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Der verbotene Turm - 11

Der verbotene Turm - 11

Titel: Der verbotene Turm - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die wie die Schwaden ü ber einem Flussbett waren. Damon bemerkte, dass die Treppe ein vergoldetes Gel ä nder hatte. Welche Treppe aus Leonies Kinderzeit mochte hier in dem gedanklichen Bild wohl wieder erweckt werden? Vielleicht eine auf Burg Hastur?
Er war sich voll bewusst, als er hinter Leonie seinen Fuß auf die erste Stufe setzte, dass sich in Wirklichkeit nur ihre Seelen durch die gestaltlosen Atome des Universums bewegten. Aber die visualisierte Treppe f ü hlte sich tr ö stlich fest unter seinen F ü ßen an und gab ihm einen Brennpunkt f ü r die Bewegung von Ebene zu Ebene. Leonie kannte diesen Weg, und er war zufrieden, ihr zu folgen.
Die Stufen waren nicht steil, aber w ä hrend des Aufstiegs begann Damon, schwerer zu atmen, als klettere er einen Berg hinauf. Die Treppe f ü hlte sich weiterhin fest unter seinen F ü ßen an und schien sogar teppichbelegt zu sein, obwohl auch seine F ü ße nur Gedankenbilder waren. Es wurde ihm immer schwerer, sie zu f ü hlen, sie von Stufe zu Stufe zu heben. Die Stufen wurden undeutlicher, je n ä her sie dem dichten grauen Nebel kamen, der ein kleines St ü ck vor ihnen wogte. Leonies Gestalt war nur noch ein Hauch von Karminrot.
Der dichte Nebel schloss sich um ihn. Er konnte ein paar Zoll der Treppe unter seinen F ü ßen sehen, aber er ging in einer Graue, die seinen K ö rper verschwinden ließ. Die Graue verdunkelte sich zu einer Schw ä rze, durch die im Zickzack blaue Lichter rasten.
Die Ebene der Energienetze. Damon hatte als Psi-Techniker auf dieser Ebene gearbeitet. Er nahm alle Kraft zusammen, und es gelang ihm, sich zu verfestigen. Aus der Schw ä rze schuf er eine dunkle H ö hle mit schmalen, beleuchteten Pfaden und Fußwegen, die durch einen Irrgarten fallenden Wassers nach oben f ü hrten, Leonie war hier undeutlich und schattenhaft, ihre Robe farblos. Er empfing ihre wortlose Warnung:
Geh vorsichtig. Wir sind auf der Ebene der ü berwachten Matrices. Sie werden uns beobachten, damit mir kein Leid geschieht. Aber halte dicht hinter mir. Ich weiß, wo Matrix-Arbeit getan wird und wir nicht eindringen d ü rfen.
Schweigend schritt Damon auf den blau erleuchteten Pfaden weiter. Einmal kam es zu einer Explosion blauen Lichtes, und Leonie sandte ihm die dringende Warnung zu:
Wende dich davon ab!
Und er erkannte, dass irgendwo eine Matrix-Operation durchgef ü hrt wurde, eine von so delikater Natur, dass selbst ein zuf ä lliger Gedanke – ein Ansehen – sie aus dem Gleichgewicht werfen und die Mechaniker in Gefahr bringen konnte. Damon visualisierte, dass er sich k ö rperlich von dem Licht abwandte und die Augen ganz fest schloss, damit er nicht einmal durch die Wimpern etwas ersp ä hte. Lange Zeit schien zu vergehen, bis Leonies gedankliche Ber ü hrung ihm sagte:
Wir k ö nnen ohne Gefahr weitergehen.
Wieder bildete sich die Treppe unter seinen F ü ßen, auch wenn er sie nicht sehen konnte, und er stieg hinauf. Nur volle Konzentration brachte jetzt noch die Illusion eines K ö rpers hervor, der hinaufstieg, Stufe um Stufe nahm, und die Stufen waren wie Nebel unter seinen F ü ßen. Sein Puls schlug hart, w ä hrend er sich nach oben k ä mpfte, und sein Atem ging m ü hsam. Es war wie das Ersteigen der steilen Felsentreppe, die zum Nevarsin-Kloster hinauff ü hrte. Damon tastete in der undurchdringlichen Dunkelheit nach dem eis ü berzogenen Gel ä nder. Es verbrannte ihm die Finger, aber er war dankbar f ü r das Gef ü hl. Es half ihm, die schreckliche, chaotische Formlosigkeit dieser Ebene zu verfestigen. Er hatte keine Ahnung, wie Leonie, die nicht im Bergsteigen ge ü bt war, hier zurechtkam. Er sp ü rte sie in seiner N ä he und dachte sich, dass sie ihre eigenen mentalen Techniken haben musste, um die Steigung zu bezwingen. Damon bekam nur noch schwer Luft, und sein Herz qu ä lte sich von einem Schlag zum anderen. Schwindel packte ihn beim Gedanken an die grauenhafte Kluft unter ihm. Er konnte sich nicht zwingen weiterzugehen. Er klammerte sich an das Gel ä nder, und die K ä lte machte seine H ä nde gef ü hllos.
Ich kann nicht weiter. Ich kann nicht. Ich will hier sterben.
Langsam wurde ihm das Atmen leichter, beruhigte sich sein arbeitendes Herz. Am ä ußersten Rand seines Bewusstseins tauchte der Gedanke auf, dass Callista mit ihm in Phase gegangen war und sein Herz und seine Atmung regulierte. Jetzt konnte er sich weiter nach oben k ä mpfen, obwohl die Treppe verschwunden war. Als die Vorstellung, er habe einen Berg zu

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