Der verbotene Turm - 11
sp ä teren Festschmaus zu treffen.
Den ganzen Nachmittag ü ber kamen G ä ste von den weiter entfernten Farmen und kleinen G ü tern an, und viele von ihnen waren G ä ste bei der Hochzeit gewesen. Als Damon nach oben ging, um sich f ü r das Festessen umzuziehen, fand er sich aus seiner eigenen H ä lfte der Suite ausgeschlossen. Ellemir zog ihn in die von Andrew und Callista bewohnten R ä ume hin ü ber. Ich habe unsere Zimmer den Leuten von Syrtis, Loran und Caitlia und ihren T ö chtern gegeben. Du und ich werden die Nacht hier mit Andrew und Callista verbringen. Deine Festtagskleider habe ich mitgenommen.
Andrew, der das ü berf ü llte Quartier in Feiertagslaune mit Damon teilte, h ä ngte den Rasierspiegel niedriger, damit der kleinere Mann hineinsehen konnte. Er duckte sich und zog das Haar, das in seinem Nacken lang gewachsen war, durch die Finger. Ich sollte mir jemanden suchen, der mir die Haare schneiden kann , sagte er, und Damon lachte.
Du bist weder ein M ö nch noch ein Gardist, deshalb willst du es doch bestimmt nicht k ü rzer haben, als es jetzt ist, nicht wahr? Sein eigenes Haar war ordentlich auf Kragenl ä nge geschnitten. Andrew zuckte die Schultern. Sitten und Kleidung waren ganz und gar relativ. Ihm schien sein Haar furchtbar lang, zottig und ungepflegt zu sein, und doch war es k ü rzer als Damons. Er rasierte sich mit den neuen Messern und dachte dar ü ber nach, warum auf einem frostigen Planeten wie Darkover nur die alten M ä nner sich mit B ä rten vor der K ä lte sch ü tzten. Aber man durfte eben in Br ä uchen keine Logik suchen.
Die Große Halle unten erinnerte ihn schmerzlich an die Festtage seiner Kindheit auf Terra. Die W ä nde waren mit gr ü nen Zweigen bedeckt, und die Gew ü rzkuchen rochen beinahe so wie das Ingwerbrot einer terranischen Weihnacht. Die meisten G ä ste waren Leute, die er bei seiner Hochzeit kennen gelernt hatte. Es wurde viel getanzt und mehr getrunken, als Andrew, der die Bergbewohner Darkovers f ü r n ü chterne Leute gehalten hatte, sich h ä tte tr ä umen lassen. Er sagte etwas in dem Sinne zu Damon, und sein Schwager nickte. Wir sind tats ä chlich n ü chterne Leute. Deshalb trinken wir auch nur bei besonderen Gelegenheiten, und diese Gelegenheiten kommen nicht oft. Lass uns also den heutigen Tag genießen. Trink aus, Bruder! Damon folgte seinem eigenen Rat; er war bereits halb betrunken.
Man vergn ü gte sich mit l ä rmenden Kussspielen, an die sich Andrew noch von seiner Hochzeit her erinnerte. Vor Jahren hatte er einmal gelesen, verst ä dterte Gesellschaften mit viel Freizeit entwickelten raffinierte Vergn ü gungen, f ü r die es Menschen, die den ganzen Tag schwere k ö rperliche Arbeit verrichten m ü ssen, an Muße gebricht. Es zog ihm durch den Sinn, was er alles aus der amerikanischen Pionierzeit seiner eigenen Welt geh ö rt hatte. Die Nachbarn kamen zusammen, um Steppdecken herzustellen oder Mais zu enth ü lsen, und dabei hatten die schwer arbeitenden Farmer ihren Spaß an Dingen, die sp ä ter als Kinderspiele betrachtet wurden – Blindekuh und das Erhaschen eines an einem Bindfaden pendelnden Apfels mit den Z ä hnen –, und er sagte sich, das h ä tte er sich gleich denken k ö nnen. Auch hier im Großen Haus gab es viel harte Arbeit und selten ein Fest wie heute. Wenn ihm die Spiele also kindisch vorkamen, so lag der Fehler bei ihm, nicht bei diesen tagein, tagaus sich abschuftenden Farmern und Ranchern. Die meisten M ä nner hatten schwielige H ä nde, die verrieten, dass sie zupacken mussten, sogar die Adligen. Seine eigenen H ä nde waren so hart geworden, wie sie es seit dem Tag, als er mit neunzehn die Pferderanch in Arizona verließ, nicht mehr gewesen waren. Auch die Frauen arbeiteten. Andrew dachte an die Tage, die Ellemir in der K ü che verbrachte, und Callistas viele Stunden im Destillierraum und den Gew ä chsh ä usern. Beide machten fr ö hlich beim Tanzen mit und ebenso bei den einfachen Spielen. Eins davon war Blindekuh nicht un ä hnlich. Einem Mann und einer Frau wurden die Augen verbunden, und sie mussten sich innerhalb der Menschenmenge suchen.
Andrew wunderte sich ein wenig, warum er als Tanzpartner so begehrt war. Den Grund erfuhr er, als ein Junge von noch nicht zwanzig Callista mit sich fortzog und ü ber seine Schulter zu seiner fr ü heren Partnerin, einem M ä dchen, das nicht ä lter als vierzehn aussah, sagte: Wenn ich zu Mittwinter mit einer jung verheirateten Frau tanze, werde ich heiraten,
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