Der verbotene Kuss
ihm jedoch erwiderte, sie liebe ihn um seinetwillen, gab er freudig nach. Die Hochzeit wird zu Maria Lichtmess in St. Martin-in-the-Fields stattfinden.
Lord X in der Evening Gazette vom 13. Dezember 1820
Angesichts ihrer ungläubigen Miene wusste Ian, dass er sie überrascht hatte. Was hätte er sonst erwarten sollen? Er war, verdammt noch mal, selbst überrascht.
„Was . . . was hast... du gesagt?“ stammelte Felicity. „Ich sagte, wir sollten heiraten.“
Er hatte nicht so direkt sein wollen. Ganz gewiss hatte er nicht die Absicht gehabt, um ihre Hand anzuhalten, als er vor einer Stunde in ihr Zimmer gekommen war. Er hatte sie nur ein wenig erschrecken und ihr begreiflich machen wollen, dass sie aufhören müsse, ihn anzugreifen.
Aber er bereute keinen Augenblick, den er mit ihr zusammen gewesen war. Es tat ihm auch nicht Leid, dass er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Gewiss, seine Entscheidung war übereilt gewesen. Felicity war die letzte Frau, die er heiraten sollte, da sie einen Hang zu Klatsch hatte, und grenzenlos neugierig war.
Trotzdem wollte er sie in seinem Leben haben. Keine andere Frau war ihm so gewachsen und konnte ihn dauernd überraschen. Die Ehe mit ihr würde alles andere als langweilig sein.
Zudem brauchte er eine Gattin. Und wenn er Felicity heiratete, konnte er so viele Nächte mit ihr verbringen, wie sie beide wollten. Allein der Gedanke daran verursachte ihm neues Verlangen nach ihr.
„Also?“ stieß er ungeduldig hervor, als sie den Schürhaken in die Hand nahm und dann offensichtlich sehr geistesabwesend im Kaminfeuer herumstocherte.
„Du forderst mich auf, dich zu heiraten?“
„Das ist doch keine so seltsame Idee, nicht wahr?“
„Ich weiß nicht. Ich meine, ja, doch, das ist es. Du bist Viscount.“
„Welch scharfsinnige Feststellung! “ murmelte er und handelte sich von Felicity ein unwirsches Stirnrunzeln ein. Er machte eine abwertende Geste. „Das hat doch nichts damit zu tun.“
Sie hängte den Schürhaken an den Ständer und schaute Ian an. „Nein? Ich bin ein Niemand. Warum willst du mich heiraten?“
„Ich möchte dich aus den gleichen Gründen heiraten, die jeder Mann hat, der die von ihm begehrte Frau zur Gattin haben will. “
Felicity wurde rot, und Ian kam der Gedanke, dass er sie selten erröten gesehen hatte. Die Röte stand ihr gut. Er würde sie, wenn er mit ihr vermählt war, öfter zum Erröten bringen müssen.
„Aber Männer deiner Art. . .“
„Sei vorsichtig, Felicity! Ich bin deine Verallgemeinerungen über Männer meiner Art leid!“
Ungläubig schaute sie ihn an. „Du willst mir doch nicht einreden, es sei dir vollkommen gleich, dass meine Familie nicht sehr einflussreich ist, und ich kein großes Vermögen habe.“
„Warum sollte mich das stören? Ich habe genug Geld für uns beide. Geld ist nicht das, was ich von meiner Frau erwarte.“
„Ja, das habe ich vergessen.“ Felicity bemühte sich, den Morgenmantel vor der Brust zusammenzuhalten. Plötzlich wirkte sie sehr jung, jung und gequält, und Bestürzung sprach aus ihren Augen. „Du willst eine Frau, damit du einen Erben bekommst.“
„Ja, es wäre eine deiner Pflichten, mir einen zu schenken. Aber Kinder sind im Allgemeinen das Ergebnis leidenschaftlicher Vereinigungen, und wie ich mich erinnere, findest du diese Betätigung besonders reizvoll.“
Felicity wurde verlegen. „Du hast gesagt, es sei nicht falsch, Verlangen zu empfinden.“
„Das habe ich auch so gemeint“, versicherte er ihr und entsann sich, wie beschämt sie darüber gewesen war, dass sie so eifrig auf seine Zärtlichkeiten reagiert hatte. „Und in der Ehe ist es viel bequemer, sein Verlangen zu befriedigen.“ Er merkte, dass er etwas Falsches geäußert hatte. Felicitys Lippen bebten. „Ja, in der Ehe ist das sehr viel bequemer, sowohl für dich als auch für mich. Warum solltest du auch zwei Frauen haben, um alle deine Bedürfnisse befriedigen zu können? Eine Frau, die dir Kinder gebärt, und eine, die deine sinnlichen Gelüste befriedigt? Stell dir vor, wie bequem es wäre, nur eine Frau zu haben, die beiden Zwecken dient. Was für eine revolutionäre Idee!“
„Ich wollte immer nur eine Frau zu einer Zeit haben“, stieß Ian hervor und fragte sich, wie das Gespräch so hatte ausufern können. „Ja, ich ziehe eine Frau vor, nach der es mich verlangt. Wenngleich ich mich früher mit dem Gedanken abgefunden hatte, eine bequeme, aber leidenschaftslose Ehe führen zu müssen, merke
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