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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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ich.«
    »Na gut, Gardon. Der beigefarbene Wagen, die 9, muss zur Reinigung gefahren werden. Bitten Sie um Spezialbehandlung, Blut, Schlammspuren, allgemein verwahrloster Zustand.«
    »Das wird, glaube ich, verdammt schwierig werden.«
    »Es wird schon gehen, die Bezüge sind aus Kunststoff.«
    »Ich meine den Hund. Sie haben einen Hund mitgebracht?«
    »Ja. Er ist Träger von Pferdemist.«
    »Das wird aber Zoff geben mit dem Kater. Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir das geregelt kriegen.«
    Adamsberg wurde fast neidisch. Gardon hatte mit Estalère gemein, dass er keinerlei Bedrohlichkeitsskala kannte, dass er außerstande war, Vorkommnisse nach dem Grad ihrer Wichtigkeit einzuordnen. Und doch hatte der Brigadier wie alle anderen das grauenhafte Blutbad in Garches gesehen. Vielleicht aber war das seine Art, sich zu schützen, in dem Fall hatte er zweifellos recht. Und recht hatte er auch, wenn er sich um das Zusammenleben von Hund und Katze sorgte. Obgleich der riesige apathische Kater, der in der Brigade lebte, für Aktivitäten kaum veranlagt war, wie er da langgestreckt auf der lauwarmen Abdeckplatte von einem der Fotokopierer lag. Drei Mal am Tag musste abwechselnd ein Beamter der Brigade – vorrangig Retancourt, Danglard und Mercadet, der für das übergroße Schlafbedürfnis des Katers sehr empfänglich war – das elf Kilo schwere Tier zu seinem Napf tragen und neben ihm stehen bleiben, während es fraß. Darum hatte man schließlich einen Stuhl neben den Napf gestellt, damit die Beamten weiterarbeiten konnten, ohne ungeduldig zu werden oder den Kater zur Eile zu drängen.
    Diese Einrichtung war neben dem Raum mit dem Getränkeautomaten geschaffen worden, weshalb Männer, Frauen und das Tier mitunter gemeinsam um die Wasserstelle standen und ihren Durst löschten. Über diese etwas abartige Gepflogenheit informiert, hatte der Divisionnaire Brézillon auf Kopfbogen die sofortige Entfernung des Tieres verlangt. Vor seinem halbjährlichen Inspektionsbesuch – der im Wesentlichen darauf abzielte, den Leuten auf den Geist zu gehen, denn an den Erfolgen der Brigade war nicht zu rütteln – räumte man darum eilig die Kissen weg, die Mercadet als Schlummerstatt dienten, ebenso die ornithologischen Fachblätter von Voisenet, die Weinflaschen und Griechischwörterbücher von Danglard, die Pornomagazine von Noël, die Lebensmittel von Froissy, die Streu und den Fressnapf des Katers, die ätherischen Öle von Kernokian, den MP3-Player von Maurel, die Zigaretten von Retancourt, bis die Räume am Ende ganz und gar funktionell und unerträglich waren.
    Bei dieser Säuberungsaktion stellte allein der Kater ein Problem dar, weil er schrecklich miaute, sobald man versuchte, ihn in einen Wandschrank einzuschließen. So trug einer der Männer ihn in den Hinterhof und wartete mit ihm in einem der Autos, bis Brézillon wieder gegangen war. Das große Hirschgeweih zu entfernen, das in seinem Büro auf dem Boden lag, hatte Adamsberg von vornherein abgelehnt mit dem Argument, dass es sich um das Hauptbeweisstück einer Ermittlung* (* Fred Vargas, Die dritte Jungfrau. ) handelte. In dem Maße, wie die Zeit verging – es waren nun schon drei Jahre her, dass die achtundzwanzig Beamten in diese Räume eingezogen waren –, wurde die Verschleierungsaktion jedes Mal aufwendiger und schwieriger. Die Anwesenheit von Cupido würde die Sache nicht besser machen, aber voraussichtlich war er nur vorübergehend hier.

15
     
    Erst als Adamsberg mitten im großen Saal angekommen war, bemerkte man tatsächlich seine schmutzigen Sachen, seine stoppeligen Wangen, den verdreckten kleinen Hund unter seinem Arm. Ein loser Kreis von Stühlen schloss sich spontan um ihn. Der Kommissar fasste zusammen, was in der Nacht geschehen war, Émile, der Bauernhof, das Krankenhaus, der Hund.
    »Sie wussten also, wo er hinwollte, und haben mich hinterherrennen lassen?«, schimpfte Retancourt.
    »Ich habe mich erst viel später an den Hund erinnert«, log Adamsberg. »Nach dem Besuch des Arztes von Vaudel.«
    Retancourt nickte, und es war zu erkennen, dass sie nichts davon glaubte.
    »Was sagt er, dieser Arzt?«, fragte Justin mit seiner dünnen Stimme.
    »Im Augenblick sagt er uns nicht mehr über Vaudel als wir ihm über das Verbrechen. Berufsgeheimnis gegen Berufsgeheimnis, die Positionen sind verhärtet.«
    »Es gibt kein Geheimnis mehr, der Kampf ist vorbei«, sagte Kernokian nahezu unhörbar.
    »Doch immerhin versichert der Arzt, dass Vaudel Feinde

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