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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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meiner Katzen vergiftet«, schloß sie, »schon damals war ich – und bin es bis heute – überzeugt, daß Robert Jablonski seine Finger im Spiel hatte.«
    »Warum hast du mir denn von dem Auge nichts erzählt? « fragte Wolfgang entsetzt.
    Leona zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, ich fürchtete, mich lächerlich zu machen. Ich hatte schon so viel Lärm um die vergiftete Katze veranstaltet, und niemand hat meine Vermutung wegen Robert so richtig geteilt. Ich wollte nicht dastehen als Frau mit Verfolgungswahn.«
    »Woher kannten Sie Jablonski?« fragte Weissenburger.
    In kurzen Worten erzählte sie ihm die Geschichte einer Affäre – bis zu ihrem Ende.
    »Er stieg in ein Taxi, das ihn zum Bahnhof bringen sollte«, schloß sie. »Er wollte zurück nach Ascona. Aber die ganze Zeit hatte ich ein merkwürdiges Gefühl.«
    »Inwiefern?«
    »Es war zu glatt gegangen. Ich machte Schluß mit ihm, und er nahm es ziemlich gelassen hin. Er kämpfte nicht,
    versuchte nicht, mich umzustimmen.«
    »Nicht alle Männer werden zu reißenden Wölfen, wenn ihnen eine Beute entgeht«, meinte Weissenburger. »Manche können durchaus mit einer Zurückweisung fertig werden. «
    In seiner Stimme, in seinen Worten schwang Ironie. Er mochte Frauen nicht besonders, und er fand, daß sie herumzickten, was auch immer geschah: Kämpfte ein Mann um sie, schrien sie in Windeseile etwas von sexueller Belästigung. Kämpfte er nicht, unterstellten sie ihm, ein Psychopath oder schwul zu sein. Weissenburger hatte sich vor sechs Jahren scheiden lassen, und er beglückwünschte sich noch heute jeden Tag von neuem dazu.
    »Sehen Sie, der Grund, weshalb ich mich von Robert trennte, lag in seinem extrem besitzergreifenden Verhalten mir gegenüber«, entgegnete Leona ruhig, entschlossen, sich nicht provozieren zu lassen. »Er verlor völlig die Nerven, wenn ich irgend etwas sagte oder tat, was er als Abkehr von sich oder von meinen Gefühlen für ihn interpretieren konnte. Er ging dabei über jedes normale Maß hinaus. Daher schien mir die Ruhe, mit der er das Ende hinnahm, unheimlich. Aber natürlich dachte ich zugleich, daß ich mich da in etwas hineinsteigerte. Daß ich hysterisch sei. Es war eine Situation, die mich nervlich ziemlich überforderte.«

    »Hm«, machte Weissenburger wieder. Er kritzelte etwas auf seinen Zettel, dann fragte er: »Der Täter – ich möchte mich jetzt noch nicht in der Person festlegen – muß ja irgendwie ins Haus gekommen sein, nicht wahr?«
    »Sie meinen, der Täter, der Paul niedergeschlagen hat?« wollte Leona wissen. »Oder der, der damals das Tierauge in meine Dusche legte?«
    Weissenburger lächelte. Es war das erste Mal, daß er im Laufe dieses Gespräches die Lippen verzog, aber er sah dadurch keineswegs sympathischer aus. Sein Lächeln war dünn und freudlos.
    »Interessant, wie Sie das formulieren, Frau Dorn. Es könnte sich also Ihrer Meinung nach um zwei Täter handeln? «
    »Eigentlich nicht. Es war eine ungeschickte Formulierung von mir, aber …«
    Er hob die Hand und unterbrach sie damit. »Nein, nein. Ich sehe es nämlich auch so. Zwei Täter. Ich halte es durchaus für möglich, daß sich Ihr abgewiesener Verehrer …«
    Komisch, er nennt ihn auch Verehrer , dachte Leona. So, wie ihn auch Wolfgang am Anfang immer genannt hat. Verehrer . Ein altmodisches Wort, mit dem man Blumensträuße, Pralinengeschenke und anbetende Briefe in Verbindung bringt. Das Wort hatte in ihrer Vorstellung nichts mit Robert zu tun, aber aus einem unerfindlichen Grund schienen es die Leute gern für Robert zu benutzen.
    »… hier hereingeschlichen und dieses Auge in Ihrer Dusche plaziert hat«, fuhr Weissenburger unterdessen fort. »Ein solches Auge kann man in jedem Schlachthof bekommen. Ich würde dabei nicht einmal an Rache denken. Er wollte Sie ärgern, erschrecken. Ihnen eins auswischen. Auf eine geschmacklose, aber letztlich ungefährliche Weise.«
    »Und die vergiftete Katze?«

    »Zufall. Ein Unglück. Was glauben Sie, wie viele Katzen sich jeden Tag vergiften, weil sie irgend etwas fressen, das nicht für sie bestimmt ist.«
    »Also haben wir ein Unglück«, sagte Leona, »einen gekränkten … Verehrer, der mich ärgern will, und einen … ja, was? Wer hat meinen Schwager halb tot geschlagen?«
    »Ein Einbrecher. Ja, ich weiß …« Weissenburger hob erneut abwehrend die Hand, als er sah, daß Wolfgang den Mund öffnete. »Ein Einbrecher in Anführungszeichen. Offensichtlich wurde ja nicht eingebrochen. Aber

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