Der verbotene Turm - 11
seine H ä nde. Wir werden sehen, mein Sohn. Wir werden sehen, was kommt. Aber schon dieser Gedanke, erkannte Damon, hatte den Lord von Alton mit einer pl ö tzlichen Hoffnung erf ü llt und ihm ein Ziel gegeben. W ü rde er tats ä chlich im Stande sein, von seinem Rollstuhl aus mit Domenic an seiner Seite die Garde zu kommandieren?
Wie schade, dass wir jetzt keine Lady Bruna in unserer Familie haben , meinte Domenic fr ö hlich. Sag, Callista, willst du nicht das Schwert nehmen, wie es Lady Bruna tat, und die Garde befehligen? Lachend sch ü ttelte sie den Kopf. Damon sagte: Diese Geschichte kenne ich nicht , und Domenic erz ä hlte sie l ä chelnd. Es ist Generationen her – wie viele, weiß ich nicht –, aber ihr Name ist in die Rolle der Befehlshaber eingetragen. Lady Bruna von Leyniers Bruder, der damals Lord Alton war, fiel im Kampf und hinterließ einen erst neun Jahre alten Sohn. Da nahm sie die Mutter des Knaben, wie Frauen es d ü rfen, in einer Freipartner-Ehe unter ihren Schutz und regierte selbst die Garde, bis er alt genug war, das Kommando zu ü bernehmen. In den Annalen der Garde heißt es, sie sei dazu noch eine gute Kommandantin gewesen. M ö chtest du nicht auch so ber ü hmt werden, Callista? Nein? Und du, Ellemir? Mit gespielter Traurigkeit sch ü ttelte er den Kopf, als beide ablehnten. O weh, was ist aus den Frauen unseres Clans geworden? Sie sind nicht mehr das, was sie in jenen Tagen waren!
Die Familien ä hnlichkeit der Leute, die um Dom Estebans Stuhl standen, war ü berw ä ltigend. Domenic glich Callista und Ellemir, obwohl sein Haar r ö ter, seine Locken wilder, seine Sommersprossen dicke goldene Flecken statt schwacher P ü nktchen waren. Und Dezi, der still und unbeachtet hinter dem Rollstuhl stand, war wie ein blasseres Spiegelbild von Domenic. Domenic blickte auf und sah ihn dort und schlug ihm freundlich auf die Schulter.
Du bist also hier, Cousin? Ich h ö rte, du habest den Turm verlassen. Daraus mache ich dir keinen Vorwurf. Vor ein paar Jahren habe ich vierzig Tage dort verbracht und wurde auf Laran getestet, und ich konnte nicht schnell genug wieder wegkommen! Hattest du auch die Nase voll, oder hat man dich hinausgeschmissen? Dezi z ö gerte und blickte zur Seite, und Callista griff ein. Du hast dort nichts ü ber unsere Formen der H ö flichkeit gelernt, Domenic. Das ist eine Frage, die niemals gestellt werden darf. Sie geht nur den Telepathen und seine Bewahrerin an, und wenn Dezi nicht dar ü ber sprechen mag, ist es eine unentschuldbare Grobheit, ihn zu fragen.
Oh, tut mir Leid , entschuldigte Domenic sich gutm ü tig, und allein Damon bemerkte die Erleichterung in Dezis Gesicht. Es ist nur so, dass ich darauf brannte, den Ort zu verlassen, und ich h ä tte gern gewusst, ob es dir ebenso gegangen ist. Manchen Leuten gef ä llt es dort. Sieh Callista an, sie hat es beinahe zehn Jahre ausgehalten. Damon, der die beiden Jungen beobachtete, dachte mit Schmerz an Coryn, der in diesem Alter Domenic so ä hnlich gewesen war. Er f ü hlte sich zur ü ckversetzt in die halb vergessenen Tage seiner eigenen Jugend, als er, der unbeholfenste aller Kadetten, wegen seiner beschworenen Freundschaft mit Coryn von den ü brigen akzeptiert worden war. Wie Domenic war Coryn der beliebteste, der tatkr ä ftigste und lebhafteste Kadett gewesen.
Das war in der Zeit vor seinem Versagen und seiner hoffnungslosen Liebe gewesen, und die Dem ü tigung hatte sich ihm tief eingebrannt . aber, dachte er, es war auch gewesen, bevor er Ellemir kennen lernte. Er seufzte und umschloss ihre Hand mit seiner. Domenic, der Damons Augen auf sich f ü hlte, sah auf und l ä chelte, und Damon f ü hlte, wie die B ü rde der Einsamkeit von ihm wich. Er hatte Ellemir, und er hatte Andrew und Domenic als Br ü der. Isolierung und Einsamkeit waren f ü r immer ü berwunden.
Domenic nahm in kameradschaftlicher Art Dezis Arm. H ö r zu, Cousin, wenn du es satt hast, hier um meines Vaters Fußschemel herumzuh ä ngen, komm nach Thendara. Ich verschaffe dir einen Platz im Kadettenkorps – das kann ich tun, nicht wahr, Vater? , fragte er. Als Dom Esteban nachsichtig nickte, setzte er hinzu: Sie brauchen immer Jungen aus guter Familie, und jeder, der dich ansieht, erkennt, dass du Alton-Blut hast. So ist es doch?
Dezi antwortete ruhig: So hat man mir immer gesagt. Ohne es h ä tte ich den Schleier in Arilinn nie durchschreiten k ö nnen.
Nun, bei den Kadetten kommt es nicht darauf an. Die H ä lfte von uns sind
Weitere Kostenlose Bücher