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Der verbotene Kuss (German Edition)

Der verbotene Kuss (German Edition)

Titel: Der verbotene Kuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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In einem ruhigen Moment hatte er sich sogar sehr verlegen für den Kuss entschuldigt. Sie war zwar glücklich darüber, da sie ihm nun wieder unbefangener gegenüber treten konnte, doch darüber, dass er es nur auf die Dunkelheit und den Duft ihres Parfüms hatte schieben wollen, war sie insgeheim doch etwas gekränkt.
    Lara setzte sich auf die Treppenstufe vor dem Haus und beobachtete, wie die Sonne glühend rot hinter den Häusern der Stadt verschwand. Der Rauch eines Holzkohlegrills stieg über den Garagen auf und vermischte sich mit dem Duft des Sommerabends.
Ihre Mutter kam aus der Wohnung gerollt und gesellte sich zu ihr.
»Er ist sehr nett.«
Lara ahnte zwar, wen ihre Mutter meinte, doch sie stellte sich unwissend. »Wen meinst du?«
»Deinen Chef, Marc Meyerhoff.«
»Ja.« Ihre Antwort war sehr knapp, aber völlig ausreichend, solange sie nicht wusste, worauf ihre Mutter hinauswollte.
»Er mag dich.«
Lara sah sie überrascht an. »Wie kommst du denn darauf?«
Irene lächelte. »Das sehe ich daran, wie er dich ansieht, oder wie er von dir spricht. Er hält große Stücke auf dich.«
»Er ist in festen Händen.«
»Tatsächlich?« Jetzt war ihre Mutter überrascht. »Das hätte ich nicht gedacht.«
»Ja.« Lara glaubte nun, dass das Gespräch damit beendet wäre, aber ihre Mutter war noch nicht fertig. »Magst du ihn?«
Lara überlegte, was sie ihr darauf antworten sollte, doch sie entschied sich für die Wahrheit. »Ja, ich mag ihn. Er ist ein guter Vorgesetzter. Er ist sehr umgänglich und er vertraut mir bei der Arbeit.«
»Das meinte ich nicht.«
Ihre Mutter war ziemlich neugierig, fand Lara. »Nun, er sieht sehr gut aus, und er ist witzig.« Sie zögerte. »Ich mag sein Lachen.«
Sie sah ihre Mutter verlegen an, doch die lächelte.
»Ich habe euch bei dem Essen neulich beobachtet. Da war ein Knistern zwischen euch zu spüren, das war eindeutig.«
Lara wurde das Gespräch immer peinlicher. »Da musst du dich getäuscht haben, Mutter. Da ist nichts. Er ist mit Marlene van Apen zusammen. Sehr fest.«
Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Bei so was irre ich mich nicht. Ich kenne dieses Knistern. Ich habe das auch einmal erlebt.«
Lara sah sie erstaunt an. »Ich denke, du und Vater, ihr habt euch nicht so gut verstanden, so dass es bald auseinandergegangen und er einfach weggegangen ist.«
»Ich meine auch nicht deinen Vater.« Sie sah zum Horizont, wo die Sonne mittlerweile nicht mehr zu sehen war und nur noch den Himmel in ein blutiges Rot tauchte. »Er hieß Léon, er war Franzose und Soldat der Alliierten. Wir hatten uns bei einer Parade kennengelernt, wo ich mich um sein Pferd kümmern sollte. Er hatte die strahlendsten Augen und das freundlichste Lächeln, das ich jemals gesehen habe. Und keiner konnte so verführerisch ›Irene‹ sagen wie er. Es klang so, so...« Sie lachte gedankenverloren. »Für mich klang es wie Musik. Er drängte immer, sich mit mir zu treffen, aber ich wollte erst nicht. Und als wir uns dann tatsächlich trafen, da war es auch da, dieses Knistern zwischen uns. Und als er das erste Mal meine Hand nahm, da ging ein Feuer durch meinen Körper. Es war wie ein Zauber, der mir die Luft nahm.«
Sie schwieg plötzlich. Lara sah sie gespannt an. »Und was wurde dann aus ihm?«
Irene erwiderte ihren Blick. »Er musste zurück nach Frankreich und bat mich, mit ihm zu kommen. Aber ich wollte nicht. Ich dachte, wenn er mich liebt, dann bleibt er hier. Aber er blieb nicht.«
»Dann hat er dich nicht geliebt.«
»Vielleicht nicht. Aber vielleicht hat er auch gedacht, ›wenn sie mich liebt, kommt sie mit mir‹. Ich war nicht bereit, etwas für ihn aufzugeben, hatte aber erwartet, dass er es für mich tut. Ich habe es ewig bereut.«
Sie sahen in den Himmel, der sich lila verfärbte. Aus dem Osten schob sich das dunkle Blau der Nacht immer höher.
»Mach nicht denselben Fehler wie ich, Lara. Lass ihn nicht gehen.«
Lara schwieg lange. Wie sollte sie ihrer Mutter erklären, dass das nicht so einfach war, wie sie sich das vorstellte. Sie brauchte ihren Job, um sie beide ernähren zu können. Und sie würde wegen eines absurden Knisterns nicht ihre Position aufgeben oder sich zwischen Marlene und Marc drängen. Und, falls ihre Mutter Recht hatte mit ihrer Vermutung, was sie ohnehin bezweifelte, dann wäre sie sowieso nur ein flüchtiger Moment in Marcs Leben, nichts weiter.
»Ich kann nicht.«
Ein warmer Windstoß fegte ein weißes Blütenblatt vor ihre Füße. Sie stand auf und ging ins Haus

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