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Der verbotene Kuss

Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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betrachtete ihre Lippen. Plötzlich wurde sie fürchterlich nervös. Er beugte sich vor. Kizzy erstarrte und wusste nicht, ob sie die Augen schließen oder offen lassen sollte. Sie hatte diese Horrorvorstellung, es könne ihr ergehen wie einem dieser Mädchen in den Filmen: Sie schließt die Augen und spitzt die Lippen, während sich der Junge grinsend zurücklehnt.
    Und Sekunden später war sie froh darüber, dass sie die Augen nicht geschlossen hatte, denn Jack Husk küsste sie nicht. Er nahm ihr den Pfirsich aus der Hand und biss hinein. Aus dieser Nähe wirkte der Duft, den die Frucht ausströmte, wie eine Droge, und Kizzy befiel der mächtige Drang, sich vorzubeugen und den Nektar auf Jack Husks Lippen zu schmecken. Noch immer konnte sie den Blick nicht von seinem Mund lösen. Sie bewegte sich ein winziges Stück nach vorn. Jack Husk bemerkte es und beugte sich ebenfalls vor.
    Dieses Mal würde es Wirklichkeit werden, es würde tatsächlich geschehen. Kizzy würde diesen wunderschönen Jungen küssen. Warum dachte sie also an den Pfirsich und daran, wie der Saft wohl schmecken mochte?
    Warum stellte sie sich vor, wie köstlich Jack Husks Kuss wegen des Pfirsichsafts sein würde?
    Sie starrte ihn an, und aus den Augenwinkeln nahm sie ein Glitzern wahr. Es handelte sich um das kleine Silbermesser, das in der Käserinde steckte. Messer, dachte sie. Ihre Finger zuckten und wollten danach greifen, als ein Gedanke auf der glasigen Oberfläche ihres Verstandes auftauchte. Alle Vorzeichen des Tages, die Schwanenfedern, das Grab mit dem toten Gras, das Messer ihrer Großmutter, das noch mit dem Raureif der Unterwelt bedeckt war, all diese Erinnerungen an die Warnungen brachten sie plötzlich zu einer Einsicht: Tief in ihr schrie eine Stimme, niemals Früchte zu essen, die außerhalb der Saison reiften. Jetzt im Spätherbst waren die Obstgärten längst abgeerntet, und ein Pfirsich, der von der anderen Halbkugel importiert wurde, konnte niemals so süß duften. Bestimmt konnte diese Frucht nur in einem einzigen Garten gereift sein.
    Und damit wusste Kizzy Bescheid. Ein Kobold hatte ihre Seele an der Angel und stand kurz davor, die Leine einzuholen. Nun war es ihr klar. Aber in ihrem Dämmerzustand, in dem ihr Verlangen drängte und sie ihr Ziel so dicht vor Augen hatte, in dem sie den schweren Wein und die Schokolade noch auf der Zunge spürte, in dem ihre Hüfte sich noch warm von Jack Husks Kopf anfühlte, war Wissen so gebrechlich wie Worte, die auf Wasser geschrieben wurden. Sie verschwinden ohne jede Spur, sobald sie geschrieben sind, und hinterlassen nur das Spiegelbild von Jack Husks übernatürlich schönem Gesicht. Es war eine eingebildete Schönheit, die nur erträumt war, um ihr zu gefallen, und sie gefiel ihr. Sie gefiel ihr sehr. Diese Schönheit entzückte und berauschte sie.
    Kizzy wusste es, aber sie zwang sich, es zu ignorieren , und Stimmen der Toten gingen im Getrommel ihres erhitzten Blutes und im Kribbeln ihrer erwartungsfrohen Lippen unter. Sie wollte ihn schmecken, sie wollte, dass er sie schmeckte.
    Sie griff nicht nach dem Messer. Benommen, hypnotisiert und mit flach angelegter Seele wie die Ohren einer fauchenden Katze beugte Kizzy sich vor und sog Jack Husks feuchten Mund in sich auf. Und seine roten, roten Lippen drängten sich gierig an Kizzys und verschlangen ihre. Beide schlossen die Augen. Ihre Finger klammerten sich an ihre Kragen und ihr Haar, an die Picknickdecke und das Gras. Und während sie hinsanken und ihre Schatten unter sich festdrückten, kippte der Horizont zur Seite, und gemächlich und in aller Ruhe zog der Tag dahin, Stunde um Stunde.
    Es war Kizzys erster Kuss, und vielleicht auch ihr letzter, und er schmeckte einfach köstlich.

















– Die Würze bezaubernder kleiner Flüche –
    E in Kuss kann ein Leben ruinieren. Lippen berühren sich, manchmal stoßen auch Zähne aneinander. Verlangen bricht hervor, und alle Vorsicht schwindet. Ein Mädchen, dessen Lippen noch feucht vom ersten Kuss sind, fühlt sich plötzlich monströs wie ein kleiner Monsun, denn sie wurde mit einem Fluch belegt. Diesen Fluch, der auf ihr lastet, vergisst sie vielleicht, wenn auch nur gerade lange genug, um ihn in unschuldiger Sorglosigkeit wahr werden zu lassen. Und damit tötet sie vielleicht alle, die sie liebt.
    Vielleicht – vielleicht aber auch nicht.
    Ein bestimmter Dämon in Indien hofft jedenfalls, dass sie es tun wird.
    Dies ist die Geschichte über den Fluch und den Kuss,

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