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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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überall suchen.«
    Danica schüttelte ungeduldig ihre blonde Mähne und fuhr mit ihrem Knabbern fort.
    »Bist du so sicher, dass er sich entfernt? Warum?«
    Vlad lachte leise und legte der Wirtin seine Hände auf die runden Schultern.
    »Weil er glaubt, dass der ermordete Franzose und der Österreicher Plogojowitze sind.«
    »Und darüber lachst du?«, sagte Danica und stand auf. »Darüber lachst du?«
    »Aber darüber lacht doch alle Welt, Danica, selbst seine Pariser Bullen.«
    »Vladislav Moldovan, du hast nicht mehr Verstand als dein Dedo Slavko.«
    »Dann bist du ja genau wie die anderen? Ti to veruješ? Du gehst auch nicht an den Verbotenen Ort? Sagst dem armen alten Peter nicht guten Tag?«
    Danica schlug ihm die Hand auf den Mund.
    »Schweig, im Namen des Herrn. Was tust du? Willst du ihn anlocken? Du bist nicht nur unhöflich, Vladislav, du bist auch dumm und überheblich. Und du bist noch einiges andere mehr, was der alte Slavko nicht war. Egoistisch, faul, feige. Wenn Slavko noch lebte, er hätte deinen Freund gesucht.«
    »Jetzt?«
    »Du wirst doch eine Frau nicht allein gehen lassen mitten in der Nacht?«
    »Bei Nacht sehen wir nichts, Danica. Weck mich in drei Stunden, dann ist es hell.«
     
    Um sechs Uhr morgens hatte Danica den Suchtrupp um den Koch Boško und seinen Sohn Vukasin verstärkt.
    »Er kennt die Wege«, erklärte Danica ihnen, »er wollte spazieren gehen.«
    »Vielleicht gestürzt«, meinte Boško sachlich.
    »Ihr geht zum Fluss«, sagte Danica, »ich und Vladislav gehen Richtung Wald.«
    »Und sein Handy?«, meinte Vukasin. »Hat Vladislav die Nummer?«
    »Ich hab es versucht«, sagte Vlad, der sich immer noch zu amüsieren schien, »Danica hat von drei bis fünf Uhr früh darauf bestanden. Nichts. Er hat keinen Empfang, oder der Akku ist leer.«
    »Oder liegt im Wasser«, sagte Boško. »Beim großen Stein ist ein gefährlicher Übergang, wenn man den nicht kennt. Die Bretter sind wacklig, kein guter Ort. Spatzenhirne, diese Ausländer.«
    »Und zum Ungewissen Ort? Geht da keiner hin?«, fragte Vlad.
    »Pack deine Späße weg, Kleiner«, sagte Boško.
    Und zum ersten Mal schwieg der junge Mann.
     
    Danica war völlig aufgelöst. Es war zehn Uhr am Morgen, sie servierte den drei Männern das Frühstück. Sie musste zugeben, dass sie zweifellos recht hatten. Man hatte keinerlei Spur von Adamsberg gefunden. Man hatte keine Rufe, kein Klagen gehört. Aber der Boden in der alten Mühle war zertrampelt, so viel war sicher, die Schicht Vogeldreck war aufgewühlt. Von dort setzten sich die Spuren im Gras fort bis zur Landstraße, und auf dem kurzen, noch sandigen Wegstück waren deutlich Reifenspuren zu erkennen.
    »Du kannst dich beruhigen, Danica«, sagte mit sanfter Stimme der überaus imposante Boško, ein Mann mit kahlem Schädel und zum Ausgleich dafür mächtigem grauen Bart. »Er ist Polizist, er hat schon ganz andere Sachen erlebt, und er weiß, was er tut. Er hat sich einen Wagen kommen lassen und ist nach Belgrad gefahren, um mit den policajci zu reden. Da kannst du sicher sein.«
    »Ohne sich zu verabschieden, einfach so? Er ist nicht mal mehr bei Arandjel vorbeigegangen.«
    »Policajci sind so, Danica«, versicherte Vukasin.
    »Nicht wie wir«, fasste Boško zusammen.
    »Plog«, sagte Vladislav, der allmählich ein wenig Mitleid für die gute Danica empfand.
    »Vielleicht gab es irgendwas Dringliches. Er hat ganz plötzlich weggemusst.«
    »Ich kann Adrianus anrufen«, schlug Vlad vor. »Wenn Adamsberg in Belgrad ist, wird er das wissen.«
     
    Aber Adrien Danglard hatte keinerlei Nachricht von Adamsberg erhalten. Viel beunruhigender noch, Weill hatte eine telefonische Verabredung mit ihm um neun Uhr an diesem Morgen, neun Uhr Belgrader Zeit, und Adamsbergs Handy reagierte nicht.
    »Die Batterie kann nicht platt sein«, beharrte Weill gegenüber Danglard. »Er schaltete das Gerät nur ein für Gespräche zwischen uns beiden, und wir haben nur ein einziges Mal miteinander gesprochen, das war gestern.«
    »Nun, dann ist er unerreichbar und unauffindbar«, sagte Danglard. »Seit wann?«
    »Seitdem er Kisilova für einen Spaziergang verlassen hat, gestern Nachmittag gegen fünf Uhr. Drei Uhr Pariser Zeit.«
    »Allein?«
    »Ja. Ich habe die Bullen in Belgrad, Novi Sad, Banja Luka angerufen. Er hat keine Polizeidienststelle in der Umgebung kontaktiert. Sie haben auch bei den örtlichen Taxiunternehmen nachgefragt, kein Wagen hat einen Kunden in Kisilova abgeholt.«
    Als Danglard

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