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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Menge Blut verloren. Magen perforiert, Iliopsoas zerrissen, aber die Kugel hat den Knochen gestreift, ohne ihn zu zerstören. Alles ist gut verlaufen, keine Probleme zu erwarten. Wollte jemand ihn umbringen?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte der Pfleger mit einer gewissen Befriedigung.
    »Wie lange wird es dauern, bis er transportfähig ist? Ich muss ihn verlegen lassen.«
    »Irgendwas nicht in Ordnung mit unserem Krankenhaus?«
    »Im Gegenteil«, sagte Adamsberg und trank seinen Kaffee aus. »Aber der, der ihn töten wollte, wird ihn genau hier suchen.«
    »Verstehe«, sagte André.
    »Und niemand darf ihn besuchen. Auch keine Blumen, keine Geschenke. Nichts kommt in sein Zimmer hinein.«
    »Kapiert, Sie können sich auf mich verlassen. Der Magen-Darm-Trakt ist mein Flur. Ich denke, der Arzt wird eine Verlegung in zwei Tagen erlauben. Fragen Sie nach Dr. Lavoisier.«
    »Lavoisier wie Lavoisier?«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Wenn er vor drei Monaten noch in Dourdan war, ja. Er hat einen meiner Lieutenants aus dem Koma geholt.«
    »Er ist als leitender Chirurg hierher versetzt worden. Heute können Sie ihn nicht sprechen, er hatte heute Nacht vier Operationen und schläft jetzt.«
    »Erzählen Sie ihm von mir – und vor allem von Violette Retancourt, werden Sie den Namen behalten? –, und sagen Sie ihm, er soll auf diesen Émile aufpassen und in aller Diskretion ein Schlupfloch für ihn suchen.«
    »Verstehe«, wiederholte der Pfleger. »Wir werden ihn hüten, Ihren Émile. Aber er sieht verdammt nach einem Stänkerer aus.«
    »Ist er auch«, bestätigte Adamsberg und drückte ihm die Hand.
     
    Auf dem Parkplatz schaltete Adamsberg sein Handy wieder ein. Der Akku war leer. Er ging zum Krankenhaus zurück, wählte vom öffentlichen Telefon aus die Nummer der Brigade. Brigadier Gardon war am Empfang, ein bisschen einfältig, immer sehr eifrig, das Herz auf der Zunge, nicht gerade geschaffen für das Metier. »Ist Mordent im Hause? Geben Sie ihn mir, Gardon.« »Wenn ich mir erlauben darf, Kommissar, gehen Sie behutsam mit ihm um. Seine Tochter hat sich heute Nacht den Kopf gegen die Wand geschlagen bis aufs Blut. Nichts Ernstes weiter, aber der Commandant läuft wie ein Zombie herum.«
    »Wann ist das gewesen?«
    »Gegen vier Uhr, glaube ich. Noël hat mir’s gesagt. Ich gebe Ihnen den Commandant.«
    »Mordent? Adamsberg. Haben Sie zurückgerufen?«
    »Nein, es tut mir leid, Kommissar«, sagte Mordent mit hohler Stimme. »Die Jungs in Avignon hatten es nicht sehr eilig, genauer gesagt, sie brüllten herum, sie hätten auch noch was anderes zu tun, mit zwei Verkehrsunfällen am Hals und einem Kerl, der mit einem Gewehr auf die Stadtmauer geklettert wäre. Total überlastet.«
    »Herrgott, Mordent, Sie hätten darauf bestehen müssen. Mordverdacht, und so weiter.«
    »Habe ich getan, aber sie haben erst um sieben Uhr morgens zurückgerufen, gerade als sie hingegangen sind. Vaudel war zu Hause.«
    »Seine Frau auch?«
    »Ja.«
    »Schade, Commandant, sehr schade.«
    Adamsberg ging verärgert zu seinem Wagen zurück, öffnete weit alle Fenster und ließ sich schwer auf den Fahrersitz fallen.
    »Um sieben Uhr«, sagte er zu dem Hund, »da hat er genügend Zeit gehabt, verstehst du, nach Hause zurückzukehren. So dass man es nie erfahren wird. Das war ein Fehler, Mordent hat nicht insistiert, da kannst du sicher sein. Er hat seinen Kopf woanders, er ist ihm davongeflogen wie ein Luftballon, weggeweht von den Winden der Verzweiflung. Er hat Avignon die Anweisung gegeben, damit war die Sache für ihn erledigt. Ich hätte es voraussehen müssen, ich hätte erkennen müssen, in welchem Maße Mordent derzeit unfähig zu so was ist. Selbst Estalère hätte es besser gemacht.«
     
    Als er zwei Stunden später die Büros der Brigade betrat, den Hund unterm Arm, wurde er von niemandem wirklich begrüßt. Es herrschte eine ungewöhnliche Erregung, die die Beamten durch die Räume trieb wie leicht defekte mechanische Geräte, ein Geruch von morgendlichem Schweiß lag in der Luft, sie begegneten sich, beinahe ohne einander zu sehen, tauschten Kurzformeln, schienen den Kommissar zu meiden.
    »Ist was passiert?«, fragte er Gardon, der von der Unruhe unberührt zu sein schien. Im Allgemeinen erreichten große Aufregungen den Brigadier mit einigen Stunden Verzögerung und auch dann sehr gedämpft, so wie der Wind aus der Bretagne sich über Paris bereits gelegt hat.
    »Die Sache da in der Zeitung«, erklärte er, »und diese Laborbefunde, glaube

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