Der verborgene Stern
zwischen all den Büchern und Papieren. Er hätte sich in ihr verlieren können, und beinahe konnte er ihn schon spüren, den Rhythmus, ihren gemeinsamen Rhythmus. Doch obwohl er wusste, dass es perfekt sein würde, wollte er es nicht auf diese Weise haben. Nicht jetzt und nicht hier.
„Ich habe noch nie eine Frau so sehr begehrt wie dich.“ Mit den Fingern fuhr er ihr durchs Haar und drehte ihren Kopf so, dass sich ihre Blicke trafen. „Verdammt, konzentrier dich nur einen Moment lang, Bailey! Sieh mich an.“
Sie sah nichts anderes. Sie wollte nichts anderes. Ihr Körper war leicht wie Luft, in ihrem Kopf war nur noch Platz für ihn. „Küss mich noch mal, Cade. Es ist ein Wunder.“
Stumm flehte er um Kraft. „Wenn ich dich das nächste Mal küsse, wirst du vollkommen nüchtern sein. Und du wirst nicht mehr wissen, wo oben und unten ist. Das schwöre ich dir.“ Er erhob sich mit ihr auf den Armen.
„Alles dreht sich.“ Kichernd ließ sie den Kopf zurückfallen.
„Das geht nicht nur dir so.“ Mit heldenhafter Ritterlichkeit legte er sie auf die Couch. „Schlaf jetzt ein wenig.“
„Okay.“ Gehorsam schloss sie die Augen. „Aber du bleibst hier! Ich fühle mich sicherer, wenn du da bist.“
„Ja, ich bleibe hier.“ Er beobachtete, wie sie innerhalb von Sekunden weggeschlummert war. Eines Tages würden sie gemeinsam darüber lachen. Vielleicht, wenn sie Enkelkinder hatten.
Dann machte er sich wieder an die Arbeit.
Sie buddelte in der Erde. Die Sonne strahlte wie eine Fackel an dem saphirblauen Himmel. Das Land war steinig und ausgedörrt. Der scharfe Geruch von Salbei drang aus den Rissen der bleichen Erde in ihre Nase. Mit einem Spaten und einer Spitzhacke fuhr sie fort zu graben.
Im Schatten eines Felsens saßen zwei Frauen und beobachteten sie. Sie fühlte sich zufrieden, schaute zu den beiden hinüber und lächelte ihnen zu. Eine hatte ein scharfes, fuchsartiges Gesicht und kurzes Haar, das wie Kupfer in der Sonne glänzte. Und obwohl ihre Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille lagen, erkannte Bailey ihre Farbe. Dunkelgrün.
Die andere hatte schwarzes Haar, das sie hochgesteckt unter einem großen Strohhut mit albernem Blumenschmuck verborgen hielt. Offen würde es ihr in dichten Wellen über die Schultern bis hinunter zur Taille fallen, was großartig zu der geheimnisvollen Schönheit ihres Gesichts, dem cremefarbenen Teint und den unglaublich blauen Augen passte.
Bailey brauchte sie nur anzusehen, um von einer Woge der Liebe erfasst zu werden. Sie spürte eine tiefe vertrauensvolle Bindung und ahnte den Sinn eines gemeinschaftlichen Lebens. Ihre Stimmen klangen wie Musik, ein fremdes Lied, von dem sie nur Bruchstücke verstand.
Könnte ein kaltes Bier vertragen.
Egal was, Hauptsache kalt.
Was glaubst du, wie lange sie da noch rumgraben wird?
Bis an unser Lebensende. Im nächsten Sommer Paris. Definitiv.
Das wird sie lange genug von diesen Steinen fernhalten.
Und diesen Verbrechern.
Definitiv.
Sie musste lächeln, weil die beiden über sie sprachen. Weil sie sich offensichtlich Sorgen machten. Sie würde mit ihnen nach Paris gehen, ja. Aber zunächst würde sie weiter an dieser interessanten Formation herumkratzen, in der Hoffnung, etwas Wertvolles zu entdecken. Etwas, das sie an sich nehmen und untersuchen konnte, um etwas Hübsches daraus zu machen.
Man brauchte Geduld und ein gutes Auge. Und was auch immer sie heute finden würde, sie würde es mit den beiden teilen.
Und dann purzelten die blauen Steine plötzlich in ihre Hand. Drei perfekte blaue Steine von spektakulärer Größe und fantastischem, beinahe überirdischem Glanz. Eher mit Faszination als mit Überraschung begann sie, die Diamanten zu untersuchen, drehte sie hin und her und spürte mit einem Mal, wie ein Gefühl der Macht durch ihren Körper jagte.
Das Gewitter kam aus dem Nichts und näherte sich in rasendem Tempo, verdeckte die grelle Sonne, ließ dunkle, gierige Wolken über den Himmel fegen. Sie erschrak. Beeil dich! Beeil dich! Ein Stein für jede von ihnen, bevor es zu spät war. Bevor der erste Blitz einschlug.
Aber es war schon zu spät. Der Blitz fuhr in sie hinein, fuhr unter ihre Haut, scharf wie ein Messer, und sie rannte, rannte blindlings drauflos. Allein und entsetzt, die Wände kamen immer näher, die sengenden Blitze waren ihr auf den Fersen …
Mit rasselndem Atem fuhr sie hoch. Was hatte sie getan? Gütiger Gott, was hatte sie getan? Sie schlang die Arme um ihren Körper und wiegte
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