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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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dass er auch Feuer brauchte.
    »Du hast wohl nicht mal Angst?«
    »Es geht.«
    Adamsberg stieß den Rauch aus, und ihm schwindelte.
    »Was willst du eigentlich von mir?«, fragte er. »Dich dem Wolf in den Rachen werfen? Mir deine kleine Geschichte erzählen? Absolution erbitten? Dir ein Bild vom Gegner machen?«
    »Ja«, sagte der Kerl, ohne dass man wusste, worauf er antwortete. »Ich wollte sehen, was du für einer bist, bevor ich abkratze. Nein, das ist es nicht. Ich bin gekommen, dir das Leben zu versauen.«
    Er zog sich das Pistolenhalfter über die Schultern, wobei er sich in den Gurten verhedderte.
    »So legt man das nicht an, du machst es verkehrt herum. Der Riemen da gehört über den anderen Arm.«
    Der junge Mann begann seinen Versuch von vorn, Adamsberg sah ihm unbeweglich zu. Ein flehentliches Miauen war zu hören, kleine Krallen kratzten an der Tür.
    »Was ist das?«
    »Eine Katze.«
    »Du hast Tiere? Wie rührend, das ist ja was für Schwachsinnige. Gehört sie dir?«
    »Nein. Sie gehört dem Garten.«
    »Hast du Kinder?«
    »Nein«, erwiderte Adamsberg klugerweise.
    »Es ist einfach, immer ›nein‹ zu sagen, was? Es ist einfach, an nichts zu hängen. Nach da oben zu verduften und die andern sich auf der Erde abstrampeln zu lassen, stimmt’s?«
    »Wo, da oben?«
    »Da oben, Wolkenschaufler.«
    »Du bist ja gut informiert.«
    »Ja. Man findet alles über dich im Internet. Deine Fresse und deine Großtaten. Wie du damals diesen Typen in Lorient verfolgt hast und er ins Hafenbecken gesprungen ist.«
    »Er ist nicht ertrunken.«
    Wieder war ein Miauen zu hören, angstvoll und dringlich.
    »Was hat die denn, verdammt noch mal?«
    »Bestimmt ein Problem. Sie hatte gerade ihren ersten Wurf und stellt sich etwas ungeschickt an. Vielleicht ist eines ihrer Kleinen irgendwo eingeklemmt. Ignorieren wir es einfach.«
    »Du, ja, du ignorierst es, weil du ein Dreckskerl bist und dich nie um jemanden kümmerst.«
    »Dann sieh nach, Zerketch.«
    »Klar. Und in dem Moment haust du ab, du Idiot.«

»Schließ mich im Arbeitszimmer ein, das Fenster ist vergittert. Nimm die Knarren mit und sieh nach. Da du ja so viel besser bist als ich. Beweis es.«
    Die Waffe auf Adamsberg gerichtet, inspizierte der junge Mann das Arbeitszimmer.
    »Lass dir nicht einfallen, von hier zu verschwinden.«
    »Wenn du das Kätzchen findest, dann fass es unterm Bauch oder beim Fell im Nacken, fass nicht den Kopf an.«
    »Adamsberg«, lachte der Mann höhnisch. »Adamsberg, feinfühlig wie eine Mutter.«
    Er lachte noch lauter und verriegelte die Tür. Adamsberg lauschte zum Garten hin, hörte Geräusche von Kisten, die beiseitegeschoben wurden, dann Lucio, der sich einschaltete.
    »Der Wind hat den Stapel Kisten umgeweht«, sagte Lucio, »und eine von den kleinen Katzen ist darunter eingesperrt. Na los, hombre , packen Sie schon mit an, Sie sehen doch, ich habe nur einen Arm. Wer sind Sie überhaupt? Und was sollen all diese Waffen?«
    Lucios majestätische Stimme erkundete das Terrain mit eiserner Lanze.
    »Ich bin ein Verwandter von ihm. Der Kommissar trainiert mich im Schießen.«
    Nicht schlecht ausgedacht, fand Adamsberg. Lucio respektierte die Familie. Weitere Kisten wurden gerückt, dann war ein schwaches Miauen zu hören.
    »Sehen Sie es?«, sagte Lucio. »Ist es verletzt? Ich kann kein Blut sehen.«
    »Und ich liebe es.«
    »Wenn Sie gesehen hätten, wie sich der Bauch Ihres Großvaters unter den Geschossen leerte und Ihr eigener abgerissener Arm Blut pisste wie eine Fontäne, dann würden Sie nicht so reden. Was hat Ihnen Ihre Mutter eigentlich beigebracht, Sie! Geben Sie das Kätzchen her, ich trau Ihnen nicht.«
    »Sachte, Lucio, sachte«, murmelte Adamsberg und presste die Lippen aufeinander. »Das ist der Zerquetscher, verdammt, siehst du nicht, dass der Typ jeden Moment in die Luft gehen kann? Dass er die Katze unter seinem Stiefel zertreten und dich selbst über den Boden des Schuppens verteilen kann? Halt den Mund, nimm dein Kätzchen und hau ab.«
    Die Eingangstür schlug zu, der junge Mann kam mit schwerem Schritt ins Arbeitszimmer zurück.
    »Wie der letzte Kretin eingeklemmt unter einem Stapel Kisten«, sagte er, »unfähig, da rauszukommen. Wie du«, fügte er, sich Adamsberg gegenüber hinsetzend, hinzu. »Nicht sehr komisch, der Nachbar. Da gefällt mir Weill besser.«
    »Ich komme raus, Zerketch. Wenn ich zu lange sitze, werde ich ungeduldig. Übrigens das Einzige, was mich nervt. Aber es nervt mich

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