Der verbotene Kuss
getan. Und ich bereue es nicht.“
Ihr leidenschaftlicher Ton hatte Ian offenbar überzeugt. Er neigte den Kopf. Zu ihrer Schande begrüßte sie es, dass ihr Gatte sie küsste. Er war ihr Mann. Sie war seine Frau. Es war nicht falsch, sich zu küssen. Sein Kuss war wunderbar, weich und zart und dennoch begehrlich.
„Meine süße querida“, murmelte er, presste sie leidenschaftlich an sich und streifte ihr das Hemd von den Schultern.
Mein Liebster. Mein Süßer. „Mehr kann ich dir heute nicht gestatten“, flüsterte sie unbehaglich. „Ich bin . . . unpässlich.“
„Verdammt! Hatte ein Ehemann je so viel Pech wie ich?“
„Es tut mir Leid. Ich hätte dir das früher sagen sollen. Ich wollte das tun . . . Ich wollte, dass du Bescheid weißt.“
„Wir haben noch viele Nächte vor uns.“ Ian drückte Felicity einen Kuss auf die Wange. Dann lehnte er sich zurück und zog eine Augenbraue hoch. „Wir werden doch noch viele gemeinsame Nächte haben, nicht wahr?“
Felicity wusste, worauf er anspielte. Nun kannte sie auch die Antwort. Es war an der Zeit, ihre Ehe zu dem werden zu lassen, was sie sein sollte. Daher musste sie ihm beweisen, dass sie ihn so sehr liebte, dass es ihr gleich war, was er ihr über seine Vergangenheit sagte. Nur so konnte ihre Ehe zu einer richtigen Ehe werden.
„Ja“, antwortete sie leise. „Und mein Unwohlsein dauert im Allgemeinen nicht so lange. In wenigen Tagen können wir . . .“
„Genug, querida.“ Ian lächelte trocken. „Sag mir nicht, was wir in wenigen Tagen tun können, es sei denn, du willst mich noch mehr quälen. Einige wenige Tage werden mir wie eine Ewigkeit Vorkommen. “
„Mir auch“, äußerte Felicity schüchtern.
Er seufzte, ließ sich rücklings auf das Bett fallen und starrte auf die Zimmerdecke. Er schwieg lange, so lange, dass Felicity sich fragte, was sie noch sagen könne, um ihn zu beruhigen. „Ich nehme an, das bedeutet, dass du noch nicht empfangen hast.“
„Ja. Auch das tut mir Leid.“
Ian richtete sich auf, hob sie vom Schoß und setzte sie neben sich ab. Dann drehte er sich auf die Seite und stützte den Kopf auf den Ellbogen. „Das muss dir nicht Leid tun. Das liegt in der Natur der Frauen. Aber wir haben viel Zeit.“
Warum sah er so enttäuscht aus? Wieso erweckte er den Eindruck, einen Erben in aller Eile zeugen zu müssen?
Er richtete sich auf. „Ich gehe jetzt besser. Du brauchst Ruhe.“
Felicity wollte seine Gesellschaft noch nicht verlieren. Sie ergriff seine Hand. „Du könntest heute Nacht hier schlafen.“
„Ich soll hier schlafen, ohne dich lieben zu können?“ fragte er leise. „Unmöglich! Verzeih mir, querida, aber als wir das letzte Mal zusammen im Bett waren, ohne miteinander zu schlafen, habe ich mich betrunken, um das ertragen zu können. Und ich befürchte, heute Nacht müsste ich das wieder tun. Daher bleibe ich besser in meinem Zimmer. “
Er stand auf. „Ian?“ fragte sie.
„Ja?“
„Ich meinte, was ich zu dir sagte. Ich wehre mich nicht mehr gegen dich. Ich bin deine Gattin und habe vor, dir von nun an in jeder Hinsicht eine gute Ehefrau zu sein.“
Er umfasste ihr Gesicht. „Schlaf gut. Falls du dich morgen wohler fühlen solltest, besuchen wir meine Pächter, damit ich sie dir vorstellen kann.“
Sie lächelte. „Das würde mir gefallen.“
„Etwas anderes, um unsere Gedanken von anderen Dingen abzulenken, fällt mir nicht ein“, gestand er bedauernd.
Und dann ging er. Sie fühlte sich verlassen, stand auf und ging zum Schreibtisch. Das Manuskript lag noch da, wohin er es geworfen hatte. Sie setzte sich hin und las es durch. Der Text kam ihr jetzt sehr albern vor.
Zum ersten Mal seit Jahren empfand sie keine Verbitterung mehr, wenn sie an Pelham dachte. Nur noch tiefes Mitleid. Denn er würde nie eine Frau haben, die mit ihm zusammen war, ohne dass er sie dazu genötigt hatte. Und Felicity empfand auch Mitleid für seine Gattin, da diese mit ihm auskommen musste. Nichts, was Lord X schreiben würde, konnte auch nur ein Jota an dieser Situation ändern.
Felicity nahm den Füller und strich die Pelham und seine Frau betreffenden Sätze aus.
Beim Verlassen des Schlafzimmers dachte Ian entzückt daran, dass Felicity gesagt hatte, sie wehre sich nicht mehr gegen ihn, sei seine Gattin und habe vor, ihm von nun an in jeder Hinsicht eine gute Ehefrau zu sein. Endlich hatte er gewonnen, ohne sein Geheimnis preisgegeben zu haben.
Später, als er allein im Bett lag, grübelte er wieder
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