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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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unmöglichen Vernunftgründen geheiratet. Vielleicht war er auch einfach nur von seinen Eltern und Schwiegereltern manipuliert worden. Diese emotionslose Ehe war jedenfalls ein einziges Desaster gewesen.
    Seit der Scheidung – die sämtliche Gemüter erhitzt hatte außer die derjenigen, die es am meisten betraf – war er jeder Form von Verbindlichkeit mit großem Geschick aus dem Weg gegangen. Er war überzeugt, dass der Grund für all das jetzt im Schneidersitz neben ihm auf dem Boden saß und mit zusammengekniffenen Augen in ein Buch über Edelsteine starrte.
    „Bailey, du brauchst eine Brille.“
    „Hm?“ Sie berührte die Seiten beinahe mit der Nase.
    „Reine Spekulation, aber ich würde sagen, dass du kurzsichtig bist. Wenn du dem Buch noch näher kommst, wirst du darin verschwinden.“
    „Oh.“ Sie rieb sich die Augen. „Die Buchstaben sind einfach nur schrecklich klein.“
    „Nein, das sind sie nicht. Aber keine Sorge, wir kümmern uns morgen darum. Wir arbeiten nun schon seit Stunden. Möchtest du ein Glas Wein?“
    „Ja, ich denke schon.“ An der Unterlippe nagend versuchte sie angestrengt, den Text zu entziffern. „Der Große Stern von Afrika ist der größte bekannte geschliffene Diamant, mit einem Gewicht von 530,2 Karat.“
    „Klingt nach einem Mordsding“, bemerkte Cade, während er sich für die Flasche Sancerre entschied, die er für einen besonderen Anlass aufgehoben hatte.
    „Er ziert das Zepter von König Edward VII. Aber er ist zu groß und kein blauer Diamant. Bisher habe ich nichts finden können, was zu unserem Stein passt. Ich wünschte, ich hätte einen Refraktometer.“
    „Einen was?“
    „Einen Refraktometer“, wiederholte sie und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Das ist ein Instrument, mit dem man die charakteristischen Eigenschaften eines Steines messen kann. Den Brechungsindex.“ Sie hielt inne. „Woher weiß ich das?“
    Mit zwei Gläsern in der Hand setzte er sich wieder neben sie auf den Boden. „Was ist ein Brechungsindex?“
    „Die relative Fähigkeit, das Licht zu brechen. Diamanten brechen das Licht einfach. Cade, ich habe keine Ahnung, woher ich das weiß.“
    „Woher willst du eigentlich wissen, dass es sich nicht um einen Saphir handelt?“ Er griff nach dem Stein, der wie ein Briefbeschwerer neben ihm auf seinen Notizen lag, und betrachtete ihn.
    „Saphire brechen das Licht doppelt.“ Sie erschauerte. „Ich bin eine Juwelendiebin, das muss es sein. Deswegen weiß ich so genau Bescheid.“
    „Oder du bist Goldschmiedin, Edelsteinexpertin oder ein richtig, richtig reiches Mädchen, das gerne mit Murmeln spielt.“ Er reichte ihr ein Glas. „Du solltest keine voreiligen Schlüsse ziehen, Bailey. Auf diese Weise übersieht man die wichtigen Details.“
    „Okay.“ Dennoch sah sie sich bereits ganz in Schwarz gekleidet in Häuser einbrechen. Sie trank einen großen Schluck. „Ich würde nur zu gern wissen, warum ich mich an bestimmte Dinge erinnern kann und an andere nicht. Refraktometer, die Spur des Falken …“
    „Die Spur des Falken?“
    „Ein Spielfilm – Bogart, Mary Astor. Du hast den Roman in deinem Zimmer, und als ich ihn sah, konnte ich mich sofort an den Film erinnern. Und Rosen. Ich weiß, wie sie riechen, aber ich kenne mein eigenes Lieblingsparfüm nicht. Ich weiß, was ein Einhorn ist, aber nicht, warum ich mir eines habe tätowieren lassen.“
    „Ein Einhorn.“ Er begann zu lächeln. „Das Symbol der Unschuld.“
    Sie zuckte nur mit den Schultern und kippte den Rest des Weins hinunter. Cade reichte ihr sein eigenes Glas und stand auf, um ihres nachzufüllen. „Und außerdem hab ich immer wieder diese Melodie gehört, als ich unter der Dusche stand. Ich weiß nicht, woher ich sie kenne, aber ich konnte sie nicht loswerden.“ Sie trank erneut, runzelte vor Konzentration die Stirn und begann zu summen.
    „Beethovens Ode an die Freude “, stellte er fest. „Beethoven, Bogart und ein geheimnisvolles Fabelwesen. Du hörst nicht auf, mich zu überraschen, Bailey.“
    „Und was soll das eigentlich für ein Name sein, Bailey?“, wollte sie mit einer ausladenden Geste wissen. „Ist das mein Vor- oder mein Nachname? Wer bitte gibt seinem Kind einen solchen Namen? Da würde ich ja noch lieber Camilla heißen.“
    Er lächelte erneut, wobei er erwog, ihren Wein außer Reichweite zu stellen. „Nein, das würdest du nicht. Glaub mir.“
    Schmollend blies sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Erzähl mir etwas über

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