Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verbotene Turm - 11

Der verbotene Turm - 11

Titel: Der verbotene Turm - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Schwester fertig machen. Callista legte in der alten Geste ihre Fingerspitzen leicht auf seine Lippen. Er k ü sste sie und wurde sich bewusst, dass dieser Streit sie einander auf merkw ü rdige Weise n ä her gebracht hatte.
Wie lange noch? Im Namen s ä mtlicher G ö tter, wie lange k ö nnen wir so weitermachen? Und noch w ä hrend ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, war er sich nicht sicher, ob es sein eigener oder Callistas war.
    Drei Tage sp ä ter ritten Andrew und Damon wie geplant nach Serrais. Ellemir war außer Gefahr, und Damon konnte ihr mit seiner Anwesenheit nicht mehr helfen. Nichts, sagte sich Damon, konnte Ellemir jetzt noch helfen als die Zeit.
    Andrew f ü hlte sich seltsam erleichtert, aus dem Haus fortzukommen, wenn er sich auch gesch ä mt h ä tte, das einzugestehen. Er hatte bisher gar nicht gemerkt, dass die Spannung zwischen ihm und Callista, die Aura stummen Kummers in Armida auf ihm gelastet hatte.
    Die weite Hochebene, die Berge in der Ferne, all das h ä tte die Pferderanch aus Andrews Kindheit in Arizona sein k ö nnen. Doch er brauchte nur die Augen zu heben, um die große rote Sonne zu sehen, die wie ein blutdurchschossenes Auge durch den Morgennebel glomm. Dann wusste er, er war nicht auf Terra, er war an keinem Ort auf der Erde. Es war Mitte des Vormittags, aber zwei kleine schattenhafte Monde, einer von blassem Violett, der andere ein tr ü bes Limonengr ü n, hingen noch niedrig ü ber den Gipfeln, der eine beinahe voll, der andere eine schmale Sichel. Sogar der Geruch der Luft war fremdartig, und doch war das hier jetzt sein Zuhause f ü r den Rest seines Lebens. Und Callista wartete auf ihn. Vor seinem geistigen Auge stand ihr blasses Gesicht, das ihm beim Abschied von der Treppe aus zugel ä chelt hatte. In der Erinnerung verweilte er bei diesem L ä cheln. Er liebte sie daf ü r, dass sie bei allem Kummer, den ihre Ehe ihr bereitete, ihm immer noch zul ä cheln, ihm ihre Fingerspitzen zum Kuss reichen und ihm in der weichen Sprache, die er zu verstehen begann, w ü nschen konnte, mit den G ö ttern zu reiten.
    Auch Damons Stimmung stieg betr ä chtlich, w ä hrend die Meilen unter den Hufen der Pferde dahinschwanden. Die letzten paar Tage hatten Linien in sein Gesicht gegraben, die vorher nicht da gewesen waren, aber er sah nicht mehr alt und gramgebeugt aus.
    Es wurde Mittag, und sie stiegen zum Essen ab. Ihre Pferde banden sie so an, dass sie das frische Gras fressen konnten, das kr ä ftige Halme durch die ü berreste des Schnees vom letzten Blizzard stieß. Ein trockener Baumstamm lud zum Sitzen ein. Er war umgeben von Blumen, die ihre Schneeschoten abgeworfen hatten und ü ppig Bl ü ten und Bl ä tter trieben, als sei es Fr ü hling. Aber als Andrew sich danach erkundigte, antwortete Damon verbl ü fft: Fr ü hling? Bei Zandrus H ö lle, nein, der richtige Winter ist ja noch gar nicht da, der kommt erst nach dem Mittwinterfest! Ach so, die Blumen? Er lachte vor sich hin. In unserem Klima bl ü hen sie, wann immer es einen oder zwei Tage voll Sonne und W ä rme gibt. Eure terranischen Wissenschaftler haben einen Ausdruck daf ü r: evolution ä re Anpassung. In den Kilghardbergen schneit es nur an wenigen Tagen im Hochsommer nicht, deshalb nutzen die Blumen jeden g ü nstigen Tag. Wenn du den Anblick seltsam findest, dann geh einmal in die Hellers und sieh dir die Blumen und Fr ü chte an, die rings um Nevarsin wachsen. Weißt du, dass wir hier keine Eismelonen anbauen k ö nnen? Es ist zu warm – es sind Gletscherpflanzen. Und tats ä chlich, Damon hatte seinen Reitumhang aus Pelz abgenommen und saß in Hemds ä rmeln da. Andrew jedoch war immer noch warm eingemummt, denn ihm schien es bitterkalt zu sein.
    Damon wickelte das Essenspaket aus, das Callista ihnen f ü r die Reise mitgegeben hatte, und fing an zu lachen. Callista entschuldigt sich dauernd, dass sie nichts vom Haushalt versteht. Aber es ist unser Gl ü ck, dass sie noch nicht gelernt hat, welche Nahrungsmittel man Reisenden mitgibt! Callista hatte ein kaltes Brathuhn eingepackt, das Damon mit seinem G ü rtelmesser zerlegte, und einen Laib Brot, der noch ein bisschen warm vom Ofen war. Andrew verstand nicht, warum Damon lachte. Er sagte: Was ist denn so komisch daran? Sie fragte mich, was ich auf dem langen Ritt gern essen w ü rde, und ich sagte es ihr.
    Damon reichte Andrew ein großz ü gig bemessenes St ü ck des gebratenen Fleisches. Es duftete nach Gew ü rzen, die die Terraner noch nicht hatten

Weitere Kostenlose Bücher