Der verbotene Kuss
vorbei!“ jammerte William. „Wir können nicht ohne Lissy Weihnachten feiern.“ Das Weinen ging Ian zu Herzen. Weihnachten. Natürlich. Es war Jahre her, seit er Weihnachten so richtig gefeiert hatte. Daher hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, dass Felicity und ihre Geschwister während des Festes getrennt sein würden. Er hatte eine Auswahl von Spielsachen zu den Jungen schicken lassen, die dazu angetan waren, jedes Kind zu erfreuen. Danach hatte er das Problem für geklärt gehalten.
Er war ein verdammter Dummkopf. Felicity nahm Mutterstelle bei ihren Geschwistern ein, und nun wollte er sie zu Weihnachten mitnehmen. Was war neuerdings mit ihm nicht mehr in Ordnung? Früher hätte er, als er noch als Spion für Seine Majestät tätig gewesen war, erkannt, wie wichtig es war, dass die Jungen ihre Schwester zu Weihnachten bei sich hatten. Jetzt dachte er nur noch daran, Felicity so schnell wie möglich aufs Land zu bringen und für sich zu haben.
Er richtete den Blick auf sie. Verdammt! Mit feuchten Augen schaute sie William an. Er richtete sich auf und berührte sie am Arm. „Warum sagst du nichts?“
Sie wandte die Augen ab und stammelte: „Wo . . . wozu?“ „Du willst zu Weihnachten hier sein, nicht wahr? Es tut mir Leid, dass ich nicht. . .“ Aufstöhnend hielt er inne. „Ich bin nicht so hartherzig, dass ich dich deinen Geschwistern während der Festtage entziehen würde.“
Er blickte auf Williams rote Nase und bebenden Oberkörper. Er würde sich bei Felicity nicht lieb Kind machen, wenn er ihre Geschwister gegen sich aufbrachte. Die einzige Lösung für dieses Problem behagte ihm jedoch nicht.
Daher war er vollkommen überrascht, als er sich äußern hörte: „Wie wäre es, wenn Lissy und ich heute bei euch übernachten, William? Wir feiern morgen früh Weihnachten mit euch und fahren dann nach dem Weihnachtsessen ab. Ist dir das recht?“
Williams Augen leuchteten auf. „Oh ja! Hast du gehört, Lissy? Wir feiern Weihnachten zusammen.“ Er rannte zu seinen Brüdern, um ihnen das mitzuteilen.
„Aber wir bleiben nur heute Abend!“ rief Ian ihm hinterher. Dann seufzte er. Noch ein Abend, an dem er Felicity mit ihren Brüdern teilen musste. Verdammt noch mal!
Sie legte die Hand in seine Armbeuge und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke.“ Sie strahlte ihn an. „Aber vielleicht bereust du später deine Großmut, wenn meine Geschwister dich gnadenlos plagen werden.“
„Ich bereue sie schon jetzt“, brummte er und legte die Hand auf Felicitys. „Vielleicht kann ich deine Geschwister davon überzeugen, dass der Weihnachtsmann früher kommt, wenn sie sich zeitiger zurückziehen.“
„Viel Glück!“ Felicity lächelte verschmitzt. „Zu Weihnachten sind sie immer sehr aufgeregt, so dass wir von Glück reden können, wenn sie heute Nacht überhaupt schlafen.“ „Nun, wir werden ganz gewiss nicht schlafen.“
Die Röte stieg Felicity in die Wangen. „Wie bitte? Ich werde sehr gut schlafen. Das tue ich immer, wenn ich allein in meinem Bett liege.“
„Allein? Das kommt überhaupt nicht in Frage. Du bist jetzt meine Frau, und ich will nicht, dass deine Bediensteten in der ganzen Stadt darüber klatschen, dass ich in der Hochzeitsnacht das Bett nicht mit dir geteilt habe. “
Der Blick, den Felicity Ian zuwarf, war mörderisch und bewies ihm, dass sie begriffen hatte, im Nachteil zu sein. „Also gut! Wir schlafen im selben Zimmer. Aber wir werden nicht miteinander schlafen, Ian!“
„Wenn du das sagst“, äußerte er spöttisch. Sollte sie glauben, was sie mochte. Er hatte noch den ganzen Abend Zeit, sie eines anderen zu belehren.
20. KAPITEL
Die beklagenswerte Neigung mancher Leute, zu Weihnachten zu viel zu trinken, wird die Gesellschaft ruinieren, wenn wir nicht dafür sorgen, dass so etwas aufhört.
Lord X in der E vening Gazette vom 25. Dezember 1820
Langsam wurde Felicity munter. Das Tageslicht fiel ihr auf die geschlossenen Lider. Sie machte die Augen auf und erblickte die ihr vertrauten Stuckomamente der Zimmerdecke. Sie lag in ihrem Bett und hatte noch das Unterhemd an. Aber wie war sie ins Bett gelangt? Sie erinnerte sich nur noch, Georgie im Kinderzimmer eine Geschichte erzählt zu haben. Und dann hatte sie einen eigenartigen Traum gehabt. Arme hatten sie hochgehoben. Eine Stimme hatte leise etwas gemurmelt. Sie hatte das Gefühl gehabt zu schweben.
Ian! Ruckartig setzte sie sich auf und sah ihn nicht weit von sich entfernt in einem Sessel
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