekalkten Haus am Rand des Außenhafens, und obwohl ein Schild im Fenster eindeutige Angaben über die Öffnungszeiten enthielt, dauerte es drei Tage, bis Nell endlich drinnen ein Licht brennen sah.
    Sie drehte den Knauf und drückte die niedrige, mit Spitzengardinen versehene Tür auf. Eine Frau mit schulterlangem braunem Haar saß steif hinter dem Empfangstresen. Jünger als Lesley, dachte Nell, obwohl sie wesentlich älter wirkt. Als die Frau aufsprang, blieb die gehäkelte Tischdecke an ihren Oberschenkeln hängen, sodass sie die Papiere, die darauf lagen, auf sich zu zog. Sie wirkte wie ein Kind, das beim Naschen erwischt wurde. »Ich … ich hatte nicht mit Besuchern gerechnet«, stotterte sie, während sie Nell über ihre große Brille hinweg beäugte.
    Und sie schien auch nicht sonderlich erfreut über diesen unerwarteten Besuch. Nell streckte ihr die Hand hin. »Nell Andrews.« Sie warf einen Blick auf das Namensschild auf dem Tisch. »Sie sind also Robyn Martin?«

    »Hier kommen nicht viele Besucher her, vor allem in der Nachsaison. Ich hole den Schlüssel.« Sie ordnete die Papiere auf ihrem Tisch und schob sich eine Strähne hinters Ohr. »Die Schaukästen sind ein bisschen verstaubt«, sagte sie mit einem vorwurfsvollen Unterton. »Hier geht’s lang.«
    Nell schaute in die Richtung, in die Robyn zeigte. Hinter der verschlossenen Glastür befand sich ein kleiner Raum, in dem Netze, Haken und Angelruten ausgestellt waren. An den Wänden hingen Schwarz-Weiß-Fotos von Fischkuttern, Seeleuten und kleinen Buchten.
    »Eigentlich«, sagte Nell, »suche ich nach ganz bestimmten Informationen. Der Mann auf der Post meinte, Sie könnten mir vielleicht weiterhelfen.«
    »Mein Vater.«
    »Wie bitte?«
    »Mein Vater ist der Postmeister.«
    »Ah«, sagte Nell. »Also, er meinte jedenfalls, Sie könnten mir helfen. Die Informationen, die ich brauche, haben nichts mit Fischerei oder Schmuggelei zu tun, wissen Sie. Es geht eher um Heimatkunde. Genauer gesagt um Familiengeschichte.«
    Sofort änderte sich Robyns Gesichtsausdruck. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Ich arbeite hier im Fischereimuseum, um mich in der Gemeinde nützlich zu machen, aber die Geschichte von Tregenna ist mein Lebensinhalt. Hier.« Sie ging die Unterlagen durch, mit denen sie beschäftigt gewesen war, und drückte Nell ein Blatt Papier in die Hand. »Das ist der Text für die Touristenbroschüre, die ich gerade zusammenstelle. Außerdem arbeite ich an einem Entwurf für einen kleinen Artikel über die Herrenhäuser hier in der Gegend. Ein Verleger in Falmouth interessiert sich bereits dafür.« Sie warf einen Blick auf ihre silberne Armbanduhr. »Ich würde mich liebend gern mit Ihnen unterhalten, aber ich muss unbedingt …«
    »Bitte«, sagte Nell. »Ich bin weit gereist.

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