Der verbotene Turm - 11
Schutz genommen habe. Wenigstens werden sie sie dann nicht als Furcht erregendes Omen f ü r eine kommende Katastrophe behandeln.
Wie sehen die Babys aus? , erkundigte Ellemir sich eifrig. Callista verzog das Gesicht. Alle Neugeborenen sehen f ü r mich wie haarlose Rabbithorns f ü r den Bratspieß aus, Elli, ü ber alle Maßen h ä sslich.
Oh, Callie, wie kannst du das sagen! , rief Ellemir vorwurfsvoll. Ich muss einfach hin und sie mir selbst ansehen. Vier auf einmal, welch ein Wunder!
Doch f ü r die arme Frau ist es hart. Ich habe zwei Frauen aus dem Dorf ü berreden k ö nnen, beim N ä hren der Kinder mitzuhelfen, aber wir m ü ssen ihnen, noch bevor sie entw ö hnt werden, eine Milchkuh schicken.
Die Neuigkeit von der Vierlingsgeburt verbreitete sich ü berall in den Bergen. Ferrika meinte, sie sei froh, dass jetzt im Winter die Straßen nicht so leicht passierbar seien – obwohl es wirklich ein milder Winter war –, denn andernfalls w ü rde die arme Frau von Leuten, die das Wunder sehen wollten, zu Tode bel ä stigt werden. Andrew machte sich seine Gedanken dar ü ber, was man hier unter einem strengen Winter verstand, wenn dies ein milder war. Er nahm an, in irgendeinem Jahr werde er es herausfinden.
Er hatte das Gef ü hl f ü r die verstreichende Zeit verloren, außer dass er die Daten, an denen die Geburt eines Fohlens zu erwarten war, sorgf ä ltig in die Zuchtb ü cher der Ranch eintrug. Er f ü hrte lange, leidenschaftliche Diskussionen mit Dom Esteban und dem alten Rhodri ü ber das Z ü chten bester Pferde. Die Tage waren schon merklich l ä nger geworden, als seine Aufmerksamkeit gewaltsam auf das Fortschreiten der Zeit gelenkt wurde.
Er war nach einem langen Tag im Sattel heimgekehrt und stieg die Treppe hinauf, um sich f ü r das Abendessen umzuziehen. Callista war bei ihrem Vater in der Großen Halle und unterrichtete den alten Mann im Harfenspiel. Ellemir kam ihm an der T ü r der gemeinsamen Suite entgegen und zog ihn in ihre H ä lfte.
Das war nicht ungew ö hnlich. Damon hatte sich ganz in seine Suche vertieft und unternahm hin und wieder lange Reisen in die ü berwelt. Bisher hatten seine Anstrengungen keine Frucht getragen, aber sie hatten die normalen Folgen der Matrix-Arbeit, und Ellemir mit ihrem gesunden Menschenverstand hatte bei diesen und anderen Gelegenheiten mit Andrew geschlafen. Anfangs hatte er es als das genommen, was es bisher gewesen war, einen Ersatz f ü r Callistas Unf ä higkeit. Dann, eines Nachts, als er an ihrer Seite schlief – es war nicht zu Intimit ä ten gekommen, weil sie sagte, sie sei zu m ü de –, hatte er erkannt, dass er nicht nur das von Ellemir wollte.
Er liebte sie. Nicht als Ersatz f ü r Callista, sondern um ihrer selbst willen. Das fand er außerordentlich beunruhigend. Immer hatte er geglaubt, wenn ein Mann eine Frau liebe, verliere er das Interesse an allen anderen. Sorgf ä ltig verbarg er den Gedanken, um sie nicht zu kr ä nken. Nur wenn er weit draußen in den Bergen war, weg von ihnen allen, untersuchte er die Frage eingehend. Gott helfe mir, habe ich die falsche Frau geheiratet? Und doch, wenn er Callista wieder sah, erkannte er, dass er sie nicht weniger liebte als zuvor, dass er sie immer lieben w ü rde, auch wenn er selbst ihre Fingerspitzen nicht mehr ber ü hren durfte. Er liebte sie beide. Was konnte er dagegen tun? Jetzt, als er Ellemir betrachtete, klein und l ä chelnd und err ö tet, konnte er nicht anders, als sie in die Arme zu nehmen und herzhaft zu k ü ssen.
Sie zog die Nase kraus. Du riechst nach Pferd.
Tut mir Leid, ich wollte gerade baden .
Entschuldige dich nicht, ich mag den Geruch von Pferden, und
im Winter kann ich nie ausreiten. Was hast du gemacht? Als er es ihr erz ä hlt hatte, sagte sie: Ich sollte meinen, der Coridom k ö nnte das erledigen.
Oh, das k ö nnte er, aber wenn die Leute sich daran gew ö hnen, dass ich ihre Probleme l ö se, werden sie bereit sein, zu mir zu kommen, statt Dom Esteban zu bel ä stigen. Und er sieht in letzter Zeit so m ü de und verbraucht aus. Ich glaube, der Winter lastet auf ihm.
Auf mir auch , sagte Ellemir, aber jetzt habe ich etwas, das das Warten der M ü he wert macht. Andrew, ich wollte es dir als Erstem sagen: Ich bin schwanger! Es muss kurz vor Mittwinter geschehen sein .
Allm ä chtiger Gott! , keuchte er. Die frohe Stimmung war verschwunden. Ellemir, Liebes, es tut mir Leid – ich h ä tte vorsichtiger sein .
F ü r sie war es wie ein Schlag ins
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