Der verbotene Turm - 11
einen seltsamen Kontrapunkt zu seinen allt ä glichen Verrichtungen. Er badete und schnitt sich den Bart, den er sich entgegen dem Brauch hatte wachsen lassen. Dann zog er saubere Hauskleidung an. Sein eigenes Kind. Hier, auf einer fremden Welt, und nicht einmal das Kind seiner eigenen Frau. Aber Ellemir hielt es nicht f ü r merkw ü rdig, und Damon wusste es offenbar schon seit einiger Zeit und billigte es. Eine fremdartige Welt, und er war Teil von ihr. Bevor er fertig war, h ö rte er Reiter im Hof, und als er nach unten ging, fand er Damons Bruder Kieran vor. Er war von einem winterlichen Besuch in Thendara zur ü ckgekehrt. Sein ä ltester Sohn, ein rothaariger Junge von etwa vierzehn mit hellen Augen, und ein halbes Dutzend Gardisten, Friedensm ä nner und Begleiter waren bei ihm. Andrew hatte Damons ä ltesten Bruder Lorenz nicht gemocht, aber Kieran fand er sympathisch, und er freute sich ebenso wie Dom Esteban ü ber Neuigkeiten aus der Außenwelt.
Erz ä hlt mir, wie es Domenic geht , verlangte der alte Mann. Kieran l ä chelte. Wie es der Zufall will, habe ich ihn oft gesehen. Kester . – er wies auf seinen Sohn – . soll diesen Sommer ins Kadettenkorps eintreten. Deshalb habe ich Domenics Angebot abgelehnt, Danvans Posten als Kadettenmeister zu ü bernehmen; kein Mann kann Meister seines eigenen Sohns sein. Er l ä chelte, um den Worten den Stachel zu nehmen. Ich m ö chte gegen meinen Sohn nicht so hart sein, wie Ihr es gegen Euren sein musstet, Lord Alton.
Geht es ihm gut? Ist er ein f ä higer Kommandant der Garde?
Soweit ich es beurteilen kann, k ö nntet Ihr selbst es kaum besser machen , antwortete Kieran. Er hat die Geduld, weiseren K ö pfen zuzuh ö ren. Oft fragt er Kyril Ardais um Rat und auch Danvan, und manchmal sogar Lorenz, obwohl ich nicht glaube . – er grinste zu Damon hin ü ber – . dass er von Lorenz viel mehr h ä lt als wir. Jedenfalls ist er vorsichtig und diplomatisch, hat mit den richtigen Leuten Freundschaft geschlossen und hat keine G ü nstlinge. Seine Bredin sind beide manierliche junge Leute. Es sind Cathal Lindir und einer seiner Nedestro-Br ü der – ich glaube, er heißt Dezirado.
Deziderio. Dom Esteban l ä chelte erleichtert. Es freut mich, zu h ö ren, dass es Dezi gut geht.
O ja, die drei sind immer zusammen, aber da gibt es keine Krawalle, keine Huren, keine Schl ä gereien. Alle drei sind n ü chtern wie M ö nche. Man k ö nnte meinen, Domenic sei sich wie jemand, der dreimal so alt ist, dar ü ber klar, dass ein junger Bursche als Kommandant Tag und Nacht beobachtet wird. Nicht etwa, dass sie Trauerkl ö ße w ä ren – der junge Nie hat immer ein Lachen oder einen Scherz auf den Lippen –, aber er h ä lt seine Verantwortung in beiden H ä nden , berichtete Kieran. Andrew sah den fr ö hlichen Jungen vor sich, der sich bei seiner Hochzeit neben ihn gestellt hatte. Er freute sich dar ü ber, dass Domenic sich als so t ü chtig erwies. Was Dezi betraf – nun, eine verantwortliche und ihn fordernde Aufgabe sowie das Wissen, dass Domenic ihn als Familienangeh ö rigen anerkannte, was der alte Mann niemals tun w ü rde, mochten dem Jungen helfen, zu sich selbst zu finden. Andrew hoffte es. Er wusste, was es bedeutete, sich nirgends zugeh ö rig zu f ü hlen.
Gibt es sonst noch Neuigkeiten, Schwager? , fragte Ellemir eifrig, und Kieran l ä chelte. Zweifellos h ä tte ich mehr auf das achten sollen, was sich die Damen in Thendara erz ä hlen, Schwester. Lass mich nachdenken . Es gab einen Aufstand in der Straße, wo das Gildenhaus der Freien Amazonen steht, und es geht das Ger ü cht, ein Mann behaupte, seine Frau sei gegen ihren Willen dorthin gebracht worden .
Das ist nicht wahr , fiel Ferrika ä rgerlich ein. Verzeiht mir, Dom Kieran, aber eine Frau muss von selbst kommen und um Aufnahme bitten!
Kieran lachte gutm ü tig. Das bezweifele ich nicht, Mestra, aber so erz ä hlt man es sich in Thendara. Er soll Schwertk ä mpfer angeheuert haben, um sie zur ü ckzubringen, und seine Frau soll bei der Verteidigung des Gildenhauses mit den Amazonen gek ä mpft und ihn verwundet haben. Die Geschichte wird von jedem Mund, der sie wiederholt, weiter ausgeschm ü ckt. Sicher wird es eines Tages heißen, sie habe ihn get ö tet und seinen Kopf an die Mauer genagelt. Auf dem Markt stellte jemand den Kadaver eines Fohlens mit zwei K ö pfen aus, aber mein Friedensmann berichtete, es sei eine F ä lschung, und noch dazu eine ungeschickte. Als Junge war er eine Zeit lang
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