Der verbotene Kuss
und ungläubig starrte Ian seine Frau an. „Männer? Pelham war nicht der Einzige, der dich belästigt hat? Was haben die anderen dir angetan? Wie ist das passiert?“
„Wirklich, es ist gar nicht so schlimm, wie es klingt. “ Felicity schaute den Gatten an. „Papa hat mich mitgenommen, wenn er seine Auftraggeber aufsuchte, und gelegentlich . . . war einer der im Haus lebenden Söhne etwas dreist. Das ist alles.“
„Das ist alles? Erzähl mir, wer dir wehgetan hat. Ich schwöre, ich werde . . .“
„Niemand hat mehr getan, als mir nur den einen oder anderen Kuss zu stehlen“, log Felicity, erschrocken über die Wut des Gatten. „Du weißt selbst, dass ich noch Jungfrau war. “
„Ja, aber es gibt andere Möglichkeiten, einer Frau wehzutun, ohne ihr die Jungfräulichkeit zu nehmen. Pelham muss wirklich scheußlich zu dir gewesen sein, wenn du dich bemüßigt gefühlt hast, etwas Derartiges über ihn zu schreiben. Grundlos zeigst du nicht die Krallen.“
Sie zuckte mit den Schultern und senkte wieder den Kopf. Ian hielt sie an den Schultern fest. „Sag mir, Felicity, was Pelham dir angetan hat.“
Sie hatte sich schon so lange danach gesehnt, jemandem den Vorfall zu erzählen. Ian hatte sie jetzt in einem schwachen Augenblick erwischt. „Pelham hat mich auf seinem Landsitz in der Bibliothek belästigt“, sagte sie. „Papa hat mich damals nicht benötigt. Daher war ich zum Lesen in die Bibliothek gegangen. Pelhams Kuss hat mich so überrascht, dass ich im ersten Moment nicht fähig war, etwas zu unternehmen. Doch als er dann seine Hände unter mein Kleid schob, habe ich ihn geschlagen.“ Aber er hatte natürlich nur gelacht und sie hart in die Brüste gekniffen. Doch das konnte sie Ian nicht erzählen. „Das war alles.“
„Er hat seine Hände . . . Verdammt! Ich werde ihn entmannen! Nein, noch besser! Ich werde ihn erwürgen.“
„Nein. Es ist alles lange her, Ian. Es ist nicht mehr von Bedeutung.“
„Oh doch! Ich kenne ihn. Eine Ohrfeige hält ihn von nichts ab.“
Felicity wandte den Blick ab. Zu einer weiteren Lüge war sie nicht fähig.
„Erzähl mir den Rest, querida“, drängte Ian sie.
„Es gibt nicht viel mehr zu erzählen. Pelham hat meine Hand gepackt und sie sich auf den Schritt gelegt. Daher habe ich ihn so hart, wie ich konnte, gekniffen. Er hat aufgeschrien. Zum Glück hat sein Schrei seine Gattin angelockt. Sie platzte in dem Moment in den Raum, als ihr Mann mich schlug. “
„Mein Gott!“ äußerte Ian harsch. „Du bist mit knapper Not davongekommen.“
Ja, das stimmte. Alles hätte viel schlimmer werden können.
„Ich bedauere, dass ich nicht miterlebt habe, wie Pelhams Frau ihn angeschrien hat.“
„Sie hat mich angeschrien. Sie ist unverzüglich zu Papa gegangen und hat ihm vorgehalten, ich sei ein Flittchen. Er müsse mir eine ordentliche Tracht Prügel verabreichen.“
„Dieses elende Frauenzimmer! “
Felicity lachte. „Du nimmst kein Blatt vor den Mund, nicht wahr?“
„Das muss ich nicht. Ich schreibe nicht für die Öffentlichkeit. Hätte ich deinen Artikel verfasst, wäre ich viel unfreundlicher mit dieser Person umgesprungen, als du das getan hast.“
Der Artikel. Felicity hatte ihn längst vergessen gehabt. „Ich hätte den heutigen Text nicht veröffentlichen lassen sollen, da ich mich so . . . unwohl fühle. Du hast Recht. Es sind persönliche Gefühle in meinen Text geflossen.“
„Ich bin sicher, es hat dir nicht geholfen, dass ich ein ,arroganter Pinsel' bin.“
Sie stöhnte auf. „Das hätte ich nicht zu dir sagen dürfen.“
„Es stimmt. Ich habe mich so schlimm wie Pelham benommen.“
„Nein!“
„Doch! Ich habe dich gegen deinen Willen geküsst und dich im Haus meiner Freunde belästigt.“
„Du hast mich nicht belästigt. Mit dir war das ganz etwas anderes. Mir hat gefallen, was du getan hast. Pelham hat mir das Gefühl gegeben, ich sei schmutzig und billig. Du hast mir das Gefühl gegeben, begehrt zu werden. Und als du dich, wie ein anständiger Mann das tun sollte, zurückgezogen hast, war ich davon überzeugt, dass nicht alle Adligen so sind wie Pelham.“
Ians Augen glitzerten. „Aber eine Woche später habe ich dich verführt. Ich . . .“
Felicity legte ihrem Mann den Zeigefinger auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich will nicht, dass du dich im gleichen Atemzug nennst wie Pelham. Du bist nicht wie er. Überhaupt nicht. Du hast mich nie gezwungen, mich dir hinzugeben. Das habe ich freiwillig
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