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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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direkt über der Spitze zu sehen, als hielte er das größte aller Schwerter an seine Kehle.
    »Wenn ich gehe und nichts finde. Nichts fühle …« Ich fuchtelte unterstreichend mit dem Messer und musste fast kichern, als Federo machte, dass er außer Reichweite kam.
    »Hier ist nichts. So viel kann ich bereits sagen. In den vergangenen Tagen hielt ich in der Stadt vergeblich danach Ausschau. In irgendeinem Lager in den Bergen darauf zu stoßen halte ich für unwahrscheinlich. Wenn ich zurückkehre, ist die Sache dann erledigt?«
    Blicke flogen hin und her, bis Federo sagte: »Ja, damit ist es erledigt.«
    Gut, dachte ich. Ich hatte nicht die Absicht, sofort wieder nach Hause zurückzukehren, wenigstens nicht, bis ich die Befürchtungen der Göttin ein wenig besser verstand, aber ich wollte frei vom Übergangsrat sein. »Bezahlt meine Heimfahrt und gewährt mir ein lohnendes Entgelt für meinen Aufenthalt hier. Übergebt es diesem Mann draußen. Er würde eine Empfangsbestätigung für seine eigene Großmutter ausstellen, dessen bin ich sicher, und Jahre später noch genau wissen, an welchem Haken sie hängt. Dann werde ich mich auf diese zweifelhafte Suche machen.«
    »Einverstanden«, erklang es aus allen Mündern.
    »Ausgezählt und vermerkt.« Kohlmann schrieb in das Ratsbuch. »Fünf Stimmen dafür und eine abwesend. Der Antrag ist angenommen.«
    »Das war’s schon?« Die Höfe von Kalimpura würden Monate brauchen, um sich einig zu werden, ob die Sonne am Abend oder am Morgen aufging.
    »Wie dir vielleicht aufgefallen ist, befinden sich keine Anwälte im Übergangsrat«, sagte Jeschonek trocken.
    Mohandas Grinsen war abgrundtief. »Unfälle sind nicht immer zu vermeiden.«
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    Federo ergriff mich am Arm, als wollte er mich zu einem großen Ball geleiten. »Jetzt gehen wir und bitten Mr. Nast, dir ein Papier auszustellen, das die Fahrtkosten und einen Betrag, mit dem wir beide einverstanden sind, zusichert.«
    Wir traten in den Korridor. Mehrere Angestellte waren mit Akten beschäftigt, zogen sich jedoch zurück, als sie unser ansichtig wurden. Federo schloss die Tür.
    »Green«, sagte er leise. »Es tut mir leid, dass ich im Augenblick nicht mehr Zeit habe. Wie geht es der Tanzmistress?«
    Mein Gesicht brannte. »Sie könnte vielleicht sterben, aber ich muss beschämt gestehen, dass ich es nicht weiß.«
    Er seufzte. »Es ist fast vier Monate her, seit ich von ihr gehört habe. Wir waren verschiedener Meinung, dann verschwand sie. Wir hatten davon gesprochen, dich zu suchen, und gingen im Streit auseinander. Ich betete, dass sie sich auf die Suche nach dir gemacht hatte.« Er lächelte traurig. »Meine Gebete sind erhört worden. Sie fiel nicht Choybalsan und seinen Banditen in die Hände. Aber ihre Rückkehr hat einen so großen Preis gefordert. Was hat sie gesagt?«
    »Die Tanzmistress ist in Sorge um die Stadt.« Das stimmte sicherlich, doch inwieweit ihre Befürchtungen auch die Federos waren, konnte ich nicht sagen. Offensichtlich waren sie sich uneins über mich gewesen.
    »Ich bin froh, dass du hier bist.« Er machte Anstalten, mich zu umarmen, dann überlegte er es sich anders und ließ seine halb ausgestreckten Arme sinken.
    Das zumindest schien echt zu sein. Ich fragte mich, ob die Schatten und Lügen, die mir in ihm aufgefallen waren, nur mit seiner neuen schwierigen Stellung zusammenhingen. Als Mann des Faktors hatte er große Aufgaben, doch keine wirkliche Autorität besessen. Jetzt saß er in des Herzogs Stuhl ohne die Jahrhunderte an Erfahrung und felsenfester Zuversicht, über die der alte Herrscher verfügt hatte.
    »Die Sorge ist unbegründet«, stellte ich fest. »Dieser Choybalsan ist in meinen Augen nur ein Sturm, der vorübergeht.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte er grimmig.
    »Oh, ja.«
    Während er nach Nast rief, gingen mir die Worte der Göttin durch den Kopf. Federo und die Tanzmistress waren sicher miteinander verflochten. Waren es diese Windungen des Herzens, vor denen sie uns gewarnt hatte? Wenn meine alte Lehrerin Argwohn zu hegen begann und sich zurückzog, dann mochte es geschehen, dass sie diesen Mann im Stich ließ und ihn damit im Kampf gegen Choybalsan zum Scheitern verurteilte.
    Ich hoffte, dass meine Rolle sie wieder zusammenführen und die Leitung der Stadt stärken würde.
    Als Nast kam, feilschten wir über Transportkosten, Zahlungsgarantien und Ausgaben. Der alte Schreiber stellte schließlich eine Bürgschaft über die Kosten einer

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