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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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braunen Haares und zog ihn dicht zu mir. »Ich bin nicht die meisten Menschen. Ich gestehe dir zu, dass dein Gott ein Leberfresser ist, der deinen Respekt verdient. Gesteh du mir zu, dass ich genug von meinen Dingen verstehe.«
    »Du hast dich während deiner Abwesenheit sehr verändert, Mädchen«, flüsterte er und küsste mich.
    Im ersten überraschten Moment saß ich starr mit seinem Mund auf meinem. Obgleich er frisch rasiert war, fühlte sich sein Gesicht stachelig an. Seine Gegenwart löste ein elektrisches Prickeln in mir aus.
    Dann kam ich zur Besinnung, fuhr zurück und versetzte Septio eine schallende Ohrfeige. »Ich bin nicht deine Metze!«, rief ich.
    Ein langes Schweigen folgte, das beinah ein wenig mehr wurde. Oder weniger.
    »Also, wo ist sie?«
    »W … wir müssen mit Pater Primus ü … über die Tanzmistress sprechen«, sagte er schließlich. »Aber ich möchte erst ein paar Dinge wissen.«
    »Wird sie verletzt oder verschlungen werden?«
    »N … nicht, bevor sie der Theopomp in Empfang nimmt.«
    »Wer ist der Theopomp?«
    Er lächelte schief und grimmig. »Das bin ich.«
    »Du Mistkerl«, zischte ich in Seliu.
    »N … nein, nein.« Seine Hände flatterten wie Vögel, um einen Habicht aus dem Nest zu locken. »Es gibt ein Labyrinth. Der Avatar wird es durchqueren. Ich kann nichts tun, bis er herauskommt. Wenn sie Glück hat, wird sie sich an den Weg nicht erinnern.«
    »Warum spielt der Schmerz eine so große Rolle?«, fragte ich verwirrt.
    Er richtete sich auf und betupfte sein Gesicht mit einem Damasttuch, das auf dem Boden lag. »Du folgst einem südlichen Gott, nicht wahr?«
    »Göttin.«
    »In einem Frauentempel?«
    »Ja.« Ich fragte mich, worauf er hinauswollte. Er sollte der Liliengöttin nicht zu nahe kommen, nicht einmal nur mit Worten. Nicht, wenn es in letzter Zeit wirklich Gottesmörder in dieser Stadt gegeben hatte.
    »Hat sie ein offenes Ohr für die Schmerzen der Geburt? Für Krankheit und Tod einer Mutter? Für den Tod eines Kindes?«
    »Also für …« Ich hatte immer angenommen, dass sie das tat, aber Schmerz war niemals Teil eines Rituals gewesen, außer in der besonderen Weise, in der die Klingen manchmal untereinander Liebe und Schmerz gleichzeitig gaben oder hinnahmen. »Hoffnungen und Ängste, ja.«
    »Dein Schmerz ist so stark wie jedes Gebet. Ebenso der Krüppel oder das Kind, das über eine Treppe hinabstürzt, oder ein Zugpferd mit einem gebrochenen Bein, während es auf den Mann mit dem Schmiedehammer wartet, der es erlöst.« Er keuchte mit bebendem Atem. »Das ist es, was Schwarzblut erhört, wie auch den Todesschrei des Beutetieres auf dem Feld und der Schafe im Stall und vieles andere, das die Welt läutert. Die Barmherzigkeit meines Gottes ist nicht leicht zu sehen, aber es ist dennoch Barmherzigkeit.«
    »Der Tod ist also seine Domäne?«
    »Nein, nicht der Tod. Es gibt staubtrockene Tempel, in denen Männer in viele Meter vergilbten Stoffes gehüllt den Dingen huldigen, die auf der anderen Seite des Lebens geschehen. Leiden ist Teil unserer Welt. Der Tod gehört zur nächsten.«
    »Sie sind fast dasselbe«, wandte ich ein.
    »Du hast Recht. Manchmal sind sie fast dasselbe.« Sein Lächeln war schwer zu ertragen. »Wir preisen den Schmerz als eine Art der Lobpreisung des Lebens. Wenn du die Peitsche nicht mehr spürst, bist du nicht mehr von dieser Welt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, dass es solche wie ihn auch in Kalimpura gibt, doch ich betrat nie einen anderen Tempel als den eigenen.« Diese Priester sind verrückt, dachte ich. Wie jemand, den so sehr nach dem Schmerz der Peitsche gelüstet, dass er dafür peinigt und mordet.
    »Götter sind selten erfreulich. Selbst die lächelnden Ernteköniginnen haben das Blut eines erschlagenen Königs irgendwo im Erdreich ihrer Felder.«
    »Wir hingegen besitzen ein Maß an Gnade.«
    »Deshalb sind die Menschen auch den Göttern überlegen.« Etwas in seiner Stimme berührte mich. »Das Vermächtnis der Gnade hebt uns darüber. Selbst die Götter sind nicht mit Seelen gesegnet. Wenn sie sterben, dann ist es endgültig.«
    »Auch die Tanzmistress ist nicht damit gesegnet.« Obgleich sich die Pfade ihres Volkes weit über ihr Leben hinaus verstrickten. Das gab mir eine Spur Hoffnung.
    »Nein. Deshalb war ich nicht so besorgt.« Er seufzte. »Sie hat dich aus dem Land zurückgeholt, in das du geflohen warst, nicht wahr?«
    Ah, nun ging es zur Sache. Endlich. »Um etwas gegen den Banditen Choybalsan zu

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