Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
war, strömten Menschen in den Park. Mutter Shesturi rekrutierte ein halbes Dutzend kräftiger Männer zur Bewachung der Überlebenden.
    Dann erkannte ich, dass ich ebenfalls verwundet war. Mein ganzer linker Ärmel war voll Blut, und die Seite begann taub zu werden.
    Mutter Gita ließ sich neben mir nieder und berührte die Wunde an meinem Oberarm mit den Fingern ihrer guten Hand. Ich wurde vor Schmerz fast ohnmächtig. »Gute Arbeit«, sagte sie und begann, Erde in meine Wunde zu drücken.
    Erde?, dachte ich. Dann versank ich in Dunkelheit.
    »Wir patrouillieren auf diese Weise, sodass niemand weiß, wo er uns finden kann«, sagte Mutter Shesturi drei Tage später zu mir.
    »Das erscheint mir nicht sehr wirkungsvoll«, murmelte ich.
    »Wenn wir nirgends sind, können wir überall sein. Du, Green, warst überall in dieser Nacht.«
    »W … wer waren sie?«
    »Die Männer, die wir getötet haben?« Sie lächelte grimmig. »Niemand. Nichts. Männer, die vorhatten, etwas zu stehlen, das ihnen nicht gehörte. Wir sind zufällig auf sie gestoßen.«
    »Warum geht uns das etwas an?«
    Mutter Shesturi nahm meine Hand. »Was in Kalimpura passiert, das passiert der Liliengöttin. Wenn die Stadt leidet, dann leidet auch Sie. Wenn wir alle beschützen, dann beschützen wir auch uns.«
    »Wir haben ein Dutzend Männer im Park getötet.« Es drehte mir den Magen um.
    »Allerdings«, erwiderte sie ruhig.
    Die Verwundeten hatten nicht überlebt. Sollte ich trauern? »Bitte«, sagte ich, »ich möchte ein Dutzend schwarze Kerzen und ein Dutzend weiße Kerzen. Zündhölzer. Und ihre Namen, wenn du sie weißt.«
    »Das ist bei uns nicht Brauch.«
    »Es ist mein Brauch«, sagte ich heftiger als beabsichtigt.
    Schließlich gab sie nach: »In Ordnung.«
    Ich wartete auf meine Kerzen und machte mir Gedanken über das Wesen von Seelen. Die Luft wirbelte im Heilungszimmer, als ob die Göttin etwas sagen wollte. Ich funkelte Sie an, wo immer Sie sein mochte. »Ich werde wieder zum Hafen hinuntergehen. Ich möchte mehr über Copper Downs erfahren. Wenn sie noch immer Kinder kaufen, muss ich es wissen.«
    Keine Antwort kam, Stille.
    Es brauchte zehn schmerzvolle Tage, bis der Schnitt durch meinen linken Bizeps so weit verheilt war, dass ich mit dem Arm wieder ein Gewicht heben konnte. Die Kerzen hatten mir weder Frieden noch Erlösung gebracht, doch ihretwegen fühlte ich mich besser. Ich schloss mich dem Training mit den jüngeren Klingenanwärterinnen an. In der Küche verbrachte ich mehr Zeit. Ich diktierte Rezepte und kostete neue Experimente, probierte, wie sie hier auf ihre Art die nördliche Küche interpretierten. »Fade«, beurteilte Mutter Koch einen Lammeintopf, »aber das lässt sich verbessern.« Mein Backwerk mochten sie noch immer am liebsten.
    Ich suchte auch jeden Tag in meinem handgenähten Kostüm den Hafen heim. Die Ledermaske war ein wenig theatralisch, aber niemand bekam die Schnitte in meinem Gesicht zu sehen, und es lenkte zudem die Aufmerksamkeit von dem petraeanischen Akzent ab, den ich nie ganz abschütteln konnte.
    Das Trinken unter den Seeleuten erforderte Geld. Zwar bekamen die Klingen keinen Lohn und schon gar nicht die Anwärterinnen, doch der Tempel der Lilie war mehr als reich. Seit meinem Einsatz beim Kampf unter den Mangobäumen hatten die Frauen von Mutter Shesturis Trupp mich wissen lassen, dass meine Wünsche die ihren waren. Niemand verlor ein Wort über meine Wahl meiner Kleidung.
    In der Gefallenen Axt war ich bald ein vertrauter Anblick. Ich verbrachte einige Zeit in Weinspelunken mit Namen wie Rishthras Titte , Drei Poller und Das Spundloch . Doch es war der Wirt der Gefallenen Axt , der mir schon in der ersten Zeit meiner abenteuerlichen Ausflüge einen Namen gab.
    Ich kehrte den dritten Tag hintereinander mit einem kleinen Beutel mit Kupferpaisas und ein paar silbernen ein. »He«, sagte er. »Der Halsbrecher ist wieder da. Du kriegst wohl nicht genug von unserem Gesöff.«
    »Starkes Zeug, mein Freund.« Der Schmerz in meinem Arm trug dazu bei, dass ich halb dabei stöhnte. Wahrscheinlich hielten sie mich für den jungen Sohn aus hohem Haus, der sich in einem Festkostüm herumtrieb.
    »Du kriegst heute was vom besseren Fass«, flüsterte er so laut, dass es mit Sicherheit noch die Ratten im Hinterhof hörten. »Weil du ja schon so was wie ein regelmäßiger Gast geworden bist.«
    »Mmm.« Ich hatte mir angewöhnt, den Leuten niemals zu danken, wenn ich verkleidet unterwegs war.
    Das

Weitere Kostenlose Bücher