Der verbotene Kuss
kleinen Spielsalon entdeckt.“
„Sie hätten hier nicht in der Kälte sitzen sollen“, warf Sara ein. „Aber wir möchten Sie nicht stören. Wir haben volles Verständnis, wenn Sie sich jetzt mit Ihrem Buch zurückziehen wollen.“
„Zurückziehen?“ wiederholte Ian scharf. „Endlich können wir die Gesellschaft von Miss Taylor genießen, und du schickst sie ins Bett? Das ist ungastlich von dir, Sara. Außerdem bin ich sicher, dass Miss Taylor nichts dagegen hat, ein Weilchen bei uns zu bleiben, nicht wahr, Miss Taylor?“
Felicity schaute ihn an, und angesichts des herausfordernden Ausdrucks in seinen teuflischen Augen schlug das Herz ihr schneller. Er wollte, dass sie blieb, und dieser Umstand hätte sie dazu bringen sollen, schneller als ein von einem Jagdhund aufgestöbertes Kaninchen aus dem Raum zu rennen. Denn wenn sie blieb, würde Lord St. Clair sie sinnbildlich am Genick packen.
Aber wenn sie flüchtete, würde er sie auf andere Weise zur Strecke bringen. Hier hatte sie zumindest Lady Worthing, die ihr beistehen konnte. „Ich würde gern bleiben, Sir, vor allem, da ich mich jetzt sehr viel besser fühle. Außerdem haben Sie mein Buch, so dass ich nicht gehen kann, nicht wahr?“
„Ach ja, Ihr Buch.“ Er hielt es auf Armeslänge von sich ab und las den Titel. „,Udolphos Geheimnisse“ von Ann Radcliffe. Ein Roman! Wie interessant!“ Kühl lächelte er Felicity an. „Ich bin nicht überrascht zu sehen, dass Sie frei erfundene Geschichten mögen.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich mag ich frei erfundene Geschichten. Was sollte ich sonst lesen, wenn ich Kopfschmerzen habe? Trockene wissenschaftliche Abhandlungen oder sonstige Fachliteratur?“
Er zuckte mit den Achseln. „Solche Werke beinhalten wenigstens Fakten und Wahrheiten. Romane beruhen auf der Erfindungsgabe des Autors, und wie kann es hilfreich sein, erfundene Geschichten zu lesen?“
Lord St. Clair wollte einfach nicht nachgeben. Felicity riss ihm das Buch aus der Hand, obwohl er sie belustigt anschaute. „Frei erfundene Geschichten sind die Wahrheit, ganz gleich, was Sie behaupten. Was glauben Sie, wodurch Schriftsteller sich inspirieren lassen? Durch das wahre Leben, aber bestimmt nicht durch die Mutmaßungen von Wissenschaftlern, wie das Leben sein könnte. Romane bereiten uns besser auf die Schwierigkeiten des Lebens vor als Geschichtsbücher. In der Tat! Ich halte meine Brüder dazu an, Romane zu lesen, wann immer es geht. Solche Bücher liefern oft ein genaueres Bild der Gesellschaft als alle angeblichen Fakten, die in anderen Werken gedruckt wurden.“
„Oder in der Zeitung?“ warf Ian ein und zog eine Augenbraue hoch.
Ihre Blicke trafen sich. Seiner war bedeutungsvoll, drohend, und sogleich besann sich Felicity. Jetzt kam er, sein nächster Angriff. Klopfenden Herzens wartete sie darauf.
Er drehte sich zu seinem Freund und dessen Frau um, die sich an den Kartentisch gesetzt hatten. „Da ich gerade von einer Zeitung geredet habe, Jordan, möchte ich dir sagen, dass ich etliche Gazetten für dich aus London mitgebracht habe. Ich muss dir einen interessanten Artikel zeigen. “ Felicity bekam weiche Knie. Ihre Kolumne! Es musste sich um ihren Artikel handeln. Aber wenn Lord St. Clair ihn gelesen hatte, warum wollte er dann, dass auch seine Freunde den Artikel kannten?
Zum Glück äußerte die Countess of Blackmore: „Ich dachte, wir wollen Karten spielen. Das heißt, das war der Grund, Ian, weshalb du vorgeschlagen hast, herzukommen.“ Der Viscount hatte diesen Vorschlag gemacht? Oh, natürlich! Felicity sank das Herz, während sie die Dienstboten beobachtete, die Feuer im Kamin gemacht hatten und die Kerzen anzündeten, damit der Raum gemütlich wurde. Es war also kein spontaner Einfall gewesen, in den Spielsalon zu gehen. Lord St. Clair, dieser Teufel, hatte die angeblich so zufällige Begegnung geplant. Er musste beim Essen von einem Diener erfahren haben, wo sie sich aufhielt. Jetzt stand ihr ganz gewiss das nächste Gefecht bevor. Und sie war nicht darauf vorbereitet.
„Ich möchte Whist spielen“, verkündete Emily. „Ich habe selten Gelegenheit dazu.“
Jordan lachte. „Du kannst nie genug davon bekommen!“ „Du weißt, dass hier auf dem Land nie genug Leute sind, um Whist spielen zu können, da mein Mann dieses Spiel verabscheut.“
„Es ist ein verdammt dummes Spiel“, murmelte Gideon und setzte sich, um sich die Hände zu wärmen, vor dem Kaminfeuer in einen
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