Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
fensterlosen Laden, der das Anwesen Borreschs mit der Strasse der Waffen verband, war wie eine tiefschwarze Wolke. Bemüht, keinen Laut zu machen, schlich Herm in Richtung der Waffenständer an der Wand, die sich links neben dem Eingang von der Strasse befinden musste. Er hatte die wundervoll gearbeitete Hellebarde, die dort hing, noch gut in Erinnerung und eine Waffe war genau, was er jetzt brauchte.
Sie hatten sich entschlossen, getrennt in den Laden zu schleichen, Kira links, er selbst rechts und Borresch zu seinem Tresen, wo er nach eigenen Angaben ein Alarmhorn gelagert hatte. Ein kräftiger Stoss ins Horn wäre noch auf große Entfernung zu hören und würde trotz des Festes in der Stadt für Aufmerksamkeit sorgen und das war genau, was sie jetzt brauchten.
Gerade hatte Herm die Wand erreicht, an der auch die Hellebarde hängen musste, die er so unbedingt in seinen Händen halten wollte, als ein lautes verspottendes Lachen die Stille durchschnitt. In demselben Augenblick wurde der Raum schlagartig in grünes Licht gehüllt, was drei Schmerzensschreie von Herm, Kira und Borresch bewirkte, als sie gleichzeitig geblendet wurden.
„Nicht zu fassen, dass ich dich hier finde, wo ich halb Begos nach dir abgesucht habe. Wir beide werden heute noch viel Spaß haben, aber erst habe ich noch etwas zu erledigen.“ Die Stimme, die aus allen Richtungen des Raumes gleichzeitig zu kommen schien, war eiskalt und hatte einen Klang von Grausamkeit, der Herm einen Schauer über den Rücken jagte. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das grüne Licht und so konnte erdie Umrisse des Raums wahrnehmen. Kiras Silhouette befand sich ihm gegenüber, ebenfalls stillstehend und mit erhobenen Armen, um ihre Augen zu schützen. Borresch hatte anscheinend den Tresen erreicht, doch Herm bezweifelte, dass er momentan in der Lage sein würde, in ein Signalhorn zu stoßen.
In der Mitte des Raums stand eine weitere Gestalt und Herm brauchte nicht viel Phantasie, um zu erahnen, dass es sich dabei sowohl um die Quelle des kalten Gelächters wie auch des grünen Lichts handelte. Der Magier hatte auf sie gewartet, und nun standen sie für ihn wie auf dem Präsentierteller.
„Warum nur sind alle Wächter alte Männer? Bedeutet das nicht, dass ihr bald ausgestorben sein werdet? Nun, ich habe nur beschränkt Zeit, erlaubt mir euch zu beim Aussterben zu helfen.“ Kaum hatte die Gestalt, die Herm inzwischen als Mann in grünen Roben erkannte, seinen Satz beendet, erhob er seine rechte Hand in Richtung Borreschs und schloss seine Faust. Mit einem Gurgeln brach Borresch umgehen auf dem Tresen zusammen, mit seinen Armen wild in der Luft rudernd, als würde er von einer unsichtbaren Hand gewürgt.
Sofort griffen Kira und Herm an. In demselben Augenblick, in dem Herm seine beiden langen Messer gezielt auf Hals und Kopf des Magiers warf, sprang Kira direkt auf den Mann in den grünen Roben zu, ihr Gesicht zu einer Fratze des Hasses verzerrt. „Mörder!“
Fasziniert sah Herm, wie die Messer wenige Zentimeter vor dem Körper des Magiers in der Luft anhielten, als würden sie in einer unsichtbaren Wand stecken. Kiras Angriff war nicht weniger erfolglos, seine freie Hand nutzend stoppte der Magier ihren Sprung in der Luft und hielt sie dort fest, als wäre sie von unsichtbaren Ketten gehalten. Dann ballte er die Hand zur Faust und brachte ein breites Grinsen in sein Gesicht, als er dieersten Schmerzensschreie der jungen Kämpferin hörte, die sich in seinem unsichtbaren Griff wand.
Mit schneller werdendem Pulsschlag starrte Herm wie gelähmt vor Wut auf das grausame Schauspiel vor seinen Augen. Die Schmerzensschreie Kiras klangen unerträglich in seinen Ohren wieder, während seine eigene Machtlosigkeit die Wut nur weiter steigerte. Dann spürte er es. Wie schon zuvor begann Energie in seinem Körper zu pulsieren, sein Puls wurde immer schneller und schien zu rasen. Mit einem tiefen Atemzug versuchte Herm, die Kontrolle zu behalten, doch mehr und mehr Energie durchströmte ihn, bis sich sein Blut heiß und kochend anfühlte.
Mit flammenden Augen fokussierte er sich auf den Magier und versuchte all die Kraft, die wie ein wilder Sturm in seinem Körper wütete, unter Kontrolle zu bringen. In demselben Augenblick sah der Magier zu ihm und sein arrogant gelangweilter Gesichtsausdruck änderte sich auf der Stelle.
Mit einem Ausdruck von Überraschung und Verwirrung sah er Herm direkt in seine Augen und schien sich nun komplett auf ihn zu konzentrieren.
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