Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
Vom Netzwerk:
geben.«
    »Genau, aber wir kennen ihn noch immer nicht. Der Aufruf in der Presse hat nichts erbracht. An Ihnen wäre es, das Umfeld von Franoise Chevron zu befragen. Konzentrieren Sie sich auf einen Mann. Als Trauzeugen werden fast immer ein Mann und eine Frau gewählt.«
    »Der Name der Ex-Gemahlin, Adamsberg?«
    »Emma Carnot.«
    Adamsberg hörte Nolet aus dem Zimmer gehen, dann eine Tür schließen.
    »Okay, Adamsberg. Ich bin allein. Sie sprechen wirklich von Carnot? Emma Carnot?«
    »Ebender.«
    »Sie verlangen von mir, ich soll die herumschleichende Schlange angreifen?«
    »Welche Schlange?«
    »Die da oben, verdammt. Die mächtige Schlange, die sich in ihren Hinterzimmern herumtreibt. Rufen Sie mich von Ihrem Diensthandy aus an?«
    »Nein, Nolet. Das ist von Wanzen zerfressen wie ein Balken von Würmern.«
    »Sehr gut. Sie verlangen von mir, eine der Spitzen des Systems anzugreifen? Einen der Köpfe, der am Princeps-Kopf des Staates klebt? Sie wissen, dass jede einzelne Schuppe dieser Schlange mit der nächsten in einem unverletzlichen Harnisch verbunden ist? Wissen Sie, was mir danach noch übrigbleiben wird? Vorausgesetzt, man lässt mich überhaupt so weit kommen?«
    »Ich werde mit Ihnen sein.«
    »Was soll ich mir davon schon kaufen können, Adamsberg!«, donnerte Nolet. »Wo werden wir dann sein?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht in Kisilova. Oder an einem anderen ungewissen Ort im Nebel.«
    »Verdammt, Adamsberg, Sie wissen, ich war immer auf Ihrer Seite. Aber da mache ich nicht mit. Man sieht, dass Sie keine Kinder haben.«
    »Ich habe zwei.«
    »So«, sagte Nolet. »Das ist neu.«
    »Ja. Und?«
    »Und nein. Ich bin nicht der heilige Georg.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Der Typ, der den Drachen tötete.«
    »Ach so«, korrigierte Adamsberg sich. »Den kenne ich auch.«
    »Umso besser. Dann werden Sie mich verstehen. Ich greife die herumstreunende Schlange nicht an.«
    »Gut, Nolet. Dann lassen Sie mir die Akte Chevron zukommen. Ich will nicht, dass da einer stirbt, weil er vor neunundzwanzig Jahren Trauzeuge bei einem Aas war. Ob dieses Aas nun zu einer Schuppe der Schlange geworden ist oder nicht.«
    »Ein Zahn wäre treffender. Ein Giftzahn.«
    »Wie Sie wollen. Lassen Sie diese Schlange mal einen Moment beiseite, schicken Sie mir das Dossier, und vergessen Sie alles.«
    »Schon gut«, sagte Nolet seufzend. »Ich gehe ins Büro.«
    »Wann schicken Sie es mir?«
    »Ich schicke es Ihnen nicht, verdammt. Ich hole es zurück.«
    »Tatsächlich? Oder setzen Sie sich drauf?«
    »Vertrauen Sie mir wenigstens, Adamsberg, oder ich schmeiße alles in die Loire. Ich bin schon dicht dran.«
    Plog, sagte sich Adamsberg, als er auflegte. Nolet war auf die Spur von Emma Carnot gesetzt, und Nolet war gut. Wenn er nicht unterwegs Angst vor der Schlange bekam. Adamsberg wusste nicht, was »Princeps« bedeutete, aber er hatte verstanden. Die Leute benutzten eine beträchtliche Menge komplizierter Wörter, und er fragte sich, wann, wo und wie sie die mit solcher Leichtigkeit hatten in sich aufnehmen können. Wenigstens erinnerte er sich an »Krutschema«, und das war auch nicht jedem gegeben.
    Er duschte, legte seine Waffe und seine beiden Funktelefone ans Fußende seines Betts, streckte sich noch feucht unter seinem roten Plumeau aus, mit einem sehnsuchtsvollen Gedanken an das verschossene Blau in der Krutschema. Er hörte, wie beim Nachbarn die Tür aufging und Lucio in den Garten trat. Es musste also zwischen halb eins und zwei Uhr morgens sein. Es sei denn, Lucio kam nicht zum Pinkeln heraus, sondern um ein neues Versteck für das Bier anzulegen. Das seine Tochter Maria voraussichtlich zwei Monate später entdecken würde, um eine neue Etappe in ihrem endlosen Spiel miteinander zu markieren. An Lucio denken, an Charme, an das blaue Federbett, alles, nur nicht Zerk vor sich sehen müssen. Zerk mit seinem brutalen Gesicht, seinen hochfahrenden Reden und seinem ebenso erbarmungslosen wie blinden Zorn. Ein netter Junge, eine Engelsstimme, meinte Veyrenc, nein, das fand Adamsberg nicht. Einige Fakten allerdings sprachen für Zerk: das schmutzige Taschentuch, die viel zu alten Füße von Highgate, die Stiefel unter der Treppe, die jedem zugänglich waren. Aber die Hundehaare, die standen immer noch aufgerichtet wie ein verdammt borstiges Hindernis. Und Zerk gäbe einen perfekten Mörder ab, den ein Paole wie Kerzenwachs in seinen Händen geformt hätte, so dass sie sich die Aufgabe teilen konnten, der eine bei Vaudel, der

Weitere Kostenlose Bücher