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Der verbotene Kuss

Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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anderen in Tier-Cithrim verwandelt. Die Naxturu hatten geheult, die Geflügelten waren kreischend im Himmel umhergekreist. Die Königin hatte auf ihrem Turm gestanden, unverändert wie immer, und zugeschaut.
    Mab erinnerte sich, gehofft zu haben, ihr Kind möge während der Mondfeier kommen, damit die Königin abgelenkt sei und sie diesen Moment für sich haben könne. Es war nichts Großes, was sie sich erhofft hatte, und es war ihre letzte Hoffnung gewesen. Damals hatte sie auch noch keine Ahnung, wie töricht dieser Wunsch gewesen war. Sie hatte Katzen zugeschaut, wie sie ihre Jungen zur Welt brachten, und sie hatte geglaubt, bei ihr würde es genauso gehen, still und angespannt und wundersam, wie gute, harte Arbeit. Von den Schmerzen hatte sie keine Ahnung gehabt, und deshalb hatte sie sich an dieser Hoffnung festgehalten und ihren angeschwollenen Bauch gestreichelt und leise durch die Haut geflüstert: »Komm heraus, Bakham, mein kleines Geschenk, komm jetzt zu mir heraus«, während draußen in der Nacht die Druj ihre ausgelassenen Mondlieder gebellt hatten.
    Aber Esmé war nicht gekommen. Sie hatte getreten und sich in Mab gedreht und dann gesenkt. Irgendwann in dieser Nacht war Mihai auf Mabs Schwelle erschienen, was sie sehr erschreckt hatte. Er hatte sie nur eine Zeitlang angestarrt, ehe er so still verschwand, wie er gekommen war, doch sein Blick hatte Mab beunruhigt. Sie hatte sich gefragt, warum er nicht wie die anderen Druj in ein Cithra geschlüpft war. Er war anders als die übrigen; sie hatte es gewusst, nur nicht, auf welche Weise er sich unterschied.
    Zu dem Zeitpunkt hatte er sich schon eine ganze Weile in Tajbel aufgehalten. Es war beinahe ein Jahr vergangen, seit Mab sein Gesicht in der Zuschauermenge der Druj aufgefallen war und sie sich über den unterdrückten Schmerz in seiner Miene gewundert hatte, während die Königin sich in ihrem Körper zum ersten Mal mit Arkadi vereinigt hatte. Arkadi war Monate später fortgebracht worden, sobald ihre Blutung ausgeblieben war. Zuerst hatte sie um ihn und um sich selbst geweint, weil sie wieder allein unter den Druj war, aber dann war ihr Bauch gewachsen und hatte sich bewegt , und schließlich hatte sie begriffen, dass sie nicht mehr allein war.
    Sie hatte etwas, das sie beschützen konnte.
    Die Endlosigkeit der Berge, die sie vor langer Zeit gesehen hatte, war ihr in den Sinn gekommen, und Flucht war ihr so unmöglich wie immer erschienen. Aber eine Sache, die ihr früher fremd gewesen war, hatte sie nun erkannt: Dort draußen lebten noch andere. Wie Arkadi, wie sie. Und so hatte sie zum ersten Mal einen Fluchtversuch durch den Wald unternommen und aus eigenem Willen den Bestien Katzen zugeworfen, damit sie über die Brücke fliehen konnte. Erezav und Isvant hatten sie mit Leichtigkeit wiedergefunden und waren deswegen auch nicht einmal besonders böse auf sie gewesen. Bei ihrer Rückkehr hatten sie Mab der Königin so vorsichtig überreicht, als hielten sie ein Ei – ein Ei, in dem der nächste Liebling der Königin heranwuchs. Mab hatte begriffen, dass sie das schon einmal getan hatten, vielleicht sogar viele Male. Sie jagten die Mädchenmütter und brachten sie zurück. Ob ihre eigene Mutter wohl auch geflohen war? Ja, alle waren geflohen. Natürlich, was sonst?
    Und sie hatte es wieder versucht. Und wieder. Und wieder.
    Am Ende hatte die Königin voller Zorn in der Vorhalle ihres Turms gestanden und grimmig geflüstert: »Cinvat ni janat!« Daraufhin war die Brücke eingestürzt, und Mab war in diesem einsamen Felszahn gefangen gewesen. Die Druj konnten über die Lücke durch die Luft zur nächsten Spitze gleiten, sie jedoch nicht. Oh, wie elend hatte sie sich gefühlt, als sie dagestanden und in die schwarze Schlucht gestarrt hatte, über die sich dann kein Fluchtweg mehr bot. Ein Windstoß hatte ihren kleinen Käfig ächzend an den Eisenringen schwingen lassen, als wollte er sie an seine Existenz erinnern und daran, dass er wieder zum Einsatz kommen würde, nachdem sie gegangen wäre.
    Die Hoffnung war geschwunden, bis nur mehr der Wunsch geblieben war, einmal ihr Kind in den Armen zu halten, ehe sie ihr das antaten, was sie mit verbrauchten Lieblingen anstellten, was auch immer das sein mochte.
    Wundersamerweise war es dazu nicht gekommen.
    In dieser Vollmondnacht war Mihai ein zweites Mal zu ihr gekommen, und diesmal hatte er die Königin mitgebracht. Die Gesichter der beiden waren rosig gefärbt gewesen, und Mab hatte sich in einer Nische

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