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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Korruption. Kriege wüteten auf der halben Welt und dezimierten die Domänen. Danach waren die Türme wieder aufgebaut und der Vertrag abgeschlossen worden. Er beschränkte die Waffen auf solche, die nicht über die Reichweite ihres Trägers hinausgingen, und zwang jeden, der töten wollte, dem Gegner gleiche Chancen einzuräumen. Matrix-Arbeit wurde nur noch in den Türmen und von Personen aus Comyn -Blut verrichtet, und die Turmarbeiter legten ihren Bewahrerinnen einen Eid ab. Von den Bewahrerinnen, die Keuschheit gelobten und keine Verpflichtungen mehr gegen ihre Familien hatten, verlangte man, daß sie weder politisches noch dynastisches Interesse an der Regierung der Domänen zeigten. Die Ausbildung der Turmarbeiter folgte streng ethischen Prinzipien und setzte das Zerreißen aller anderen Bande voraus. So wurden in einer korrupten, verwüsteten Welt Horte der Kraft und Integrität geschaffen.
    Und die Bewahrerinnen wurden darauf eingeschworen, die Domänen gegen weiteren Mißbrauch der Matrix-Steine zu schützen. Ohne eigentlichen politischen Einfluß hatten sie doch ungeheure persönliche und charismatische Macht. Sie waren Priesterinnen, Zauberinnen, sie kontrollierten alle Matrix-Arbeiter auf Darkover und gewannen auf spirituellem und religiösem Gebiet die Vorherrschaft.
    Und war das jetzt wiederum zu einem Mißbrauch geworden?
    Damon war, als stehe er über die Jahrhunderte hinweg in telepathischem Kontakt mit seinem fernen Vorfahr Varzil – oder war es eine schwache Rassenerinnerung? Wann hatten die Türme das Jahresende-Ritual aufgegeben, das sie in Verbindung mit ihrer normalen Menschlichkeit hielt? Für eine Bewahrerin war Enthaltsamkeit während ihrer unglaublich schwierigen und anstrengenden Arbeit – und in jener Zeit, der hohen Zeit der Türme, war sie weit anstrengender als heute gewesen – eine zwingende Notwendigkeit. Doch das Ritual hatte ihr erlaubt, sich periodisch ihrer normalen Menschlichkeit wieder bewußt zu werden und die Instinkte und Wünsche ihrer Mitmenschen zu teilen.
    Wann hatten sie das Ritual aufgegeben? Und, wichtiger noch: Warum hatten sie es aufgegeben? Hatte es irgendwann im Zeitalter des Chaos zu Ausschweifungen geführt? Aber ob aus guten oder schlechten Gründen, es war in Vergessenheit geraten und mit ihm das Wissen, wie für hochgradige Psi-Arbeit blockierte Kanäle wieder befreit werden konnten. Die Bewahrerinnen wurden zwar nicht mehr zu Neutren gemacht, aber gezwungen, sich einer unmenschlichen Konditionierung zu unterziehen. So lag die Macht der Bewahrerinnen in den Händen der Frauen, die im Stande waren, sich von ihren Instinkten und Begierden vollständig zu lösen.
    Während Damon durch die Jahre zurückeilte, meinte er, in sich alles Leiden dieser Männer und Frauen zu spüren, die über ihr Versagen verzweifelten, weil sie sich doch nicht völlig von menschlichen Regungen hatten freimachen können. Und diejenigen, die Erfolg hatten, mußten sich unmögliche Maßstäbe setzen, unmenschliche Disziplin halten, sich sogar von ihren eigenen Kreisen absondern. Aber welche Wahl hatten sie gehabt?
    Und jetzt würden sie wieder entdecken, was das alte Ritual hätte bewirken können …
    Damon sah Callista nicht an, aber er fühlte , wie ihre starre Haltung schmolz, die körperliche Verkrampfung sich lockerte, die Anspannung wie Wasser aus ihr davon floß. Sie war in einen Sessel gesunken. Damon drehte sich um und sah, daß sie lächelte, sich reckte wie eine Katze und für Andrew ihre Arme ausbreitete. Andrew kam und kniete sich neben sie. Wehmütig dachte Damon an das entzückende Kind im Turm, das Tag um Tag mehr von seiner bezaubernden Spontaneität verlor, die sich langsam in sprödes, angespanntes Schweigen verwandelte. Das Herz tat ihm weh, als er jetzt ein bißchen von diesem Kind in dem süßen Lächeln wieder fand, das Callista Andrew schenkte. Andrew küßte sie, erst zögernd, dann mit wachsender Leidenschaft. Als der vierfache Rapport sich um sie zu weben begann, nahmen sie für einen Augenblick alle an dem Kuß teil. Aber Andrew, dessen eigene Hemmungen von dem Kireseth abgebaut waren, ging ein bißchen zu schnell vor. Seine Arme schlossen sich fester um Callista, er drückte sie an sich, und das stärker werdende Fordern seiner Küsse machte ihr Angst. In plötzlicher Panik riß sie sich von ihm los, stieß ihn mit der ganzen Kraft ihrer Arme weg. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Furcht.
    Damon spürte die doppelte Struktur ihrer Angst: Teils

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