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Der verbotene Turm - 11

Der verbotene Turm - 11

Titel: Der verbotene Turm - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bezwingen, immer st ä rker in ihm wurde, rief er sich verzweifelt die Techniken des Aufstiegs in Fels und Eis ins Ged ä chtnis zur ü ck, die er als Junge in Nevarsin gelernt hatte. Er setzte H ä nde und F ü ße in grob eingehauene L ö cher und zog sich weiter, er stellte sich Seile und Pickel vor, die ihm halfen, seinen widerstrebenden K ö rper nach oben zu bef ö rdern. Dann verlor er seinen K ö rper von neuem und mit ihm jede Spur einer Gestaltung. Mit grimmiger Konzentration bewegte er sich nur noch von Dunkelheit zu Dunkelheit. In einer davon waren seltsame, formlose Wolkenmassen, und er schien durch S ü mpfe aus kaltem Schleim zu waten. In einer anderen waren ü berall Pr ä senzen, die sich an ihn dr ä ngten, die k ö rperlos gegen ihn stießen . Sogar das Konzept der Form war verloren gegangen. Er konnte sich nicht erinnern, was ein K ö rper war oder wie es sich anf ü hlte, einen zu besitzen. Er war ebenso formlos, so ü berall und nirgends wie sie, was sie auch sein mochten, die alles durchdrangen. Er f ü hlte sich krank und vergewaltigt, aber er k ä mpfte sich weiter, und nach Ewigkeiten war auch dies vorbei.
Endlich erreichten sie eine merkw ü rdige, d ü nne Dunkelheit, und Leonie, dicht neben ihm im Nichts, sagte, jedoch nicht mit Worten:
Dies ist die Ebene, wo wir uns von der linearen Zeit losl ö sen k ö nnen. Versuche dir vorzustellen, du bewegtest dich entgegen der Str ö mung in einem Fluss. Es wird leichter werden, wenn wir einen festen Punkt finden. Von da aus k ö nnen wir zur ü ckgehen. Hilf mir, Arilinn zu finden.
Damon dachte: Ist Arilinn auch hier?, und erkannte, dass das eine absurde Frage war. Jeder Ort, der k ö rperlich existierte, erstreckte sich durch alle Ebenen des Universums. Eine unk ö rperliche Hand ergriff die seine, und Damons eigene Hand materialisierte sich da, wo sie gewesen w ä re, wenn er eine gehabt h ä tte. Er richtete alle seine Gedanken auf Arilinn, erblickte einen undeutlichen Schatten und fand sich in Leonies dortigem Zimmer wieder.
Einmal – es war in seinem letzten Jahr gewesen – war Leonie in den Relais zusammengebrochen. Er hatte sie in ihr Zimmer getragen und auf ihr Bett gelegt. Damals hatte er keine Einzelheit des Raums bewusst wahrgenommen, aber jetzt tauchte alles skizzenhaft aus seinem Geist und seinem Ged ä chtnis auf .
Nein, Damon! Avarra, erbarme dich, nein!
Es hatte nicht in seiner Absicht gelegen, diesen l ä ngst vergangenen Tag heraufzubeschw ö ren. Er hatte nicht den Wunsch, sich zu erinnern. – Zandrus H ö lle, nein! Die Erinnerung geh ö rte Leonie, das wusste er, aber er wehrte sich nicht gegen ihren Vorwurf und suchte nach einem weniger gef ä hrlichen Bild. In der Matrix-Kammer von Arilinn beobachtete er die dreizehnj ä hrige Callista, der das Haar offen ü ber den R ü cken hing. Behutsam leitete er ihre Finger, ber ü hrte die Knoten, wo die Nerven an die Haut herantreten. Er erkannte die gestickten Schmetterlinge an den S ä umen ihrer ä rmel – damals hatte er nicht darauf geachtet. Die Wirklichkeit des Bildes entnervte ihn. Waren das wieder erweckte Gedanken aus einer l ä ngst vergangenen Zeit, oder erinnerte sich die Callista von heute? Damon sah, dass sie sich M ü he gab, aber Angst vor diesem strengen Mann hatte. Er war ihres toten Bruders geschworener Freund gewesen, kam ihr jetzt jedoch gef ü hllos, alt, fremd und fern vor. Er war nicht mehr der ihr vertraute Verwandte, sondern ein Fremder.
War ich so streng mit ihr, so kalt? Hast du dich vor mir gef ü rchtet, Callie? Zandrus H ö lle, warum sind wir so hart zu diesen Kindern?
Leonies H ä nde ber ü hrten ihn ü ber denen Callistas. Wie herb sie gewesen war, selbst damals, wie streng und gefurcht ihr Gesicht in wenigen Jahren geworden war! Aber die Zeit spulte sich weiter zur ü ck. Callista war verschwunden, war nie dort gewesen. Er stand zum ersten Mal vor Leonie, er, ein junger Psi- ü berwacher sah zum ersten Mal das Gesicht der Bewahrerin von Arilinn. Evanda! Wie sch ö n sie gewesen war! Alle Hastur-Frauen waren sch ö n, aber sie hatte die legend ä re Sch ö nheit Cassildas. Von neuem f ü hlte er die Qual der ersten Liebe, die Verzweiflung bei dem Wissen, dass sie hoffnungslos war. Aber die Zeit lief mit gn ä diger Schnelligkeit noch weiter zur ü ck. Damon war sich seines K ö rpers nicht mehr bewusst. Dieser K ö rper hatte nie existiert, Damon war ein undeutlicher Traum in einer noch undeutlicheren Dunkelheit und sah die Gesichter von

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