Der verbotene Turm - 11
dieser Suche in Armida lag. Damon Ridenow, Dritter im Turm von Arilinn, dem Grad nach Techniker, unter der Bewahrerin Leonie von Arilinn, Lady Hastur.
Der junge Mann meinte liebensw ü rdig: Sicher tr ä umst du, oder du bist wahnsinnig, oder du hast dich in der Zeit verlaufen, Verwandter. Alle Bewahrer von Nevarsin bis Hali sind mir bekannt, und es ist keine Leonie darunter, und auch keine Hastur-Frau. Er l ä chelte. Soll ich dich an deinen eigenen Ort und in deine eigene Zeit entlassen, Cousin? Diese Ebenen sind gef ä hrlich, und ein bloßer Techniker kann hier nicht ohne Gefahr reisen. Du magst zur ü ckkehren, wenn du die F ä higkeiten eines Bewahrers gewonnen hast, Cousin. Dass du die Kraft dazu bereits hast, zeigt mir dein Erscheinen hier. Aber ich kann dich auf eine Ebene schicken, die sicher f ü r dich ist, und ich w ü nsche dir ebenso viel Vorsicht, wie du Mut hast.
Ich bin weder wahnsinnig, noch tr ä ume ich , erkl ä rte Damon, und in der Zeit verlaufen habe ich mich auch nicht, obwohl ich mich wahrlich weit von meiner eigenen Zeit entfernt habe. Meine Bewahrerin schickt mich, und vielleicht bist du der, den ich suche. Ich bin Varzil , sagte der junge Mann, Varzil von Neskaya, Bewahrer des Turms.
Bewahrer. Damon hatte davon geh ö rt, dass in fr ü heren Zeiten M ä nner zu Bewahrern gemacht worden waren. Allerdings benutzte der junge Mann das Wort in einer Form, die er noch nie vernommen hatte: Tenerezu. Als Leonie ihm von m ä nnlichen Bewahrern erz ä hlte, hatte sie sich des ü blichen Ausdrucks bedient, der unver ä nderlich weiblich war. Von Varzil ausgesprochen, war das Wort ein Schock. Varzil! Der legend ä re Varzil, genannt der Gute, der Hali neu erstehen ließ, nachdem die Katastrophe den dortigen See vernichtete. In meiner Zeit bist du eine Legende, Varzil von Neskaya, besser als Lord von Hali bekannt.
Varzil l ä chelte. Er hatte ein ruhiges, intelligentes Gesicht, doch es hatte nicht den zur ü ckhaltenden, losgel ö sten, isolierten Ausdruck, den Damon bei jeder Bewahrerin, die er kannte, gesehen hatte. Es war lebendig vor Neugier. Eine Legende, Cousin? Nun, ich nehme an, Legenden l ü gen in deiner Zeit ebenso wie in meiner, und f ü r mich mag es gut sein, dass ich nicht weiß, was vor mir liegt, so dass es mich weder furchtsam noch eingebildet machen kann. Sag mir nichts dar ü ber, Damon. Doch eins hast du mir bereits verraten. Wenn dein Bewahrer eine Frau ist, hat meine Arbeit Erfolg gehabt, und diejenigen, die nicht glauben wollten, eine Frau habe genug Kraft f ü r dies Amt, sind zum Schweigen gebracht. Und da du mir ein Geschenk gemacht hast, Damon, ein Geschenk an Vertrauen, sag mir, was kann ich dir daf ü r geben? Denn du w ü rdest eine so weite Reise nicht unternehmen, wenn nicht eine dringende Notwendigkeit best ü nde.
Die Notwendigkeit betrifft nicht mich, sondern meine Verwandte , sagte Damon. Sie ist dazu ausgebildet worden, Bewahrerin in Arilinn zu sein. Doch sie wurde von ihrem Eid befreit, um heiraten zu k ö nnen.
Musste sie dazu erst befreit werden? , fragte Varzil. Aber woran fehlt es? Selbst heutzutage wird kein Bewahrer mehr chirurgisch verst ü mmelt, Verwandter. Oder h ä ltst du mich f ü r einen Eunuchen? Er lachte mit einer Fr ö hlichkeit, die Damon aus irgendeinem Grund an Ellemir erinnerte.
Nein, aber sie verharrt in einem Zustand zwischen einer Bewahrerin und einer normalen Frau , erl ä uterte Damon. Ihre Kan ä le wurden auf das Muster einer Bewahrerin fixiert, als sie noch sehr jung, noch unreif war, und sie kann die Kan ä le nicht mehr auf normale Weise benutzen.
Varzil blickte nachdenklich drein. Ja, das kann geschehen. Sag mir, wie alt war sie, als man mit ihrer Ausbildung begann? Zwischen dreizehn und vierzehn, glaube ich.
Varzil nickte. Das dachte ich mir. Der Geist dr ü ckt dem K ö rper seinen Stempel auf, und mit vielen, vielen Jahren als Bewahrerin in ihrem Gehirn kann sie die Kan ä le nicht mehr anpassen. Du musst ihren Verstand zu den Tagen zur ü ckf ü hren, als ihr K ö rper noch frei war, bevor die Kan ä le ver ä ndert und verschlossen wurden und die lange T ä tigkeit als Bewahrerin die Ver ä nderung ihrer Nervenkan ä le dauerhaft machte. Ist ihr Geist einmal frei, wird sich ihr K ö rper von selbst befreien. Wenn du sie das n ä chste Mal durch das Sakrament f ü hrst – doch warte, bist du sicher, dass die Kan ä le nicht chirurgisch ver ä ndert und die Nerven nicht durchtrennt worden sind? Ja. Es muss mittels einer
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