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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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hufe.«
    Während er Adamsberg hielt, besah sich Veyrenc, indem er seine Taschenlampe schwenkte, zum ersten Mal den Ort.
    »Wie viele Tote sind hier drin?«
    »Insgesamt – neun. Aber – eine, die – nicht – wirklich tot – ist. Eine – Vampirin, Vesna. Aber – wenn du – hier bist, dann – weißt du – das alles – doch.«
    »Ich weiß überhaupt nichts. Ich weiß nicht mal, wer dich in dieses Grabgewölbe gesteckt hat.«
    »Zerk.«
    »Kenn ich nicht. Vor fünf Tagen war ich noch in Laubazac. Lass das Blut nach unten sacken.«
    »Und wieso – bist du – dann hier? Hat dich das – Gebirge – bis hierher – gespuckt?«
    »Genau. Was machen deine Pferdehufe?«
    »Einer – löst sich. Ich kann – vielleicht – hinken.«
    »Hast du deine Waffe irgendwo?«
    »In der – Krutschema. Gasthof. Und du?«
    »Ich habe keine Waffe mehr. Wir können hier nicht ohne einen Schutz heraus. Der Typ war vier Mal in der Nacht hier, um die Tür von der Gruft zu überprüfen und daran zu horchen. Ich habe gewartet, bis er verschwunden war, und dann noch mal gewartet, um sicher zu sein, dass er nicht plötzlich auftauchen würde.«
    »Wen – nehmen wir – mit – raus? Vesna?«
    »Unter der Tür ist ein Spalt Luft, einen halben Zentimeter hoch. Vielleicht kriegen wir da Funkverbindung. Bleib stehen, ich lass dich jetzt los.«
    »Ich habe – nur einen – Fuß und bin ein biss – chen – blau – von deinem Co – gnac.«
    »Du kannst ihn segnen, diesen Cognac.«
    »Ich segne – ihn. Dich – segne ich auch.«
    »Segne nicht so schnell, du könntest es noch bedauern.«
    Veyrenc legte sich platt auf den Boden, drückte sein Telefon gegen die Tür und besah es sich unter der Lampe.
    »Wir haben ein bis zwei Impulse, das könnte reichen. Kennst du die Nummer von irgendeinem im Dorf?«
    »Vladi – slav. Die Nummer ist in mei – nem Handy. Er spricht Französisch.«
    »Sehr gut. Wie heißt dieser Ort hier?«
    »Gruft der neun Op – fer von Plogojo – witz.«
    »Charmant«, kommentierte Veyrenc, während er Vladislavs Nummer eintippte. »Neun Opfer. War es ein Serienmörder?«
    »Ein Meister – vampir.«
    »Dein Freund antwortet nicht.«
    »Bleib dran. Wie – spät ist es?«
    »Gleich zehn Uhr.«
    »Vielleicht schwebt er – noch. Versuch es weiter.«
    »Vertraust du ihm?«
    Die Hand auf einen Sarg gestützt, stand Adamsberg auf einem Fuß wie ein misstrauischer Vogel.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Ich – weiß nicht. Er lacht – die ganze Zeit.«

38
     
    Adamsberg senkte den Kopf, als er, an Veyrencs Schulter geklammert, ans Tageslicht trat. Danica, Boško, Vukasin und Vlad sahen sie aus der Gruft steigen, alle außer Vlad stumm vor Entsetzen, und sie kreuzten zwei Finger, um den bösen Odem zu bannen. Danica starrte Adamsberg wie versteinert an, als sie die grünen Schatten unter seinen Au gen sah, die blauen Lippen, seinen von roten Striemen, hier und da auch von blutigen Linien gezeichneten Oberkörper, dort wo die Bürste immer wieder drübergegangen war.
    »Himmel und Arsch«, sagte Vlad aufbrausend, »sie sind ja nicht gleich tot, bloß weil sie da rauskommen. So helft ihnen doch, verdammt!«
    »Du bist unhöflich«, sagte Danica mechanisch.
    In dem Maße, wie sie die Zeichen des Lebens auf Adamsbergs Gesicht erkannte, ging ihr Atem wieder ruhiger. Wer war der Unbekannte? Was machte er im Grab der Verfluchten? Der zweifarbige Haarschopf von Veyrenc erschien noch beunruhigender als das totenbleiche Antlitz von Adamsberg. Boško trat vorsichtig einen Schritt näher, fasste den anderen Arm des Kommissars.
    »Die – Jacke«, sagte Adamsberg, auf die Tür weisend.
    »Ich gehe«, sagte Vladislav.
    »Vlad!«, donnerte Boško. »Kein Sohn aus dem Dorf geht da rein. Schick den Fremden.«
    Das war ein so kategorischer Befehl, dass Vlad innehielt und Veyrenc die Situation erklärte. Veyrenc lehnte Adamsberg an Boško und stieg die Stufen wieder hinab.
    »Der wird nicht wieder rauskommen«, prognostizierte Danica mit düsterer Miene.
    »Warum hat er so feuerrot gestreiftes Haar wie ein Frischling?«, fragte Vukasin.
    Veyrenc kam zwei Minuten später mit der Lampe, den Fetzen des Hemdes und der Jacke wieder herauf. Dann stieß er die Tür mit dem Fuß zu.
    »Wir müssen sie verschließen«, sagte Vukasin.
    »Nur Arandjel hat den Schlüssel«, entgegnete Boško.
    In das Schweigen hinein übersetzte Vlad das Gespräch zwischen Vater und Sohn.
    »Der Schlüssel nützt nichts mehr«, sagte Veyrenc, »ich habe das

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