Der verbotene Turm - 11
ihm durch Mark und Bein. Irgendwie war das schrecklicher, als h ä tte sie sich mit Z ä hnen und Fingern ä geln gegen ihn gewehrt und ihn wieder mit einem Blitz geschlagen. Das erste Mal hatte sie ihr eigenes Verlangen gef ü rchtet. Jetzt wusste sie, dass nichts ihre Verteidigung durchbrechen konnte . nichts.
Oh, Callista, verzeih mir! O Gott, Callista, verzeih mir! Er fiel vor ihr auf die Knie, ergriff ihre schmalen H ä nde und zog ihre Fingerspitzen in qualvoller Reue an seine Lippen. Damon kam aus dem Bad zur ü ck und blieb bei dem Anblick wie versteinert stehen, aber Andrew und Callista sahen und h ö rten ihn nicht. Langsam legte Callista ihre H ä nde an Andrews Wangen. Sie fl ü sterte: Oh, mein Liebster, ich bin es, die dich um Verzeihung bitten sollte. Ich will . ich will doch nicht gleichg ü ltig gegen dich sein. Ihre Stimme war so von Leid durchtr ä nkt, dass Damon erkannte, er durfte nicht l ä nger warten.
Er wusste sehr wohl, warum er sich gestern Abend betrunken hatte. Sobald Mittwinter vorbei war, konnte er die furchtbare Aufgabe nicht mehr aufschieben.
Jetzt musste er in die ü berwelt, in die Zeit selbst gehen und dort nach Hilfe suchen, nach einer M ö glichkeit, Callista zu ihnen zur ü ckzubringen. Angesichts ihres entsetzlichen Leids sagte er sich, dass er f ü r sie, f ü r Andrew noch mehr als das wagen w ü rde.
Sehr leise zog er sich zur ü ck und verließ die Suite durch eine andere T ü r.
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Nach Mittwinter wurde das Wetter ü berraschenderweise milder, und die Reparaturen der Sturmsch ä den gingen schnell voran. Innerhalb von zehn Tagen waren sie abgeschlossen, und Andrew konnte f ü r einige Zeit alles beruhigt in den H ä nden des Coridom lassen.
Bei sich dachte er, Damon sei noch nie so nerv ö s und gereizt gewesen wie an diesem Morgen. Damon hatte die Suite mit telepathischen D ä mpfern isoliert und den Dienern verboten, sich ihnen zu n ä hern. Schon seit Mittwinter war er missgestimmt und schweigsam gewesen. Aber jetzt, als er nerv ö s in der Suite umherging, sp ü rten es alle. Endlich unterbrach Callista seine sinnlose Betriebsamkeit mit dem Ausruf: Das ist genug, Damon! Leg dich auf den R ü cken und atme langsam. So kannst du nicht anfangen, das weißt du ebenso gut wie ich. Beruhige dich erst. M ö chtest du etwas Kirian?
Ich m ö chte keinen , gab Damon ä rgerlich zur ü ck, aber ich vermute, ich sollte ihn lieber nehmen. Und ich brauche eine Decke oder so etwas. Ich komme immer halb erfroren zur ü ck.
Callista winkte Ellemir, ihn zuzudecken, und ging, den Kirian zu holen. Probiere ihn zuerst. Meine Destilliereinrichtung hier ist nicht so gut wie die, die ich in Arilinn hatte, und es m ö gen R ü ckst ä nde zur ü ckgeblieben sein, obwohl ich ihn zweimal gefiltert habe.
Du kannst darin nicht schlechter sein als ich. Damon schn ü ffelte vorsichtig, und dann lachte er. Ihm war eingefallen, dass Callista sich bei seiner einfachen Tinktur beinahe ebenso verhalten hatte.
Lass nur, meine Liebe, ich glaube nicht, dass wir einander vergiften werden. Callista maß sorgf ä ltig eine Dosis ab, und Damon setzte hinzu: Ich kenne den Zeitverzerrungsfaktor nicht, und du musst in Phase bleiben, um mich zu ü berwachen. Solltest du selbst nicht besser auch welchen nehmen?
Callista sch ü ttelte den Kopf. Ich habe eine schrecklich niedrige Toleranz f ü r das Zeug, Damon. Wenn ich genug n ä hme, um in Phase zu bleiben, h ä tte ich ernstliche Schwierigkeiten. Ich kann mich ohne Kirian auf dich einstimmen.
Du wirst ganz steif und kalt werden , warnte Damon. Doch dann sagte er sich, dass sie nach so vielen Jahren als Bewahrerin ihre Toleranz f ü r die telepathische Droge wahrscheinlich bis auf den winzigsten Bruchteil genau kannte. Callista l ä chelte und z ä hlte f ü r sich ein paar Tropfen ab. Ich trage einen besonders warmen Schal. Wann soll ich dich herausholen?
Er wusste es nicht. In der Zeitforschung hatte er keine Erfahrung. Nicht die geringste Ahnung sagte ihm, welche Nebenwirkungen auftreten mochten. Du holst mich besser nicht heraus, solange ich nicht in Kr ä mpfe verfalle.
So weit willst du gehen? Schuldgef ü hl durchfuhr Callista wie ein Stich. F ü r sie ging er dies furchtbare Risiko ein, f ü r sie kehrte er an die so gef ü rchtete und gehasste Arbeit zur ü ck. Sie standen bereits in enger Verbindung. Er legte leicht die Hand auf ihr Handgelenk.
Nicht nur f ü r dich, Liebling. F ü r uns alle. F ü r die Kinder. Und f ü r die
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