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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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dass Sie das Beste aus diesem Besuch machen sollten.“
    „Oh, das werde ich! Machen Sie sich keine Sorgen. Besonders heute Abend beim Ball. Ich bin sicher, dass ich genug Klatsch hören werde. Warten Sie, was ich dann in meiner nächsten Kolumne schreiben werde.“
    „Sie und Ihre Skandalgeschichten! Als ob Sie im hohen Alter davon leben könnten!“ Mrs. Box schnalzte laut, nahm dann das Gemälde an sich und ging zur Tür. „Also gut! Beherzigen Sie meinen Rat nicht. Aber weinen Sie sich nicht bei mir aus, wenn das Geld alle ist.“ Verächtlich schnaubend machte sie die Tür auf. „Ich schicke Joseph herauf, damit er den Koffer holt. Die Droschke wartet bereits auf Sie.“
    Die Nase in die Luft reckend, rauschte die Haushälterin aus dem Zimmer und murmelte dabei: „Gott bewahre mich! Ich hätte nie gedacht, den Tag zu erleben, an dem die Taylors sich keine eigene Kutsche mehr leisten können!“
    Hinter der verschwindenden Mrs. Box schnitt Felicity ihr ein Gesicht. Mrs. Box verstand es gut, auf etwas herumzureiten. Aber die gute Frau war trotz des verringerten Lohns im Haus geblieben.
    Einige Zeit später kam Joseph und holte den Koffer. Felicity folgte ihm die Treppe hinunter. Beim letzten Besuch dieser Art war sie mit Papa fortgefahren. Er war beim Duke of Dorchester eingeladen gewesen, um dort seine Meinung über die Renovierung des Westflügels des herzoglichen Besitzes zu äußern. Felicity war mit ihm gefahren, um für ihn Notizen zu machen, so wie sie das seit ihrem elften Lebensjahr getan hatte.
    Anlässlich dieses Besuches hatte sie festgestellt, dass sie ein Talent dafür hatte, unumwunden ihre Meinung kundzutun und die Leute dabei zum Zuhören zu bewegen. Manchmal war sie ihrer allzu freimütigen Ansichten wegen getadelt worden, doch man hatte ihr zugehört, und sie witzig gefunden. Damals war es für sie nur ein Amüsement gewesen. Heutzutage war diese Fähigkeit jedoch das einzige Mittel, durch das sie sich den Lebensunterhalt verdienen konnte. Hoffentlich verlor sie diese Fähigkeit nie.
    Eine Stunde später, nachdem sie Mrs. Box tausend Ermahnungen in Bezug auf die Jungen gegeben und sich unter Tränen von den Brüdern verabschiedet hatte, wiederholte sie im Stillen das Stoßgebet.
    Sie wiederholte es drei Stunden später, als die Kutsche knirschend über die verschneite, zum Besitz des Earls of Worthing führende Allee rumpelte. Sie wünschte sich zu wissen, was sie von diesem Besuch erwarten konnte.
    Plötzlich hielt der Wagen auf einer kleinen Anhöhe, und das Haus war zu sehen. „Oh, Papa!“ flüsterte Felicity und hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Kein Wunder, dass der Earl of Worthing und seine Frau mit dem Haus zufrieden waren. Es war ganz sicher Papas bestes neugotisches Bauwerk.
    Die Tränen traten Felicity in die Augen. Sie verwünschte den Vater, weil er sich durch seine Exzesse in den Ruin hatte treiben lassen. Hätte er nicht die Schwäche gehabt, sich Vergnügungen hinzugeben, die nur seine hoch stehenden und reichen Bekannten sich leisten konnten, wäre er imstande gewesen, der Nachwelt ein Erbe zu hinterlassen, das ebenso bedeutend gewesen wäre wie das des berühmten Sir Christopher Wren. So jedoch hatte er nur eine fast am Hungertuch nagende Familie und einige wenige schöne Bauwerke hinterlassen. Mit fünfzig Jahren war man zum Sterben noch zu jung, viel zu jung.
    Der Wagen traf vor dem beeindruckenden Haupteingang ein, und Felicity sammelte sich. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. Es war an der Zeit, wieder die Tochter des brillanten Algernon Taylor zu sein, die kluge Miss Taylor, die amüsante Miss Taylor.
    Die mittellose Miss Taylor. Seufzend stellte sie sich auf die herablassende Attitüde der Dienstboten ein, mit der man sie behandeln würde, wenn man sah, dass sie in einer Droschke eingetroffen war. Zu ihrer Überraschung benahm der Butler, der das Abladen des Gepäcks beaufsichtigte, sich jedoch sehr freundlich. „Die Herren sind auf der Fasanenjagd, Miss, und die Damen sind soeben aufgebrochen, um ihnen beim Lunch Gesellschaft zu leisten. “
    „In dieser Kälte?“
    „Man hat in einem Cottage ein Mittagessen hergerichtet. Mylady hat geäußert, dass Sie, falls Sie rechtzeitig ankommen und nicht zu müde sein sollten, sich gern dort einfinden könnten.“
    Felicity war nicht müde, hatte jedoch gehofft, sich eine Weile das Herrenhaus anschauen zu können. Sie nahm indes an, dass Lady Worthing es vorziehen würde, es ihr vorzuführen. Außerdem war

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