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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Hilfe suchen, nach einer Möglichkeit, Callista zu ihnen zurückzubringen. Angesichts ihres entsetzlichen Leids sagte er sich, daß er für sie, für Andrew noch mehr als das wagen würde.
    Sehr leise zog er sich zurück und verließ die Suite durch eine andere Tür.

 
15
     
    Nach Mittwinter wurde das Wetter überraschenderweise milder, und die Reparaturen der Sturmschäden gingen schnell voran. Innerhalb von zehn Tagen waren sie abgeschlossen, und Andrew konnte für einige Zeit alles beruhigt in den Händen des Coridom lassen.
    Bei sich dachte er, Damon sei noch nie so nervös und gereizt gewesen wie an diesem Morgen. Damon hatte die Suite mit telepathischen Dämpfern isoliert und den Dienern verboten, sich ihnen zu nähern. Schon seit Mittwinter war er mißgestimmt und schweigsam gewesen. Aber jetzt, als er nervös in der Suite umherging, spürten es alle. Endlich unterbrach Callista seine sinnlose Betriebsamkeit mit dem Ausruf: »Das ist genug , Damon! Leg dich auf den Rücken und atme langsam. So kannst du nicht anfangen, das weißt du ebenso gut wie ich. Beruhige dich erst. Möchtest du etwas Kirian ?«
    »Ich möchte keinen«, gab Damon ärgerlich zurück, »aber ich vermute, ich sollte ihn lieber nehmen. Und ich brauche eine Decke oder so etwas. Ich komme immer halb erfroren zurück.«
    Callista winkte Ellemir, ihn zuzudecken, und ging, den Kirian zu holen. »Probiere ihn zuerst. Meine Destilliereinrichtung hier ist nicht so gut wie die, die ich in Arilinn hatte, und es mögen Rückstände zurückgeblieben sein, obwohl ich ihn zweimal gefiltert habe.«
    »Du kannst darin nicht schlechter sein als ich.« Damon schnüffelte vorsichtig, und dann lachte er. Ihm war eingefallen, daß Callista sich bei seiner einfachen Tinktur beinahe ebenso verhalten hatte. »Laß nur, meine Liebe, ich glaube nicht, daß wir einander vergiften werden.« Callista maß sorgfältig eine Dosis ab, und Damon setzte hinzu: »Ich kenne den Zeitverzerrungsfaktor nicht, und du mußt in Phase bleiben, um mich zu überwachen. Solltest du selbst nicht besser auch welchen nehmen?«
    Callista schüttelte den Kopf. »Ich habe eine schrecklich niedrige Toleranz für das Zeug, Damon. Wenn ich genug nähme, um in Phase zu bleiben, hätte ich ernstliche Schwierigkeiten. Ich kann mich ohne Kirian auf dich einstimmen.«
    »Du wirst ganz steif und kalt werden«, warnte Damon. Doch dann sagte er sich, daß sie nach so vielen Jahren als Bewahrerin ihre Toleranz für die telepathische Droge wahrscheinlich bis auf den winzigsten Bruchteil genau kannte. Callista lächelte und zählte für sich ein paar Tropfen ab. »Ich trage einen besonders warmen Schal. Wann soll ich dich herausholen?«
    Er wußte es nicht. In der Zeitforschung hatte er keine Erfahrung. Nicht die geringste Ahnung sagte ihm, welche Nebenwirkungen auftreten mochten. »Du holst mich besser nicht heraus, solange ich nicht in Krämpfe verfalle.«
    »So weit willst du gehen?« Schuldgefühl durchfuhr Callista wie ein Stich. Für sie ging er dies furchtbare Risiko ein, für sie kehrte er an die so gefürchtete und gehaßte Arbeit zurück. Sie standen bereits in enger Verbindung. Er legte leicht die Hand auf ihr Handgelenk. »Nicht nur für dich, Liebling. Für uns alle. Für die Kinder.«
    Und für die Bewahrerin, die kommen wird. Callista sprach es nicht laut aus, aber für sie war die Zeit aus dem Brennpunkt geraten, wie es bei einem Alton zuweilen geschah, und sie sah sich selbst aus großer Entfernung. Hier, anderswo stand sie knietief in einem weiten Blumenfeld und blickte auf ein zartes Mädchen nieder, das bewußtlos vor ihr lag. Sie stand in der Kapelle zu Armida vor der Statue Cassildas, einen Kranz roter Blumen in der Hand. Sie legte die Blumen auf den Altar. Dann war sie zurück bei den anderen, benommen, rot im Gesicht, erregt. Sie hauchte: »Damon, hast du gesehen …«
    Andrew hatte es auch gesehen, sie alle hatten es gesehen, und Andrew dachte an Callistas mitleidigen und kummervollen Gesichtsausdruck, als sie Ellemirs vergessene Opfergabe aus der Kapelle entfernte. »Unsere Frauen legen immer noch Blumen vor ihren Schrein …«, sagte Damon leise. »Ich habe es gesehen, Callie.«
    Sie fragte sich, ob es Andrew sehr viel ausmachen würde. Dann konzentrierte sie sich mit eiserner Disziplin wieder auf ihre Arbeit. »Laß mich deine Atmung überprüfen.« Behutsam führte sie ihre Fingerspitzen über Damons Körper. »Nimm den Kirian jetzt.«
    Er schluckte und verzog das Gesicht.

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