Der verbotene Turm - 11
seiner Wange f ü hlte!
Unter Telepathen existierte das Konzept einer Intimsph ä re nicht. Wenn man in sein eigenes Zimmer ging und die T ü r hinter sich schloss, tat man nur so, als ob . Und dann kam ein Zeitpunkt, wo man es nicht mehr tat.
Andrew versuchte, sich wieder in seinen fr ü heren erregten Zustand zu versetzen, aber Alkohol und Verlegenheit hatten sich verb ü ndet, ihn zu besiegen. Ellemir lachte, doch ihr Lachen enthielt keine Andeutung, sie finde ihn l ä cherlich. Ich glaube, wir haben alle zu viel getrunken. Also schlafen wir am besten.
Sie waren beinahe eingeschlafen, als sich die T ü r des Zimmers ö ffnete und Damon mit schwankenden Schritten hereinkam. L ä chelnd blickte er auf sie nieder. Ich wusste doch, dass ich euch alle hier finden w ü rde. Er warf seine Kleider hierhin und dahin. Er war immer noch v ö llig betrunken. Los, macht Platz, wo soll ich denn . Damon, du wirst deinen Rausch ausschlafen wollen , sagte Callista. W ä re es nicht bequemer f ü r dich .
Verdammt sei die Bequemlichkeit , brummte Damon. Niemand sollte nach einem Festtag allein schlafen m ü ssen!
Lachend r ü ckte Callista zur Seite. Damon kletterte ins Bett und schlief sofort ein. In seinem Inneren f ü hlte Andrew ein wahnsinniges Gel ä chter, das alle Verlegenheit wegschwemmte. Als er selbst einschlief, nahm er den d ü nnen Faden eines Rapports wahr, der sich um ihn webte, als suche Damon noch im Schlaf nach dem Trost ihrer aller Gegenwart, ziehe sie alle dicht an sich. Eng miteinander verflochten, schlugen ihre Herzen im gleichen Takt, und das stetige Pochen war eine unendliche Beruhigung. Andrew wusste nicht, ob der Gedanke von ihm oder einem der anderen kam: Jetzt, da Damon hier war, war alles gut. Es war so, wie es sein sollte. Er sp ü rte, auf welche Art sich Damon ihrer bewusst war: Alle meine Geliebten . Ich will nie wieder allein sein.
Es war sp ä t, als sie erwachten, aber die zugezogenen Vorh ä nge machten es dunkel im Zimmer. Ellemir schmiegte sich immer noch in seine Arme. Sie bewegte sich, drehte sich ihm verschlafen zu und h ü llte ihn mit ihrer weiblichen W ä rme ein. Das Gef ü hl der Verbundenheit, des Einsseins war immer noch da.
Andrew ließ sich in dies Gef ü hl einsinken, sich von ihrem K ö rper willkommen heißen. Irgendwie waren es nicht nur er selbst und Ellemir. Unter der Bewusstseinsebene ruhte die Sicherheit, dass sie alle Teil davon, dass sie ohne Vorbehalte und Bedingungen eins waren. Ihm war, als m ü sse er der ganzen Welt, jedem einzelnen Menschen zurufen: Ich liebe euch, ich liebe euch alle! In seinem Rausch machte er keine Unterschiede zwischen seiner sexuellen Reaktion auf Ellemir, seiner Z ä rtlichkeit f ü r Callista, der starken, besch ü tzenden Freundschaft, die er f ü r Damon empfand. Alles war ein Gef ü hl, und dies Gef ü hl war Liebe. Er trieb dahin, er ertrank darin, er blieb ersch ö pft liegen und genoss es. Er wusste, sie hatten die anderen geweckt. Es machte ihm nichts aus.
Ellemir bewegte sich zuerst. Sie streckte sich und seufzte, lachte, g ä hnte. Sie richtete sich ein wenig auf und k ü sste ihn schnell. Am liebsten m ö chte ich den ganzen Tag hier bleiben , gestand sie, aber ich denke an das Chaos unten in der Halle. Wenn unsere G ä ste uberhaupt Fr ü hst ü ck bekommen sollen, muss ich hinuntergehen und daf ü r sorgen, dass wieder gearbeitet wird. Sie beugte sich ü ber Damon und k ü sste ihn, und nach einem Augenblick k ü sste sie auch Callista. Dann glitt sie aus dem Bett und ging, sich anzuziehen.
Damon, k ö rperlich weniger einbezogen, sp ü rte Callistas Anstrengung, ihre Barrieren aufrechtzuerhalten. Es war also doch nicht vollkommen. Sie war immer noch draußen. Mit einer Fingerspitze ber ü hrte er leicht ihre geschlossenen Augen. Andrew war in sein Bad gegangen. Sie waren allein, und Callistas tapfere Verstellung l ö ste sich auf.
Weinst du, Callie?
Nein, nat ü rlich nicht. Warum sollte ich denn weinen? Aber sie tat es doch.
Damon nahm sie in die Arme. In diesem Augenblick teilten sie etwas, von dem die anderen ausgeschlossen waren. Es war ihre gemeinsame Erfahrung, die schmerzhafte Disziplin, das Gef ü hl, anders zu sein.
Damon empfing einen bruchst ü ckhaften Gedanken Andrews, der im Bad war: Zufriedenheit, gemischt mit Kummer. F ü r eine kleine Weile war Andrew einer von ihnen gewesen. Jetzt hatte auch er sich von ihnen gel ö st. Gleichzeitig nahm Damon Callistas Empfindungen wahr. Sie missg ö nnte Ellemir
Weitere Kostenlose Bücher