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Der verbotene Schlüssel

Titel: Der verbotene Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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haben, dass der Diskus von Ys die Katastrophe ausgelöst hatte. Die Warnung auf der Vorderseite der Scheibe schreckte ihn so sehr auf, dass er sie schleunigst zurückgab. Als der geweissagte Freund der Götter hätte er sich bestimmt gefallen. Er hielt sich für ein Genie. Aber nicht für unschuldig wie ein Kind und frei von jeglicher Gier nach Macht.«
    »Und wie hat dein Mentor ihn umgestimmt?«
    »Er schlug ihm vor, am Bau weniger gefährlicher Teile der Apparatur zunächst Erfahrungen zu sammeln und erst zum Schluss die gesamte Maschinerie zusammenzusetzen.«
    »Darauf hat sich Geminos eingelassen?«, fragte Sophia ungläubig.
    »Nicht sofort. Wie Poseidonios mir später erzählte, hat er ihn noch eine Weile bearbeitet. Er redete ihm ein, mit dem kosmischen Mechanismus ließe sich die Zeit zurückdrehen. Es liege in ihrer Hand, all die Demütigungen, die Griechenland durch Rom habe hinnehmen müssen, zu tilgen. ›Was würdet Ihr davon halten, wenn ich uns unsterblich mache?‹, soll er Geminos gefragt haben und traf damit wohl seine Achillesferse, den Geltungsdrang.«
    Sie nickte verstehend. »Der Traum vom ewigen Ruhm. Da sind schon viele schwach geworden. Wie kam es, dass du und dein Meister später wieder zusammengefunden haben?«
    Theos Blick verdüsterte sich. »Das ist eine Geschichte, die mich noch nach zweitausend Jahren verfolgt …«

17
    W enn sich Rom im Hochsommer in einen Glutofen verwandelte, flohen die wohlbetuchten Bürger in die Albaner Berge südlich der Stadt. Gnaeus Pompeius Magnus gehörte zu den vermögendsten Männern des Imperiums. Auf seinen Feldzügen hatte er sich schamlos an den Reichtümern des Orients vergriffen und das Geld geschickt eingesetzt, um seine Macht zu mehren. Einen nicht unbeträchtlichen Teil seines zusammengeraubten Besitzes teilte er mit seinen Offizieren und Soldaten, weshalb er sich bei ihnen außerordentlicher Beliebtheit erfreute. Es war daher nicht anzunehmen, dass Hyrkan und ich einfach so in sein Haus spazieren und Guten Tag sagen konnten. Hohe Amtsträger Roms schützten sich mit Liktoren, deren in Ruten verpackte Äxte auch schon mal einem verdächtigen Bittsteller den Schädel spalteten. Wir mussten also besonnen vorgehen.
    Pompeius’ Villa stand in Alba Longa, einem mondänen Ort oberhalb des eiförmigen Albaner Sees. Sie war umgeben von einem parkähnlichen Garten in Hanglage, von dem aus man das dunkle Gewässer überblicken konnte. Üppiges Grün aus Eichen, Pinien, Palmen, Oleander und anderen Pflanzen verbarg das Hauptgebäude vor den neugierigen Blicken der Plebejer, des gemeinen Volkes. Die Anlage war besser bewacht als ein römisches Kastell in Gallien.
    »Salve«, begrüßte Hyrkan den nicht mehr ganz jungen Posten, der an der Grundstücksgrenze im Schatten einer Pinie vor dem Tor stand. Außerhalb des Pomeriums mussten die Liktoren ihre Waffen nicht verstecken. Daher sah der stattliche, grau melierte, bärtige Recke wie ein normal grimmig-misstrauischer Wachsoldat aus.
    »Was willst du?«, schnauzte er den Kilikier an.
    »Mein Name ist Hyrkan und der Knabe neben mir ist Theophilos von Menosgada. Wir möchten Pompeius Magnus sprechen.«
    »Verzieht euch, sonst mach ich euch Beine.«
    »Poseidonios von Apameia schickt uns. Wir haben eine dringende Nachricht für deinen Herrn.«
    Der Posten horchte auf. »Poseidonios? Habt ihr etwas vorzuweisen, um eure Behauptung zu beweisen?«
    Ich bemerkte, dass der Liktor nun viel respektvoller klang.
    Hyrkan schüttelte den Kopf. »Wir sind überfallen worden und nur mit dem entkommen, was wir auf dem Leib trugen. Mein Herr braucht dringend die Hilfe seines Freundes Pompeius, sonst rechne ich mit dem Schlimmsten.«
    Der Soldat zupfte sich am Bart. »Wenn’s nach mir ginge, würde ich euch ja durchlassen … Poseidonios kenne ich aus der Zeit, als mein Haar noch schwärzer und mein Bauch flacher war. Ich gehörte schon damals in Rhodos zu Pompeius’ Leibwache.«
    Ich räusperte mich. »Dann werdet Ihr Euch sicher daran erinnern, wie Euer Herr seinen Liktoren befahl, die Rutenbündel niederzulegen. Er wollte nicht wie ein Imperator vor Poseidonios erscheinen, sondern wie ein demütiger Schüler – so wie seinerzeit Alexander zu Füßen von Aristoteles saß.«
    Die Augen des Soldaten wurden groß. »Das stimmt! Woher weißt du halbe Portion davon?«
    »Meister Poseidonios ist mein Lehrer. Er hat es mir erzählt.«
    Der Posten wischte sich mit der Hand über den Nacken. »Na schön. Ich rufe jemanden, der

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