Der verborgene Hof: Roman (German Edition)
Wasserlilien schwammen. Ich befand mich mitten in einem See von Händen. Ihre Finger begannen, sich bis zum Horizont zu Fäusten zu krümmen, die mir drohten.
Ich erwachte keuchend. Ich wusste nicht, dass ich geträumt hatte. Mein Kopf ruckte hoch und stieß der Tanzmistress gegen das Kinn. Sie maunzte schmerzlich, drückte mich aber nur fester an sich.
»Es tut mir leid«, murmelte ich in Seliu. »War ein Wind in unserer Zelle?«
Sie strich mir übers Haar. »Ich kann dich nicht verstehen, Liebes, wenn du in der hiesigen Sprache redest.«
Obwohl ich ihre schützenden Arme nicht verlassen wollte, setzte ich mich auf. Der Steinboden war kalt. Ich schob mein Kostüm unter mich, um darauf zu sitzen, und lehnte mich an ihre Seite, wie Freunde das tun.
»Nichts war hier, während ich schlief?«, fragte ich auf Petraeanisch.
»Nichts und niemand.«
»Mmm.« Ich zog sie an mich. »Es tut mir leid, dass wir einander weh getan haben.«
Ihre Hand lag auf meinem nackten rechten Schenkel, während sie mir ins Ohr flüsterte: »Du hast so viel gelernt.«
»Und so viel mehr könnte ich dir zeigen, wenn die Zeiten anders wären.« Wir kicherten beide über den Ton, in dem ich das sagte. »Jetzt, da du mich gefunden hast«, fuhr ich nach einer Weile fort, »sag mir, weshalb du diese weite Reise auf dich genommen hast, um mich zu suchen.«
Sie faltete ihre Hände und starrte eine Weile auf den Boden. Ob aus Verlegenheit oder einfach in Gedanken versunken, konnte ich nicht sagen. Dann blickte sie auf. »Es sind schlimme Zeiten in Copper Downs. Vieles, was der Herzog in Banden hielt, ist mit seinem Ende freigekommen. Ungemach um Ungemach nahm seinen Lauf. Einige … einige von uns … glauben, dass dein Sturz des Herzogs dir vielleicht Kräfte der Abwehr und des Angriffs in der gegenwärtigen schrecklichen Situation verleiht.«
Mein Herz setzte einen Schlag aus. »Einige von wem? Nur du und Federo wissen von meiner Rolle, nicht?«
»Es gibt noch andere. Septio. Mutter Eisen.«
»Septio und Mutter Eisen haben dich übers Meer geschickt?« Ich war verwirrt. »Was hat Federo dazu gesagt?«
»Federo weiß nichts davon.« Sie holte schaudernd Luft. »Es sieht so aus, als stünde er im Mittelpunkt all dieser Schwierigkeiten.«
Ich sah, dass sie weinte. Ich zog ihren Kopf in meinen Schoß und begann, ihre Wange, ihren Nacken und ihre kleinen runden Ohren zu streicheln. Die Tanzmistress weinte nicht wirklich. Ich weiß nicht, ob ihresgleichen überhaupt wie Menschen weinen kann. Aber sie war ein Knäuel aus Furcht und Traurigkeit. Ich kannte diese Mischung gut. Auch wenn mich diese Probleme nichts mehr angingen, war ich ihr von ganzem Herzen zugetan.
Ich drückte sie an mich und küsste ihren Kopf und flüsterte liebevolle Worte in Seliu. Schließlich seufzte sie und zog mich hinab und wir küssten uns auf den Mund. Ihr Atem roch nicht schlimmer als der jeder anderen Frau, und ihre Arme waren mir vertraut.
Für eine Weile konnten wir vergessen, was uns erwartete.
Als die Tür aufflog, waren die Mütter wütend. Die Tanzmistress und ich lösten uns aus unserer Umarmung und blinzelten in das helle Licht. Der Grimm der Mütter wuchs.
»Steht auf«, bellte Mutter Vistha. Neben ihr stand Mutter Argai mit einer Armbrust in Händen. Draußen im Korridor konnte ich weitere Mütter mit Armbrüsten sehen. Hatten sie erwartet, dass ich sie alle angreifen würde?
Ich war mir meiner Nacktheit nur allzu bewusst. Beide Frauen hatten mich viele Male mit in ihre Betten genommen, aber jetzt stand offener Abscheu in ihren Gesichtern. Die Tanzmistress kam neben mir auf die Füße und ging in eine Kampfstellung, die ihr erlaubte, die große Sprungkraft ihrer Beine zu nutzen.
»Wo steht geschrieben, dass man mit Tieren das Lager teilen sollte?«, knurrte Mutter Argai.
Mutter Vistha bedeutete ihr, zu schweigen.
»Sie ist kein Tier«, erklärte ich rasch, um den gefährlichen Augenblick zu entschärfen. »Sie ist meine beste und älteste Lehrerin!«
»Dann soll sie sprechen.« Mutter Vistha zeigte auf die Tanzmistress und knurrte: »Verteidige dich, erbärmliche Kreatur.«
»W … wo ist Unterkunft?«, stammelte die Genette in Seliu mit grauenvollem Akzent.
Ich warf ihr einen verblüfften Blick zu. »Was?«, fragte ich in Petraeanisch.
»Ich kann nur ein paar Phrasen«, schnappte sie, ohne ihren Blick von der Armbrust zu nehmen. »Ich dachte, ich hätte hier Zeit, mehr zu lernen, bevor die Dinge schwierig werden.«
»Das Gejaule eines
Weitere Kostenlose Bücher