Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verbotene Turm - 11

Der verbotene Turm - 11

Titel: Der verbotene Turm - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
ü beln, wenn der Erbe der Dom ä ne, ihr innig geliebter j ü ngerer Bruder, tot auf der Bahre lag?
    18
    Es war ein grauer Morgen. Die Sonne versteckte sich hinter Nebelb ä nken, und Schneeklatsch fegte um die H ö hen, als der Trauerzug von Thendara nordw ä rts ritt, um den Leichnam von Domenic Lanart-Alton neben seinen Comyn-Ahnen zur Ruhe zu legen. Die Rhu Fead zu Hali, der heilige Ort der Comyn, lag einen Stundenritt n ö rdlich von der Comyn-Burg. Jeder Lord und jede Lady aus Comyn-Blut, die in den letzten drei Tagen zum Rat hatten kommen k ö nnen, ritt mit, um dem Erben von Alton, so jung durch ein tragisches Ungl ü ck ums Leben gekommen, Ehre zu erweisen.
    Jeder außer Esteban Lanart-Alton. Andrew, der mit Cathal Lindir und dem jungen Valdir ritt, dachte an die Szene, zu der es heute Morgen gekommen war, als Ferrika, von dem alten Mann gerufen, sich glatt weigerte, ihm ein Kr ä ftigungsmittel f ü r die Reise zu geben.
    Ihr k ö nnt nicht reiten, Vai Dom, nicht einmal in einer Pferdes ä nfte. Wenn Ihr ihm zu seinem Grab folgt, werdet ihr in weniger als zehn Tagen neben ihm liegen. Sanftm ü tiger hatte sie hinzugesetzt: Dem armen Jungen kann nicht mehr geholfen und nicht mehr geschadet werden, Lord Alton. Wir m ü ssen jetzt an Eure Gesundheit denken.
    Der alte Mann hatte einen solchen Wutanfall bekommen, dass die eilends herbeigeholte Callista f ü rchtete, es werde dadurch zu der Katastrophe kommen, die Ferrika f ü rchtete. Sie hatte zu vermitteln gesucht und gefragt: Kann ihm der Ritt mehr schaden als diese Aufregung?
    Ich lasse mich nicht von Weibern kommandieren! , br ü llte Dom Esteban. Dezi . Er suchte bei dem jungen Mann Unterst ü tzung, und Dezi, dem das Blut in das glatte Gesicht schoss, sagte: Wenn du reiten willst, Onkel, werde ich dich begleiten.
    Aber Ferrika schl ü pfte davon und kam kurz darauf mit Meister Nicol, dem Lazarettoffizier der Garde, zur ü ck. Dieser f ü hlte dem alten Mann den Puls, zog ein Augenlid hoch, um die kleinen Adern darin zu betrachten, und erkl ä rte kurz und b ü ndig: Mein Lord, wenn Ihr heute ausreitet, werdet Ihr wahrscheinlich nicht zur ü ckkehren. Es sind andere hier, die den Toten begraben k ö nnen. Euer Erbe ist noch nicht einmal vom Rat offiziell anerkannt worden, und in jedem Fall ist er erst ein Junge von zw ö lf Jahren. Eure Aufgabe, Vai Dom, ist es, Euch die eigene Kraft zu bewahren, bis dieser Junge zum Mann herangewachsen ist. Wollt Ihr Euren lebenden Sohn vaterlos machen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen?
    So ungern Dom Esteban sich das sagen ließ, es gab darauf nichts zu erwidern. Ver ä rgert hatte er Meister Nicol erlaubt, ihn wieder ins Bett zu schaffen. Er hielt Dezis Hand fest, und der Junge blieb gehorsam an seiner Seite.
    Jetzt, auf dem Ritt nordw ä rts nach Hali, erinnerte sich Andrew an die Kondolenzbesuche, die langen Gespr ä che mit anderen Ratsmitgliedern, die Lord Altons Kr ä fte bis zum ä ußersten beansprucht hatten. W ü rde er, selbst wenn er das kommende Ratstreffen und die Heimreise ü berstand, am Leben bleiben, bis Valdir mit f ü nfzehn zum Mann erkl ä rt wurde? Und wie konnte sich ein f ü nfzehnj ä hriger Junge in den komplizierten politischen Intrigen der Dom ä ne zurechtfinden? Zumal wenn er ein beh ü teter, gelehrtenhafter Junge aus einem Kloster war!
    Valdir ritt an der Spitze der Prozession in d ü sterer Trauerkleidung, gegen die sein bleiches Gesicht abstach. An seiner Seite hielt sich sein geschworener Freund Valentine Aillard, der mit ihm von Nevarsin gekommen war, ein großer, kr ä ftiger Junge mit so blondem Haar, dass es weiß wirkte. Beide blickten feierlich drein, aber nicht von Trauer ü berw ä ltigt. Daf ü r hatten sie Domenic nicht gut genug gekannt.
    Am Ufer des Sees von Hali, wo nach der Legende Hastur, Sohn des Lichts, Darkover zum ersten Mal betreten hatte, wurde Domenic, wie es der Brauch verlangte, in ein nicht gekennzeichnetes Grab gelegt. Als sie an dem offenen Grab standen, st ü tzte Callista sich schwer auf Andrew, und er fing ihren Gedanken auf: Es kommt nicht darauf an, wo er liegt, er ist an einen anderen Ort gegangen. Aber f ü r meinen Vater w ä re es ein Trost gewesen, h ä tte er in der Erde von Armida ruhen k ö nnen.
    Andrew sah sich auf dem Begr ä bnisplatz um und erschauerte. Hier unter seinen F ü ßen lag alles, was an zahllosen Generationen von Comyn sterblich war, ohne dass ein anderes Zeichen davon Kunde gab als die unregelm ä ßigen

Weitere Kostenlose Bücher