Der verborgene Hof: Roman (German Edition)
Reisfelder zu Hause, später an jene von der Reise auf der Schicksalsvogel . Sie jetzt wieder in Wirklichkeit zu sehen, war vollkommen verwirrend. Selbst die Straßen von Copper Downs waren umschlossen von Gebäuden, Bäumen und Menschen gewesen. Auf dem Meer jedoch gab es nur Horizont, der in alle Richtungen gleichermaßen beklemmend wogte.
Der alte Mann sprach kein Petraeanisch, außer ein paar Namen von Lebensmitteln. Und ich sprach damals sicher kein Hanchu. Ich hatte die Sprache zum ersten Mal gehört, als ich zu ihm in die enge Küche gesteckt wurde. Aber er besaß geringe Kenntnisse in Seliu, der Sprache Srinis und meiner frühesten Kindheit.
Der Dampf aus den Kochtöpfen auf den schwankenden Herden war der Geruch der Freiheit für mich. Lao Jai ließ mich unter seinen wachsamen Blicken Kraut und Karotten schneiden. Er stellte bald fest, dass keiner meiner Finger im Essen landen würde und dass er nicht befürchten musste, beim Schlingern der Südlichen Freiheit in den Wogen erstochen zu werden. »Das machst du gut«, sagte er in Seliu.
Diese Worte eines alten Mannes waren wahrscheinlich das erste richtige Lob, das ich in meinem ganzen Leben erhalten hatte.
»Danke«, erwiderte ich.
Als er merkte, dass ich seine Gewürze nach Aussehen und Geruch alle kannte, wuchs seine Anerkennung. An unserem zweiten Tag auf See machte ich eine sehr wohlschmeckende Teigtasche gefüllt mit zerkleinertem Schweinefleisch, Kümmel und im Mörser zerriebener Kresse. Lao Jai hielt mit Lob nicht zurück. »Ich werde mit Srini reden. Du bleibst hier und kochst.« Er entblößte seine Zahnlücken mit einem breiten Lächeln.
»Ich gehe nach Selistan«, sagte ich ihm.
Er erging sich in gespieltem Wehklagen, zog seine blaue Stoffmütze vom Kopf und drückte sie an seine Brust, wobei er Gebete an seine Hanchu-Götter murmelte. Dann lächelte er, tätschelte meinen Kopf und schickte mich wieder an die Arbeit.
Mit ihm zu kochen war angenehm. Es war vor allem viel angenehmer, ohne stetige kritische Blicke im Rücken zu arbeiten. Die kleine Küche, die begrenzte Zahl von Gerätschaften und die ungewohnten Zutaten machten mir nichts aus. Dazu kam, dass er mich zu meiner Freude nach einigen Tagen mit der Hanchu-Küche vertraut zu machen begann. Das Besondere bestand darin, alle Zutaten zu zerkleinern, sie zu marinieren, dann alles rasch in einer heißen flachen Pfanne zu braten und schließlich in einer Soße zu servieren. Die Kunst dabei war die Balance der Elemente im Essen – bei diesem Begriff musste mir Srini mit einer Übersetzung aus dem Petraeanischen helfen – und die Verwendung von Gewürzmischungen und Soßen.
Ich erkannte, dass Mistress Tirelle eine echte Liebe zu lernen in mir geweckt hatte.
Die nächtliche Unterbringung war ein schwierigeres Problem. »Du hast nicht für eine Kajüte bezahlt«, erklärte Srini nach meinen ersten beiden Nächten an Deck. Wir sprachen damals noch hauptsächlich Petraeanisch. Ich musste mich mehrerer Seeleute erwehren und fürchtete so sehr um meine Sicherheit, dass ich in beiden Nächten kein Auge schloss.
»Ich will nicht ihre Hure sein.« Ich dachte, was ich von Mistress Cherlise gelernt hatte, und deutete mit der Hand auf meine weitgehend flache Brust. »Ich bin noch nicht einmal eine richtige Frau.«
Er griff sich an sein breites, dunkles Kinn und erinnerte mich einen Augenblick lang an Federo. »Ich kann dich nicht bevorzugt behandeln. Aber du bist vermutlich zu jung, um Liebesdienste als Gegenleistung für deine Überfahrt anzubieten, das ist wahr.« Srini runzelte die Stirn. »Ich sage das mit Bedauern, aber die Wunden an deinen Wangen sind kein Blickfang. Wenn du dir dieses lange Frauenhaar abschneidest und Seemannshosen anziehst, wird sich kaum noch jemand nach dir umdrehen.«
Mein Haar war in meinem ganzen Leben noch nie abgeschnitten worden, außer an den Enden zur Pflege des Schönheitsideals. Des Schönheitsideals des Faktors, das ich bereits zerstört hatte. »Das werde ich tun«, erwiderte ich in Seliu.
»Und ich werde mit dem Bootsmann über die Nachtwache an Deck reden.« Er lächelte. »Du hast einen weiten Weg gewählt für eine so junge Frau.«
»Mein Weg ist mir vor Jahren gestohlen worden.«
Lao Jai war empört, als ich ihn um ein Messer bat, um mir das Haar abzuschneiden. »Nein, nein, Schönheit!«, rief er. »Gutes Messer ruinieren, auch schlecht!«
Es fiel mir so schwer, das Problem zu erklären, das solch einer Lösung bedurfte. Aber ich versuchte es.
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