Der verbotene Turm - 11
Bastarde irgendeines Edelmanns . – wieder lachte er schallend – . und die ü brigen von uns armen Teufeln sind die legitimen S ö hne irgendeines Edelmanns, die viel leiden und schwitzen m ü ssen, um sich ihrer Eltern w ü rdig zu erweisen. Aber ich habe es drei Jahre lang ausgehalten, und das wirst du auch. Also komm nach Thendara, und ich finde etwas f ü r dich. Bloß ist der R ü cken dessen, der keinen Bruder hat, sagt man, und da Valdir bei den M ö nchen in Nevarsin ist, werde ich froh sein, dich bei mir zu haben, Verwandter.
Dezi err ö tete leicht. Er sagte mit leiser Stimme: Ich danke dir, Cousin. Ich werde hier bleiben, solange dein Vater mich braucht. Danach wird es mir ein Vergn ü gen sein. Er wandte sich schnell und beflissen Dom Esteban zu. Onkel, was fehlt dir? Denn der alte Mann war bleich geworden und in seinem Stuhl zur ü ckgesunken.
Nichts. Dom Esteban erholte sich wieder. Nur ein Augenblick der Schw ä che. Vielleicht hat, wie man in den Bergen sagt, ein wildes Tier auf den Boden f ü r mein Grab gepisst. Oder vielleicht liegt es nur daran, dass ich heute zum ersten Mal aufrecht sitze, nachdem ich so lange flach gelegen habe.
Dann lass mich dir ins Bett zur ü ckhelfen, Onkel, damit du dich bis zur Trauung ausruhen kannst , sagte Dezi, und Domenic fiel ein: Ich helfe dir. W ä hrend sie sich um ihn bem ü hten, fiel Damon auf, dass Ellemir sie mit seltsam beunruhigtem Blick beobachtete.
Was ist, Preciosa?
Nichts, eine Vorahnung, ich weiß nicht. Ellemir zitterte. Als er sprach, sah ich ihn wie tot hier an diesem Tisch liegen . Damon erinnerte sich, dass die Gabe des Laran bei den Altons hin und wieder von einem Anflug der Zukunftsschau begleitet war. Er hatte immer vermutet, dass Ellemir davon mehr besaß, als man ihr je erlaubt hatte zu glauben. Aber er verdr ä ngte sein Unbehagen und sagte liebevoll: Er ist ja kein junger Mann mehr, mein Liebling, und wir werden hier leben. So m ü ssen wir damit rechnen, dass wir eines Tages sehen, wie er zur Ruhe gelegt wird. Lass es dir keinen Kummer machen, meine Geliebte. Und jetzt muss ich wohl meinem Bruder Lorenz meinen Respekt erweisen, da er sich entschlossen hat, meine Hochzeit mit seiner Anwesenheit zu ehren. Glaubst du, wir k ö nnen ihn und Domenic daran hindern, sich zu schlagen? Und als Ellemir von neuem an die G ä ste und die bevorstehende Feier dachte, verging ihre Bl ä sse.
Damon w ü nschte, er h ä tte ihre Vorahnung geteilt. Was hatte Ellemir gesehen?
Andrew hatte, je n ä her die Trauung r ü ckte, immer mehr ein Gef ü hl der Unwirklichkeit. Eine Freipartner-Heirat war eine einfache Erkl ä rung vor Zeugen, und sie sollte am Ende des Festessens f ü r die G ä ste und die Nachbarn von den nahe gelegenen G ü tern, die dazu eingeladen waren, stattfinden. Andrew hatte hier keine Verwandten oder Freunde, und obwohl er bisher diesen Mangel als unwesentlich betrachtet hatte, beneidete er, als der Augenblick kam, Damon sogar um die Anwesenheit des s ä uerlich dreinblickenden Lorenz, der an seiner Seite stand und auf die feierliche Erkl ä rung wartete, die Ellemir nach Gesetz und Sitte zu Damons Frau machte. Wie lautete das Sprichwort, das Domenic zitiert hatte? Bloß ist der R ü cken dessen, der keinen Bruder hat. In der Tat, sein R ü cken war bloß.
Rund um den langen Tisch der Großen Halle von Armida, gedeckt mit dem feinsten Leinen und dem Feiertagsgeschirr, hatten sich alle Landwirte, Kleinbauern und Adligen versammelt, die in einem Umkreis von einem Tagesritt wohnten. Damon sah blass und angespannt aus, doch eindrucksvoller als sonst in einem Anzug aus weichem Leder. Er war reich bestickt in Farben, von denen Andrew geh ö rt hatte, dass sie die seiner Dom ä ne waren. Das Orange und Gr ü n wirkte f ü r Andrews Augen knallig. Damon streckte seine Hand Ellemir entgegen, und sie kam um den Tisch und gesellte sich zu ihm. Sie sah blass und ernst aus. Sie trug ein gr ü nes Kleid, und ihr Haar war in einem Silbernetz zusammengerollt. Zwei junge M ä dchen – sie hatte Andrew erz ä hlt, dass es ihre und Callistas fr ü here Spielgef ä hrten waren, eine Edelfrau aus einer nahe gelegenen Feste und ein Dorfm ä dchen von ihrem eigenen Gut – traten n ä her und stellten sich hinter sie.
Damon sprach mit fester Stimme: Meine Freunde, edle Damen und Herren, wir haben euch zusammengerufen, um Zeugen unseres Gel ö bnisses zu sein. So seid nun alle Zeugen, dass ich, Damon Ridenow von Serrais, der ich frei geboren und an
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