Der verbotene Turm - 11
nichts, aber sie fragte sich verzweifelt, ob sie an ihrer Freude jemals werde teilnehmen k ö nnen. Ein pl ö tzliches wahnsinniges Verlangen ü berfiel sie, sich selbst mit ihren N ä geln zu zerfleischen, sich mit ihren F ä usten zu schlagen, den nutzlosen, verst ü mmelten K ö rper zu strafen, der so weit von dem entfernt war, was er h ä tte sein sollen. Damon dr ü ckte sie an sich und versuchte, sie mit seiner Ber ü hrung zu beruhigen und zu tr ö sten.
Ellemir kam mit tropfendem Haar aus dem Bad zur ü ck und setzte sich an Callistas Ankleidetisch. Ich muss eins deiner Hauskleider anziehen, Callie, es ist so viel aufzur ä umen , sagte sie. Das ist der einzige schlechte Teil an einer Gesellschaft! Sie sah, dass Callista ihr Gesicht an Damons Brust versteckte, und f ü r einen Augenblick uberw ä ltigte das Leid ihrer Schwester sie. Ellemir war in dem Glauben groß geworden, sie selbst habe nur ein wenig von dem Laran ihres Clans. Aber jetzt, als Callistas Verzweiflung sie voll traf, erkannte sie, dass die ü bersinnliche Wahrnehmung mehr von einem Fluch als von einem Segen an sich hatte. Und als Andrew hereinkam, sp ü rte sie seine pl ö tzliche Einsamkeit.
Andrew dachte, in so etwas m ü sse man eben von Kind auf hineingewachsen sein. Ellemirs angespanntes Schweigen legte er als Scham oder Reue ü ber das Geschehen aus, und er fragte sich, ob er sich irgendwie entschuldigen solle. F ü r was? Bei wem? Ellemir? Damon? Er sah Callista in Damons Armen liegen. Wie konnte er dagegen Einspruch erheben? Gleiches Recht f ü r alle, sagte er sich, und trotzdem wurde ihm bei dem Anblick beinahe ü bel. Oder lag es nur daran, dass er gestern Abend zu viel getrunken hatte?
Damon bemerkte, dass Andrews Blick auf ihnen ruhte, und l ä chelte.
Ich vermute, Dom Esteban hat heute Morgen einen schwereren Kopf als ich. Den meinen werde ich unter kaltes Wasser halten, und dann gehe ich hinunter und sehe nach, ob ich etwas f ü r unsern Vater tun kann. Ich bringe es nicht ü bers Herz, ihn heute seinem Leibdiener zu ü berlassen. Ohne Hast l ö ste er sich aus Callistas Armen und setzte hinzu: Habt ihr Terraner einen passenden Ausdruck f ü r den Morgen nach dem Abend vorher?
Dutzende , antwortete Andrew finster, und jeder ist so abstoßend wie die Sache selbst. Wir sind alle verkatert, dachte er.
Damon ging ins Bad. Andrew stand da, fuhr sich mit einem Kamm durchs Haar und blickte d ü ster auf Callista nieder. Er merkte nicht einmal, dass ihre Augen rot waren. Langsam stieg sie aus dem Bett und zog ihren gebl ü mten Morgenmantel an. Ich muss Ellemir helfen. Die M ä dchen werden kaum wissen, wo sie anfangen sollen. Warum starrst du mich so an, mein Gatte?
Der Ausdruck erweckte seine Streitlust. Du willst mich nicht einmal deine Fingerspitzen ber ü hren lassen, und wenn ich dich k ü sse, zuckst du zur ü ck, als wolle ich dich vergewaltigen, aber du liegst in Damons Armen .
Callista senkte die Augen. Du weißt, warum ich es wage . bei ihm.
Andrew erinnerte sich an das intensive sexuelle Gef ü hl, das er an Damon wahrgenommen, mit ihm geteilt hatte. Das war beunruhigend und ü berflutete ihn mit vagem Unbehagen. Du kannst nicht behaupten, Damon sei kein Mann!
Nat ü rlich ist er ein Mann , erwiderte Callista. Aber er hat gelernt – und in der gleichen harten Schule wie ich –, wann und wie er nicht als Mann zu reagieren hat.
Andrew in seiner schuldbewussten ü berempfindlichkeit fasste das
als Hohn auf, als sei er nur ein Tier, das sein sexuelles Verlangen nicht zu beherrschen vermochte. Sie hatte ihn buchst ä blich in Ellemirs Arme geschoben, aber Damon brauchte solche Zugest ä ndnisse nicht. In pl ö tzlicher Wut riss er Callista an sich und presste seinen Mund auf ihren. Einen Augenblick lang wehrte sie sich und wollte sich losreißen, und er sp ü rte den wilden Aufruhr in ihr. Dann wurde sie v ö llig passiv in seinen Armen. Ihre Lippen waren kalt und tot, und sie war so weit weg, dass sie ebenso gut in einem anderen Zimmer h ä tte sein k ö nnen. Ihre leise Stimme schlug in ihn ein wie F ä nge.
Alles, was du glaubst, tun zu m ü ssen, kann ich ertragen. Wie ich jetzt bin, bedeutet es keinen Unterschied f ü r mich. Es wird mir weder Schaden tun noch mich bis zu dem Punkt erregen, wo ich dich mit einer Energieentladung treffen k ö nnte. Selbst wenn du meinst . du musst mit mir ins Bett gehen . w ü rde es mir gar nichts bedeuten. Aber wenn du daran Vergn ü gen hast .
Eiskaltes Entsetzen ging
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