Der verbotene Turm - 11
dass ich ein Alton bin und die Gabe der Dom ä ne in vollem Umfang besitze.
Auf Lorills Aufforderung hin erhob sich Leonie. Ihr Stirnrunzeln zeigte, wie zuwider ihr dieser Vorgang war. Es geh ö rt nicht zu meinen Aufgaben, Comyn-Erben zu designieren, aber da ich als Zeugin aufgerufen bin, muss ich erkl ä ren, dass Deziderio die Wahrheit spricht. Er ist ein Sohn von Esteban Lanart und hat die AltonGabe.
Esteban sagte schwer: Ich bin bereit und willens, Dezi als meinen Sohn anzuerkennen, wenn dieser Rat es so haben will; zu diesem Zweck habe ich ihn mitgebracht. Aber ich halte ihn nicht f ü r den geeignetsten Vormund meines jungen Sohns und meines ungeborenen Enkels. Damon ist ein Mann von reifen Jahren, Dezi erst ein J ü ngling. Ich bitte Dezi, den Einspruch zur ü ckzuziehen.
Mit allem Respekt, Vater , sagte Dezi ehrerbietig, das kann ich nicht.
Damon, der immer noch kniete, fragte sich, was jetzt wohl geschehen werde. Der Tradition zufolge konnte der Einspruch durch einen Kampf, ein formelles Duell geregelt werden, oder einer der Kandidaten trat zur ü ck, oder beide legten Beweise vor, dass der andere ungeeignet sei, und ließen sie vom Rat pr ü fen. Lorill fragte:
Hast du Grund zu der Annahme, Damon sei nicht geeignet, Deziderio Leynier, Nedestro von Alton?
Das habe ich! Dezis Stimme klang schrill. Damon versuchte, mich zu ermorden, um seinen eigenen Anspruch zu sichern. Er wusste, dass ich Estebans Sohn bin, w ä hrend er nur der Schwiegersohn ist, und deshalb beraubte er mich meiner Matrix. Nur meine eigenen Laran-F ä higkeiten hielten ihn von Blutschuld an seinem Schwager rein.
O mein Gott, dachte Andrew, dem der Atem in der Kehle stockte. Dieser Bastard, dieser gottverdammte, stinkende junge Bastard! Wer außer Dezi h ä tte auf diesen Einfall kommen k ö nnen? Lorill Hastur sagte: Das ist eine ä ußerst ernste Anschuldigung, Damon. Du hast den Comyn viele Jahre lang ehrenhaft gedient. Wir brauchen uns nicht weiter damit zu befassen, wenn du uns irgendeine Erkl ä rung geben kannst.
Damon schluckte und blickte auf. Er war sich bewusst, dass aller Augen auf seinem Gesicht ruhten. Fest erkl ä rte er: Ich habe in Arilinn den Eid abgelegt, jeden Missbrauch einer Matrix zu verhindern. Auf Grund dieses Eides nahm ich Dezi die seine, denn er hatte Laran missbraucht, um Ann’dra, dem Mann meiner Schw ä gerin, seinen Willen aufzuzwingen.
Das ist wahr , fiel Dezi ein, ohne auf eine Aufforderung zum Sprechen zu warten. Meine Schwester Callista ist verhext von diesem zuf ä llig aus dem Nichts aufgetauchten Mann, einem Terranan. Ich versuchte nur, diesen Kerl, der einen so b ö sen Zauber ü ber sie geworfen hat, loszuwerden, damit sie eine Ehe eingehen k ö nne, die einer Comyn-Lady w ü rdig ist, und sich nicht im Bett eines Terranan-Spions entehrt.
Allgemeiner Aufruhr. Damon sprang w ü tend auf die F ü ße, aber Dezi drehte sich ihm zu und blieb trotzig mit leicht sp ö ttischem L ä cheln stehen. Alle Anwesenden in der Kristallkammer sprachen, br ü llten, fragten gleichzeitig. Vergeblich befahl Lorill Hastur wieder und wieder Ruhe.
Als die Ordnung einigermaßen hergestellt war, sagte er ernst: Diese Sache m ü ssen wir unter uns untersuchen. Sehr schwere Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen sind erhoben worden. Im Augenblick bitte ich Euch zu gehen und die Angelegenheit nicht unter Euch zu besprechen. Klatsch wird sie nicht bessern. H ü tet Euch vor unachtsamem Feueranz ü nden im Wald; h ü tet Euch vor unachtsamem Gerede auch unter den Weisen. Aber seid versichert, wir werden gr ü ndlich erforschen, was hier Recht und was Unrecht ist, und Euch das Ergebnis in drei Tagen von heute zur Beurteilung vorlegen.
Langsam leerte sich der Raum. Esteban, todesbleich, sah Damon und Dezi traurig an. Er sagte: Wenn Br ü der sich entzweien, kommen Feinde und erweitern den Riss. Dezi, wie kannst du das tun? Dezi schob sein Kinn vor. Vater, ich lebe nur, um dir zu dienen. Zweifelst du an mir? Er blickte zu Ellemir, die sich an Damons Arm klammerte, und sagte dann zu Callista: Eines Tages wirst du mir danken, meine Schwester.
Schwester! Callista sah Dezi gerade in die Augen, dann spie sie ihm mit kalter ü berlegung ins Gesicht und wandte sich ab. Sie legte ihre Fingerspitzen auf Andrews Arm und sagte klar und deutlich: Bringe mich von hier weg, mein Gatte. Der Ort stinkt nach Verrat.
Tochter . , flehte Dom Esteban, aber Callista drehte ihnen den R ü cken, und Andrew hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen.
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