Der verbotene Turm - 11
Zimmer. Die anderen folgten ihr auf den Fersen. Damon stand unbeweglich, das Gesicht starr und unnachgiebig, bis sie gegangen waren. Es gelang ihm, seine kalte W ü rde aufrechtzuerhalten, bis der Klang ihrer Schritte in den außeren R ä umen erstarb. Dann wankte er wie ein Betrunkener in den Innenraum der Suite.
Er h ö rte Andrew fluchen. Es war ein ununterbrochener Strom von Ausrufen, die er f ü r Terranisch hielt – er kannte kein Wort dieser Sprache –, aber niemand mit Laran konnte ihre Bedeutung missverstehen. Er ging an Andrew vorbei, warf sich mit dem Gesicht nach unten auf einen Diwan und blieb unbeweglich, das Gesicht in den H ä nden, liegen. Entsetzen sch ü ttelte ihn; sein Magen hob sich in Wellen der ü belkeit.
Seine Standhaftigkeit kam ihm nun wie der Trotz eines Kindes vor. Schon jetzt wusste er, dass er keine M ö glichkeit hatte, die Anklagen zu entkr ä ften. Sie w ü rden ihn schuldig sprechen, sie w ü rden die Strafe ü ber ihn verh ä ngen.
Blind. Taub. Verst ü mmelt. Durchs Leben gehen ohne Laran, f ü r immer Gefangener im eigenen Sch ä del, f ü r immer in unertr ä glicher Einsamkeit . leben wie ein vernunftloses Tier. Er wand sich in Todespein. Andrew kam und stellte sich neben ihn, besorgt, aber nur teilweise verstehend, was Damon niedergeschmettert hatte. Damon, nicht. Sicher wird der Rat es dich erkl ä ren lassen. Man wird erkennen, dass du das Einzige tatest, was du tun konntest.
Damon st ö hnte nur auf. Alle ä ngste seines Lebens, von denen ihm immer gesagt worden war, ein Mann m ü sse sie unterdr ü cken, schlugen in einer großen, sich brechenden Welle ü ber ihm zusammen und ertr ä nkten ihn. Die ä ngste eines einsamen, unerw ü nschten Kindes, eines einsamen Jungen im Kadettenkorps, unbeholfen und ungeliebt, nur als Coryns erkorener Freund toleriert. Sein ganzes Leben lang hatte er seine ä ngste in Schach gehalten, um nicht f ü r weniger als ein Mann gehalten zu werden. Die von selbstqu ä lerischen Zweifeln begleitete Angst, Leonie k ö nne hinter seine beherrschte Maske blicken und seine verbotene Leidenschaft, sein Begehren entdecken. Das Schuldbewusstsein und die Verlorenheit, als sie ihn von Arilinn wegschickte und ihm sagte, er sei nicht stark genug f ü r diese Arbeit. Das hatte seiner Angst, ein Schw ä chling zu sein, die er immer erstickt hatte, neue Nahrung gegeben. Die unterdr ü ckte Angst in all den Jahren in der Garde, als er wusste, er war kein Soldat, kein Schwertk ä mpfer. Die furchtbaren Gewissensbisse, dass er geflohen war und seine Gardisten an seiner Stelle dem Tod ü berantwortet hatte .
Sein ganzes Leben lang. Sein ganzes Leben lang hatte er Angst gehabt. Hatte es auch nur einen Tag gegeben, an dem er sich nicht bewusst gewesen war, dass er ein Feigling war, der Tapferkeit nur vort ä uschte, damit niemand erkannte, welch ein sich kr ü mmender Wurm er war, welch ein hilfloser L ü gner, welch armseliges Ding in der ä ußeren Gestalt eines Mannes? Sein Leben bedeutete ihm wenig. Er w ä re lieber gestorben, als sich entlarvt zu sehen als der sch ä ndlich feige Schw ä chling, der er war.
Aber jetzt drohte man ihm das eine an, das er wirklich nicht ertragen konnte, nicht ertragen w ü rde. Es w ä re leichter, jetzt zu sterben, sich das Messer durch die Kehle zu stoßen, als geblendet, verst ü mmelt, wie ein wandelnder Leichnam das Leben zu fristen.
Langsam wurde er sich durch den Nebel aus Panik und Angst bewusst, dass Andrew neben ihm kniete, blass und besorgt. Er flehte ihn an, aber Worte konnten Damon durch diesen t ö dlichen Nebel der Furcht nicht erreichen.
Wie Andrew mich verachten muss! Er ist so stark .
Best ü rzt sah Andrew dem stummen Kampf seines Freundes zu. Er versuchte, vern ü nftig mit ihm zu reden, aber er konnte sich ihm einfach nicht verst ä ndlich machen. H ö rte Damon ihn ü berhaupt? In dem Versuch, zu ihm durchzubrechen, setzte er sich neben ihn, beugte sich zu ihm und legte einen Arm um ihn.
Nicht, nicht , bat er unbeholfen. Es ist alles in Ordnung, Damon, ich bin hier. Und dann, verlegen und scheu wie immer, wenn es sich um ihre enge Verbundenheit handelte, sagte er beinahe fl ü sternd: Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas tun, Bredu.
Damons Eisesstarre zerbrach, und der innerliche Aufruhr uberw ä ltigte sie beide. Damon schluchzte krampfhaft; die letzten Reste seiner Selbstbeherrschung waren verschwunden. Ersch ü ttert wollte Andrew sich zur ü ckziehen, denn er meinte, Damon sei es nicht
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