Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
Vom Netzwerk:
beleidigt oder beschimpft. Er ist ungreifbar, undiszipliniert, faul und sogar gleichgültig. Aber es gelingt einem nicht, ihn in Erregung zu versetzen. Und dass der Mensch, der Vaudel zermalmt hat, sehr erregt war, kann man wohl mit Sicherheit sagen.«
    »So was ist manchmal tief in einem verborgen.«
    »Adamsberg, dieser Mörder ist tief in seinem Innern ein Zerstörer. Und Armel denkt nicht an Zerstören, er denkt nicht mal ans Bauen. Er stellt Schmuck her und bietet ihn Zwischenhändlern an. Ohne weitere Ambitionen. Sag mir, wie ein solcher Mensch das Verlangen und die Energie haben sollte, einen Plögener und einen Vaudel in stundenlanger Arbeit zu zerkleinern?«
    »Das war kein sanftmütiger junger Mann, den ich in meinem Haus erlebt habe. Er war das ganze Gegenteil von deinem Neffen, ein ungeheuer erregter Typ, ein brutaler Kerl, der schimpfte, um sich biss, berstend vor Hass, der gekommen war, mir das Leben zu versauen. War es wirklich dieser Mensch, den du bei mir hast herauskommen sehen? Dein Armel?«
    »Ja«, sagte Veyrenc verstört, und er bemerkte nicht einmal, dass Danica die Teller abräumte und den Nachtisch brachte.
    »Zavitek«, sagte sie.
    »Hvala, Danica. Nimm’s hin, Veyrenc. Es steckt ein Zerk unter deinem Armel.«
    »Oder ein Zerk über meinem Armel.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will sagen: eine Rolle.«
    »Moment«, sagte Adamsberg und legte Veyrenc die Hand auf den Arm, um ihn zu unterbrechen. »Eine Rolle. Ja, das ist möglich.«
    »Weil?«
    »Weil er so voller Hohn sprach, er höhnte einfach zu sehr. Dann, weil sein T-Shirt neu war. Hast du ihn schon mal in Gothic-Klamotten gesehen?«
    »Noch nie. Er kleidet sich wahllos, wie ihm die Sachen gerade in die Hand kommen. Geschmacklos, geruchlos, wertlos. Das ist so ungefähr die Vorstellung, die er selber von sich hat.«
    »Wie reagierte er, wenn man von seinem Vater sprach?«
    »Als Kind schämte er sich, später senkte er den Kopf.«
    »Es gibt vielleicht einen Anhaltspunkt, Veyrenc. Besser als dieses vom Himmel gefallene Taschentuch, besser als dein ach so braver Neffe, besser als sein neues T-Shirt. Aber alles hängt davon ab, was du weißt.«
    Veyrenc sah Adamsberg gebannt an. Welches auch immer sein Groll gegen ihn und sein Verdacht gewesen waren, er hatte diesen Mann bewundert, er hatte immer etwas erhofft von seinen stillen Ausbrüchen just in Momenten, in denen man seinen Verstand schon versunken glaubte, selbst wenn man sich durch Tonnen von Schlick graben musste, um ein Gramm Gold zu finden.
    »Gibt es in der Familie deiner Mutter, unter euren nahen oder ferneren Vorfahren, einen Mann, eine Frau, deren Name dich an Arnold Paole erinnern würde?«
    Veyrenc war enttäuscht. Es war wieder nur eine Tonne Schlick.
    »Paole«, Adamsberg sprach ihn Silbe für Silbe aus. »Auch wenn zu Paolet verformt oder französisiert in der Form von Paul, Paulus, was weiß ich. Zumindest ein Zuname, der mit P und A beginnt.«
    »Paole. Was ist das für ein Name?«
    »Ein serbischer. Wie Plogojowitz, der sich, deformiert oder verhüllt, in den Familiennamen Plogerstein, Plögener, Plog, Plogodrescu erhalten hat. Ausgenommen Plogoff, das liegt in der Bretagne und hat nichts damit zu tun.«
    »Diesen Plogojowitz hast du schon mal erwähnt.«
    »Sprich den Namen hier nicht so laut aus«, sagte Adamsberg und sah in die Runde.
    »Warum?«
    »Das sagte ich dir schon. Peter Plogojowitz ist ein Vampir, und zwar der Erste von ihnen allen. Er lebt hier.«
    Und Adamsberg erzählte ihm die Geschichte so beiläufig, wie wenn er mit den Mythen von Kisilova aufgewachsen wäre. Veyrencs sorgenvolles Gesicht überraschte ihn.
    »Du verstehst nicht, warum wir leise reden müssen?«
    »Ich verstehe nicht, was du tust. Du verfolgst einen Vampir?«
    »Nicht ganz. Ich verfolge den Nachkommen eines Vampirs, der seinerseits Opfer eines Vampirs wurde, über die ganze Ahnenreihe von 1727 bis heute.«
    Veyrenc schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich weiß, was ich tue, Veyrenc. Frag Arandjel.«
    »Der, der den Schlüssel hat.«
    »Ja. Der Plogojowitz daran hindert, aus seinem Grab herauszusteigen. Es befindet sich am Ende der Lichtung, am Saum des Waldes, nicht weit von der Hütte entfernt, wo du übernachtet hast. Du hast es vielleicht gesehen.«
    »Nein«, sagte Veyrenc entschieden, als lehnte er allein schon die Existenz dieses Grabes ab.
    »Vergiss Plogojowitz«, sagte Adamsberg und wischte den heiklen Punkt mit einer Handbewegung fort. »Denk nur über die Namen

Weitere Kostenlose Bücher