Der verbotene Kuss
ich dich heiraten, Ian.“ Diese Äußerung machte ihn wachsam. „Falls du Lady Brumleys Geschichten meinst..."
„Nein. Ich habe etwas im Sinn, das mich beunruhigt hat, seit ich mit dir geschlafen habe. Warum willst du ausgerechnet mich heiraten? Warum willst du keine der Frauen haben, denen du den Hof gemacht hast?“
Sara hatte Ian dieselben Fragen gestellt, und an seiner Antwort hatte sich nichts geändert. „Ich will dich mehr als jede andere Frau.“
Zum ersten Mal, seit dieses absurde Gespräch begonnen hatte, sah Felicity aufgeregt aus. „Wenn du damit meinst, dass du Verlangen nach mir hast, dann warne ich dich. Ich habe noch immer nicht vor, mit dir zu schlafen, bis unsere Schwierigkeiten geklärt sind.“
„Gut.“ Diese Drohung beunruhigte Ian nicht. Keine Frau, die so leidenschaftlich war wie Felicity, konnte sich lange den Wonnen der Liebe entziehen, nachdem sie einmal davon gekostet hatte. Nicht, wenn der Mann alles darauf anlegte, sie zu verführen. „Aber das war nicht das, was ich gemeint habe. Ich will dich, Felicity, als Mensch. Keine andere Frau würde mir genügen. Du . . . reizt mich. Den Grund dafür kenne ich nicht. Also bitte mich nicht, noch ausführlicher zu werden oder noch mehr Unsinn über deine Vorzüge zu verbreiten.“
„Nicht im Traum würde ich das tun. Denn wenn du meine Vorzüge auflisten würdest, müsstest du auch meine Fehler nennen, und ich bin sicher, dieser Teil der Liste wäre länger als der andere.“ Felicity lächelte. „Ich denke jedoch, dass mir diese Antwort genügt. Jedenfalls für den Äugenblick.“ Ian war ungemein erleichtert. „Dann kann die Trauung jetzt endlich stattfinden?“
„Oh ja. Ich meine, du hast schließlich in dieser Hinsicht so viele Anstrengungen unternommen. Ich will dich nicht enttäuschen. Oder dich öffentlich demütigen.“
Er schnaubte verächtlich. „Ja, in dieser Hinsicht bist du immer so rücksichtsvoll.“
Felicity grinste nur. Sie zog ihre Hände zurück und eilte die Treppe hinauf, die zum Chorraum führte. Ian spürte das Eis, das sein Herz umgeben hatte, langsam schmelzen. Es war ihm gleich, dass sie ihm damit gedroht hatte, nicht mit ihm schlafen zu wollen. Sollte sie doch ihren Spaß haben und denken, sie habe alles unter Kontrolle. Solange die Trauung stattfand und Felicity ein für alle Mal seine Frau wurde, konnte sie ihm mit allem drohen, was ihr in den Sinn kam.
Denn am Ende würde doch er gewinnen.
Es war eine äußerst seltsame Hochzeit. Brautführer war der zwölfjährige Bruder der Braut. Nur zwei Trauzeugen, und sie waren Geschwister. Lady Worthing war Felicitys Trauzeugin und Jordan Ians Trauzeuge. Und ein ehemaliger Freibeuter, der links neben den zappeligen Drillingsbrüdern der Braut saß, während die Haushälterin rechts Platz genommen hatte. Sonst war nur noch Lady Blackmore anwesend. Die Schar der Zuschauer war also klein und bunt gewürfelt.
Dennoch machten sie die kleine Zahl durch ihre ungeheure Freude wett. Sie waren ganz sicher fröhlicher als Braut und Bräutigam. Jordan schmunzelte, während der Vikar die Zeremonie vornahm, und Sara lächelte nachsichtig. Mrs. Box vergoss von Anfang an Freudentränen, derweil die Jungen zappelten und grinsten und sich darauf freuten, dass sie nun bald einen Viscount in der Familie hatten. Und der im Allgemeinen so streng dreinblickende Lord Worthing schien über die ganze Sache sehr erfreut zu sein.
Verstohlen warf Felicity ihrem zukünftigen Gatten einen Blick zu. Er wirkte sehr gelassen und sah beeindruckend gut aus.
Sie wusste es jedoch besser. Im Vestibül hatte es einen Augenblick gegeben, in dem sie Ians Unsicherheit gespürt hatte, seinen großen Wunsch, sie zu heiraten, und seine gleichermaßen große Angst, sie könne ihn sitzen lassen. Dieser Augenblick hatte sie dazu bewogen, ihn zu heiraten, obwohl der Verstand ihr gesagt hatte, sie sei verrückt.
Irgendwo hinter Ians Fassade kühler Gelassenheit lag sein so verletztes Herz, so dass er nicht lieben konnte, bis es geheilt war. Und Felicity wollte es heilen. Sie musste es heilen. Denn sie hatte bereits ihr Herz an ihn verloren und würde alles daransetzen, dass auch er seins an sie verlor.
Er wiederholte die Trauungsformel, und der ruhige Klang seiner tiefen Stimme beruhigte Felicity. Alles würde gut werden. Irgendwie würde sie das zu Wege bringen.
Als die Reihe an ihr war, wiederholte sie die Worte langsam, denn für sie waren sie ein feierliches Gelöbnis. Falls sie sich in Bezug auf
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