Der verbotene Kuss
auszog.
Sie blieb auf dem oberen Treppenpodest stehen und wartete auf ihn. Ihr Blick war wütend. Boshafterweise verlangsamte Ian die Schritte und genoss ihren Blick. Es machte ihm Freude, sie in diesem Kleid zu sehen, dem Hochzeitskleid ihrer Mutter. Das zeugte von Sentimentalität, nicht wahr?
Bestimmt würde Felicity, wenn sie eine Weile mit ihm lebte, vergessen, dass er Geheimnisse vor ihr hatte. Das Leben mit ihr würde leicht sein, vorausgesetzt, sie gebar ihm einen Sohn. Und er hatte keinen Grund zu der Annahme, dass er nicht imstande sein würde, einen Sohn zu zeugen. Sein Vater hatte einen Bruder, und sie war das einzige Mädchen von fünf Kindern. Ja, er würde einen Sohn bekommen. Vielleicht sogar schon vor Martini. Möglicherweise vor Michaelis.
Sobald er bei ihr war, ergriff er sie am Arm. „Wie lange müssen wir bleiben, damit dein Hunger gestillt wird? Ich bezweifele, dass man mir etwas anzubieten hat, das meinen stillen kann.“
„Das liegt nur daran, dass du so seltsame und verruchte Gelüste hast!“ erwiderte Felicity spitz.
„Nicht verrucht, nur sinnliche. Und meinen Appetit hier zu stillen, würde meine Freunde sehr schockieren. Allerdings glaube ich, dass du dann sehr zufrieden wärst, wenn ich das täte.“
„Du überschätzt deine Verführungskünste“, zischte Felicity ihrem Mann zu.
Die Tür wurde geöffnet.
„Und du unterschätzt deine Widerstandskraft.“
Diener kamen, um Felicity und ihrem Gatten die Mäntel abzunehmen. Die geröteten Wangen der Gattin bekundeten ihm, dass sie genau wusste, was er wollte, sich aber über ihre Wünsche nicht im Klaren war. Doch das genügte, um ihn sehr stolz auf sich sein zu lassen.
Kaum hatte er mit ihr das Speisezimmer betreten, wurde er von seinen Freunden umringt. Die Damen nahmen seine
Gemahlin mit sich und wollten Einzelheiten über die so plötzlich angesetzte Hochzeit wissen. Er fragte sich, was sie ihnen erzählen würde. Die Wahrheit? Das bezweifelte er.
Sie hatte kaum begonnen, ihnen etwas zu berichten, was immer das war, als die Doppeltür am Ende des Raums plötzlich geöffnet wurde und die Schrecken von Taylor-House in vollem Galopp auf Felicity zustürmten. Sie hockte sich hin und drückte die Drillinge an sich.
Jordan kam zu Ian und reichte ihm ein Glas Champagner. „Glückwunsch, mein Freund“, sagte er. „Du hast eine prächtige Frau bekommen. Allerdings sieht es so aus, als hätte sie eine Menge Gepäck mitgebracht. Du bist der einzige Mann, von dem ich weiß, dass er einer Frau wegen so viele Geschwister mit in Kauf nimmt. “
„Das ist sie wert“, hörte Ian sich erwidern und merkte, dass es ihm ernst war.
„Ja, das ist sie.“ Jordan nippte an seinem Champagnerglas. „Weißt du, Emily hat mir etwas Seltsames erzählt. Sie behauptet, deine Gattin sei der berüchtigte Lord X.“
Ihr Lachen hallte durch den Raum. Hastig trank Ian einen Schluck Champagner. „Das ist sie. Also pass auf, was du in ihrer Nähe äußerst. Ich bezweifele, dass sie die Absicht hat, ihre Tätigkeit aufzugeben, nur weil sie mich geheiratet hat.“
„Und alle ihre Artikel über dich . . .“
„Man könnte sagen, dass sie eine besondere Art des Werbens um mich waren.“ Ian sah Felicity sich aufrichten und auf die Jungen einreden. „Andere Leute machen Geschenke. Felicity und ich streuen Gerüchte über uns aus.“
Plötzlich schrie einer der Drillinge auf. Der Junge kam auf Ian zugerannt, umklammerte dessen Beine und brach in Schluchzen aus.
Erschrocken strich Ian ihm über das Haar und fragte in beschwichtigendem Ton: „Nanu, was ist denn nicht in Ordnung?“
Der Junge hob den Kopf, und Ian erkannte William. „Lissy hat gesagt, du würdest sie mitnehmen, damit sie bei dir lebt“, antwortete William weinend. „Und wir sollen ohne sie hier bleiben. “
Felicity näherte sich, den Blick auf ihren Mann gerichtet. „Es tut mir Leid. Ich habe meinen Geschwistern das erst jetzt gesagt. Ich wusste, sie würden sehr enttäuscht sein.“
„Bitte, nimm uns nicht die Schwester weg. Wir brauchen sie!“
Ian hockte sich hin und nahm Williams nasses Gesicht zwischen die Hände. „Auch ich brauche eure Schwester. Und Mrs. Box kümmert sich um euch. Aber wen habe ich? Niemanden. Außerdem wird Felicity nur eine Woche fort sein. Zu Neujahr kommen wir zurück und holen euch ab. Dann fahrt ihr in mein Landhaus und werdet mit mir und eurer Schwester leben. Das wird euch gefallen, nicht wahr?“ „Aber dann ist Weihnachten schon
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