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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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nicht weiterhelfen. »Bitte nenne mich Green, Mutter.«
    »Green.« Sie lehnte sich wieder auf ihren Stock und musterte mich eine Weile. Ich musterte auch sie, doch ich war müde, und ich fühlte mich nicht gut. Neugier und Furcht waren eine wirkungsvolle Mischung. Schließlich konnte ich die Frage nicht mehr zurückhalten. »Woher hast du gewusst, dass ich einen Mann tötete?«
    »Hmm.« Mutter Meiko behielt mich eine Weile länger im Blick. »Eine Göre deines Alters hat normalerweise nichts mit so einem Messer zu schaffen.« Bei ihren Worten bewegte ich mein Bein, um das Gewicht der Klinge zu spüren. Sie war noch da. »Auf der Straße hast du es manchmal angesehen, als wäre es eine Schlange, und manchmal, als wäre es dein bester Freund. Da wusste ich, dass dir die Klinge einen guten Dienst erwiesen hatte. Und welchen Dienst könnte eine Klinge einem Mädchen erweisen, außer sein Leben zu retten? Oder vielleicht seine Jungfräulichkeit?«
    »Beides«, gab ich zu.
    »Du hast vom Tötungsrecht gehört?«
    »Ja.«
    »Einmal zu töten ist hart. Wieder zu töten ist leichter. Beim dritten Mal wird es zur Gewohnheit.«
    Es war seltsam, wie diese Frau, die meine Großmutter hätte sein können, so beiläufig über Mord sprach. Als wäre es ein ganz gewöhnlicher Teil ihres Lebens. Es weckte die Ehrlichkeit in mir.
    »Ich habe … zweimal getötet.«
    Mutter Meiko entging mein Zögern nicht. »Nur zweimal?«
    »Nur zweimal.«
    »Hmm.« Eine lange nachdenkliche Pause folgte. »Wie hast du dich nach deinen Untaten gefühlt?«
    »Ich habe mich ausgiebig übergeben und dicke Tränen vergossen.« Ich seufzte. »Ich betete für ihre Seelen, obwohl sie beide wahrscheinlich das Bedauern nicht wert waren.«
    Sie beugte sich so weit vor, dass ich fürchtete, sie würde von ihrem Stuhl kippen, und ergriff meine Hand. »In diesem Fall besitzt du immer noch deine eigene Seele. Es könnte für dich einen Platz hier geben.«
    »Wenn ich ein drittes Mal töten kann?«
    Mutter Meikos Lächeln ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Das Herz verkrampfte sich mir in der Brust. »Ja, wenn du ein drittes Mal töten kannst.«
    »Was ist mit denen, die über das Tötungsrecht wachen?«
    »Meine liebe Green, was denkst du denn, wer wir sind?«
    Da fragte ich mich, ob die kleinen Taschendiebe vielleicht für sie gearbeitet hatten. Selbst Meister Kareen mochte in ihren Diensten gestanden haben. Großmutter oder nicht, trotz ihrer funkelnden Augen und ihrer Apfelbäckchen war sie so Furcht einflößend wie jeder Intrigant am Hof des Herzogs von Copper Downs.
    In diesem Augenblick fürchtete ich sie so sehr, wie ich je jemanden in meinem Leben gefürchtet hatte. Ich wusste, es gab kein Davonlaufen. Nicht vor ihr. Nicht in dieser Stadt.
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. Sicher wusste sie genau wie ich, dass es falsch war. »Dann freut es mich, wenn ich eure Gastfreundschaft noch eine Weile in Anspruch nehmen darf.«
    »Kann mich nicht erinnern, dass sie je jemanden deines Alters genommen haben«, sagte das Mädchen mit dem spitzen Gesicht. Ihre Nase war so schmal wie die meiner Großmutter. Sie hatte ihren Namen so rasch genuschelt, dass ich ihn nicht mitbekam. Sie trug ein helles Gewand und Sandalen, war vielleicht ein Jahr jünger als ich und schien damit beauftragt worden zu sein, sich um mich zu kümmern. Ich folgte ihr durch einen gewundenen Korridor.
    »Wie alt sind sie … wir … üblicherweise?«
    »Ich war noch ein kleines Kind«, sagte sie stolz, »als ich zum Knochentor gebracht wurde.«
    Auch ich bin als kleines Kind fortgebracht worden. Aber niemand brachte mich zum geheimen Tor eines Frauentempels. »Ich bin zwölf, fast dreizehn.«
    »Ja. Du kommst aus dem Osten, nicht? Bhopura?«
    »Na ja …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab die Glöckchenseide bei deinen Sachen gesehen. Das machen nur die Bauern dort drüben. Was für eine Vergeudung. Aber manchmal sieht man sie dort an den Wänden der großen Häuser. Als ob Bauersfrauen Kunst zustande brächten.«
    Dieses Mädchen war mir augenblicklich zutiefst unsympathisch. »Ich bin weit gereist.«
    »Wozu? Alles, was erstrebenswert ist, gibt es hier in Kalimpura.«
    Wir kamen in einen Raum mit einer großen, im Boden eingelassenen Alabasterwanne. Das schmalgesichtige Mädchen zog sein Gewand aus und kickte seine Sandalen beiseite. Ich sah, dass sie noch keine Brüste hatte, und irgendwie schämte ich mich der meinen. »Komm schon. Ins Wasser mit dir.«
    Ich brauchte ein wenig

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