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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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zunächst Pop, dann ließ er die möglichen Kombinationen durchlaufen: Por, Pos, Qos, Sos, und schließlich Sms.
    Sos. SOS.
    Ein SOS, das Zerk nicht korrekt einzugeben vermocht hatte. Er hatte es ein zweites Mal versucht, hatte blind getippt und sich wieder geirrt. Adamsberg setzte das Blaulicht aufs Wagendach und fuhr zurück auf die Straße. Wenn Zerk eine Falle hatte stellen wollen, hätte er verständliche Worte eingegeben. Wenn Zerk sein SOS nicht hingekriegt hatte, dann weil er das Display nicht sehen konnte. Er hatte also im Dunkeln getippt. Oder tastend mit der Hand in der Tasche, damit es nicht zu bemerken war. Es war keine Falle, es war ein Hilfeschrei. Zerk war in Paoles Händen, und es war mehr als dreißig Minuten her, dass er seine Botschaft abgesandt hatte.
    »Danglard?«, rief Adamsberg im Fahren. »Ich habe ein SOS von Zerk erhalten, geschrieben, ohne dass er sein Display sehen konnte. Der Mörder hat ihn an den Ort des Verbrechens gebracht und wird ihn dort sauber hinrichten. Ende der Geschichte.«
    »Pater Germain?«
    »Nicht der, Danglard. Woher soll Germain wissen, dass es ein weibliches Tier war? Das aber hat der Mörder gewusst. Umstellen Sie das Haus nicht, kommen Sie nicht zur Tür herein. Er würde ihn auf der Stelle abknallen. Fahren Sie Richtung Garches, ich rufe Sie wieder an.«
    Das Steuer weiter nur mit einer Hand haltend, weckte er Dr. Lavoisier.
    »Doktor, ich brauche die Zimmernummer von Émile. Es eilt.«
    »Wer ist dran, Adamsberg?«
    »Ja.«
    »Und wer beweist mir das?«, fragte Lavoisier als der perfekte Verschwörer, der er inzwischen geworden war.
    »Verdammt, Doktor, wir haben keine Zeit.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    Adamsberg spürte, die Blockade war unüberwindlich, Lavoisier nahm seinen Auftrag ernst. Adamsberg hatte ihm »keinerlei Kontakt« befohlen, und er befolgte die Weisung mit wissenschaftlicher Genauigkeit.
    »Wenn ich Ihnen sage, was Retancourt gemurmelt hat, als sie aus dem Koma erwachte, würde Ihnen das genügen? Haben Sie die Stelle noch im Kopf?«
    »Absolut. Ich höre.«
    »Oh, dass des letzten Römers letzten Seufzer / Ich hören könnte und vor Wonne dann / Noch sterbend hauchen: Das hab’ ich getan!« * (* Corneille-Zitat aus der Tragödie Horatius in: Fred Vargas, Die dritte Jungfrau. )
    »Okay, mein Lieber. Ich gebe Sie an das Krankenhaus weiter, denn ohne meine Vermittlung werden die es ablehnen, Sie zu Émile durchzustellen.«
    »Machen Sie schnell, Doktor.«
    Knacken, Ruftöne, Ultraschallgeräusche, dann die Stimme von Émile.
    »Ist was mit Cupido?«, fragte er in besorgtem Ton.
    »Dem geht es bestens. Émile, sag mir, wie man in Vaudels Haus anders hineinkommt als durch die Haustür.«
    »Durch den Hintereingang.«
    »Ich meine, einen anderen Weg. Einen diskreten, bei dem man keine Aufmerksamkeit erregt.«
    »Gibt es nicht.«
    »Doch, Émile, es gibt einen. Den hast du benutzt. Wenn du in der Nacht herumschnüffeln kamst, um Geld zu klauen.«
    »Habe ich nie gemacht.«
    »Verflucht, wir haben deine Fingerabdrücke auf den Schubladen des Sekretärs. Uns ist das scheißegal. Hör mir gut zu. Der Kerl, der Vaudel massakriert hat, wird heute Abend im Haus noch einen andern umlegen. Ich muss mich unbemerkt hineinschleichen. Begreifst du das?«
    »Nein.«
    Der Wagen fuhr in Garches ein, Adamsberg nahm das Blaulicht herunter.
    »Émile«, sagte Adamsberg mit zusammengepressten Zähnen, »wenn du es mir nicht sagst, knalle ich deinen Köter ab.«
    »Das würdest du nicht tun.«
    »Ohne zu zögern. Anschließend zertrete ich ihn unter meinem Stiefel. Alles klar, Émile?«
    »Scheißbulle, verdammter.«
    »Ja. Mein Gott, sprich schon.«
    »Durch das Nachbarhaus, das von Mutter Bourlant.«
    »Tatsächlich?«
    »Die Keller gehen ineinander über. Früher gehörten die beiden Häuser ein und demselben Mann, er hatte seine Frau in dem einen und seine Geliebte in dem andern untergebracht. Der größeren Bequemlichkeit wegen hatte er eine Verbindung zwischen beiden Kellern graben lassen. Als das Anwesen später verkauft wurde, hat man die beiden Häuser getrennt und die unterirdische Verbindungstür zugenagelt. Aber die Mutter Bourlant hat sie wieder aufgebrochen, wozu sie kein Recht hatte. Vaudel wusste nichts davon, er ging nie in den Keller runter. Ich hatte den Trick entdeckt, aber ich hatte der Nachbarin versprochen, nichts zu sagen. Dafür ließ sie mich den Durchgang benutzen. Wir haben uns gut verstanden, wir beide.«
    Adamsberg hielt fünfzig Meter vom

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